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Pfefferspray gegen Bären

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Aus Angst vor Bären ist die Nachfrage nach Pfeffersprays in Südtirol gestiegen – richtige Anti-Bärensprays wie in den USA sind in Italien aber streng verboten.

von Lisi Lang

Was kann man tun, wenn man im Wald einen Bären trifft? Wie soll man sich verhalten? Wie kann man sich schützen? Nach der tödlichen Bärenattacke im Trentino ist die Sorge bei vielen Bürgern groß, wenn sie in den Wald gehen. „Viele machen sich Gedanken, wie sie sich im Notfall verteidigen könnten“, weiß Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes, „und viele meinen dann, dass Pfefferspray die ideale Lösung sein könnte.“ Genährt werde diese Annahme durch die sozialen Medien und das Internet, wo gerne auf Beispiele aus Amerika verwiesen wird, weiß Terzer.

Auch in Südtirol ist zuletzt die Nachfrage nach Pfefferspray gestiegen. „Es sind wirklich Leute zu uns ins Geschäft gekommen, die mit einem Waffengeschäft sonst eigentlich nichts zu tun haben, und haben Pfefferspray gekauft“, sagt Michael Lentsch vom Waffengeschäft Armory in Salurn. Direkt nach der tödlichen Bärenattacke sei die Nachfrage stark gestiegen, zuletzt habe sich die Situation wieder beruhigt. Auch weil die Frage im Raum steht, ob die Pfeffersprays, die legal im Handel erhältlich sind, im Falle eines Bärenangriffs wirklich hilfreich sind.

Pfefferspray ist nicht gleich Pfefferspray. „In Italien sind nur Pfeffersprays mit maximal 20 ml Füllmenge und einer Reichweite von maximal drei Metern zulässig“, erklärt Michael Lentsch. Nur diese Pfeffersprays dürfe man legal kaufen und bei sich tragen. „Alles was darüber hinausgeht, ist nicht zulässig“, erklärt der Waffenexperte.

Anti-Bärensprays, wie man sie aus den USA oder Kanada kennt, sind in Italien also nicht zugelassen und im Handel auch nicht erhältlich. „Bärensprays sind in Italien streng verboten und gesetzlich einer Waffe gleichgestellt – ein Bärenspray enthält meist 400-500 ml Flüssigkeit, hat eine viel größere Reichweite und überschreitet damit bei weitem die Limits in Italien“, sagt Benedikt Terzer und ergänzt, dass ein Bärenspray in Italien gleich eingestuft ist wie ein Gewehr oder ein Revolver.

Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass man Bärensprays relativ einfach im Internet kaufen kann. „Das ist eine gefährliche Irreführung“, betont Terzer, „einige wissen vielleicht, dass diese Bärensprays in Italien nicht erlaubt sind, kaufen sie aber trotzdem, vielen ist diese Tatsache aber nicht bewusst“, weiß der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes. Aber das kann Folgen haben, da der Besitz von illegalen Bärensprays in Italien strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, warnt Benedikt Terzer.

Bärensprays sollen demnächst aber auch in Italien zugelassen werden – allerdings nur für Förster. Im Rahmen der aktuellen Fragestunde in der Kammer hat der Minister für Beziehungen mit dem Parlament, Luca Ciriani, kürzlich angekündigt, dass die Regierung grünes Licht für die Zulassung von Bärensprays im Trentino und in Südtirol geben will – aber eben nur für Förster.

Der Geschäftsführer des Jagdverbandes geht auch nicht davon aus, dass es eine weitere Ausweitung dieser Erlaubnis für alle Bürger – wie von der Lega gefordert – geben wird. „Das Tragen von Waffen ist in Italien verboten, nur in Ausnahmefällen dürfen Waffen getragen werden“, erklärt Terzer. „Und wenn man so ein Bärenspray legalisieren würde, hätte man wahrscheinlich das Problem, dass Menschen leicht in den Besitz dieser Waffe gelangen könnten, die dann auch für Überfälle usw. eingesetzt werden könnte“, so Terzer. Das sei ein zweischneidiges Schwert.

Der Jagdverband hat die Politiker in Rom allerdings ersucht, eine etwaige Freigabe für die Förster auch auf die Jagdaufseher auszudehnen. „Jagdaufseher sind im Trentino und in Südtirol sehr wohl in diese Monitorings involviert und Tag und Nacht unterwegs“, erklärt Terzer, weshalb Jagdaufseher potentiell genauso gefährdet wären wie ein Förster. „Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die Liberalisierung so weit geht, dass man als normaler Verbraucher Bärensprays erwerben und mitführen darf“, meint der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes.

Einen normalen, legalen Pfefferspray kann man also durchaus kaufen und auch in den Rucksack packen, ob das wirklich hilfreich ist, wenn man einem Bären begegnet, lassen die Experten offen. Immerhin ist die Reichweite viel geringer als bei einem richtigen Bärenspray und zudem würden Studien belegen, dass man den Spray im Notfall direkt griffbereit haben müsse – und nicht erst im Rucksack suchen kann.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • criticus

    Pfefferspray für Förster? Dachte die sitzen immer nur im Büro oder im Auto und fahren mit Zettel von einem Amt zum anderen. Im Wald sehe ich kaum einen Förster. Außer in der „Coronazeit“, da lernten die ihren Wald ein wenig kennen.
    Und wie wäre es, wenn diese sogenannten Bärenexperten uns die Vorschläge im Bärenkäfig vorführen würden? Wäre eine bärige Sache und praxisorientierter Unterricht.

    • rumer

      Gegen Wölfe hilft Birkenzucker, 3-4 Gramm pro Kilogramm Lebendgewicht.

      • tiroler

        Förster, die ja schon eine Waffe bei sich tragen und sowieso immer zu zweit sind dürfen also auch Pfefferspray bei sich tragen?
        Das ist doch lächerlich.
        Der Pfefferspray würde den Wanderern helfen micht den Förstern. Es wird leider so sein müssen, dass es weitere Todesopfer braucht bis die Verantwortlichen aufwachen . Die selbsternannten Tierschützer ind Grüninnenbleiben sowieso in ihrer Traumwelt vom Teddybär

  • @alice.it

    Der deutsche Bärenflüsterer Andreas Kieling ist vor wenigen Wochen von einem Bären buchstäblich skalpiert und an Händen und Armen schwer verletzt worden. Er hat die Menschheit gleich nach dem Angriff wissen lassen, dass es dem Bären Gott sei Dank gut geht.

  • tiroler

    Förster, die ja schon eine Waffe bei sich tragen und sowieso immer zu zweit sind dürfen also auch Pfefferspray bei sich tragen?
    Das ist doch lächerlich.
    Der Pfefferspray würde den Wanderern helfen micht den Förstern. Es wird leider so sein müssen, dass es weitere Todesopfer braucht bis die Verantwortlichen aufwachen . Die selbsternannten Tierschützer ind Grüninnenbleiben sowieso in ihrer Traumwelt vom Teddybär

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