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Was Widmann will

Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Chef Philipp Achammer reagieren auf die Provokationen von Thomas Widmann nicht. Wie sie ihn auflaufen lassen wollen.

von Artur Oberhofer

Einige politische Beobachter im Lande witterten bereits den großen Showdown.

Als die Tageszeitung „Dolomiten“ am vergangenen Freitag für den darauffolgenden Tag ein großes Interview mit Thomas Widmann ankündigte (so etwas hat das Tagblatt bislang noch nie gemacht), dachten viele, der Ex-Landesrat, der über den „Freunde im Edelweiß“-Skandal gestolpert ist, würde Spektakuläres wie etwa die Gründung einer neuen Partei ankündigen.

Das ganzseitige „Dolomiten“-Interview, das dann am Samstag erschien, war nichts anderes als eine Wiederholung jener Thesen und Attacken gegen den Landeshauptmann, die Widmann bereits bei seiner One-Man-Show auf Rai Südtirol dargelegt hatte.

Ob Thomas Widmanns Plan, sich doch noch auf die 10-er-Liste zu poltern, aufgeht, bleibt abzuwarten. Ein Ziel hat der Ex-Landesrat bisweilen nicht erreicht: den LH und den Parteiobmann aus der Reserve zu locken.

Sowohl Landeshauptmann Arno Kompatscher als auch Parteiobmann Philipp Achammer wollen zur Angelegenheit Widmann nicht Stellung beziehen. Deren Kalkül: Nur weil einige Medien dem in Ungnade gefallenen Ex-Landesrat eine Bühne bieten, müssten sie nicht auf den Propaganda-Karren aufspringen.

Ob Thomas Widmanns Spiel aufgeht, ist fraglich. Parteiintern hat der Ex-Landesrat ein weit schlechteres Standing als er selbst glauben machen will. Einflussreiche Funktionäre sagen hinter vorgehaltener Hand, Thomas Widmann könne nicht einerseits einen Platz auf der SVP-Liste beanspruchen und gleichzeitig den LH bei jeder Gelegenheit befetzen. Widmanns Rechnung gehe nicht auf, heißt es in den Korridoren der SVP-Zentrale in der Brennerstraße.

Aber was will Widmann wirklich?

Begonnen hat der vorerst letzte Akt des Polit-Theaters rund um Thomas Widmann mit dem Auftritt des Ex-Landesrates in der Rai Südtirol-Sendung „Im Fokus“. Es ist inzwischen bekannt, dass dieses Rai-Interview Bestandteil eines Gentlemen Agreements war. Thomas Widmann verzichtete nämlich auf eine Medienklage gegen Rai Südtirol, die er wegen der seiner Meinung nach zu einseitigen Berichterstattung zum „Freunde im Edelweiß“-Skandal anstrengen wollte – im Gegenzug bekam Widmann eine Entschuldigung von Chefredakteurin Heidy Kessler (in Gestalt eines wohlwollenden Kommentars) und den prominenten Auftritt in der Sendung „Im Fokus“.

In dieser Sendung hat Thomas Widmann den Versuchsballon gestartet und aufgrund der Rückmeldungen (Widmann: „Habe rund 500 WhatsApp-Mitteilungen erhalten“) entschieden, noch einmal nachzulegen mit dem „Dolomiten“-Interview.

Thomas Widmanns Plan ist offenbar jener einer sanften politischen „Erpressung“: Er droht seiner Partei (allen voran dem LH und dem Obmann) unverhohlen damit, eine eigene Partei oder Liste zu gründen.

Er sagt: Wenn er nicht auf der SVP-Liste kandidieren dürfe, dann gehe er, er nehme einige wichtige Parteifreunde und Exponenten aus dem Lager der Luis-Durnwalder-Nachtrauernden mit, gründe eine Partei, so dass die SVP keine Regierungsmehrheit mehr hat.

Thomas Widmann schätzt sein Potential mit einer bürgerlich-liberalen Liste auf 10 bis 12 Prozent.

Enge politische Weggefährten von Thomas Widmann sagen, er räche sich damit bei Landeshauptmann Kompatscher, der ein Veto gegen seine Wiederkandidatur eingelegt habe.

Aus Kompatschers Umfeld wiederum heißt es: Es habe nie ein Veto des Landeshauptmannes gegen Widmann gegeben, Arno Kompatscher habe lediglich für sich persönlich entschieden, dass er auf keine Liste gehe, in der auch Thomas Widmann aufscheint.

Genau das habe Kompatscher deponiert. Und daran werde er sich auch halten.

Sprich: Wenn die Partei doch noch entscheiden sollte, Thomas Widmann auf die Liste zu nehmen, dann gehe er von der Liste.

Veto oder Nicht-Veto: Es geht also um sprachliche Feinheiten.

Die große Versöhnung, die vom Flügel der Nostalgischen im Edelweiß als mögliches Szenario einer Deeskalation immer wieder ins Spiel gebracht wird, könne es auch aufgrund der letzten medialen Attacken von Thomas Widmann gegen den LH nicht mehr geben, heißt es in der Partei.

Es sei schon zu viel Porzellan zerschlagen worden. Die SVP verlöre in so einem Fall ihre Glaubwürdigkeit.

Thomas Widmann ist es außerdem nicht gelungen, einen Keil zwischen Landeshauptmann und Obmann zu schlagen. Im Gegenteil: Durch seine Attacken gegen den LH, die der SVP zwar viel mediale Aufmerksamkeit bescheren – auf Kosten der sich bereits im Wahlkampfmodus befindlichen Oppositionsparteien –,zwingt Widmann den LH und den Obmann dazu, an einem Strang zu ziehen.

Wobei man wissen muss, dass das Vertrauensband zwischen Thomas Widmann und Philipp Achammer bereits vor einem Jahr gerissen ist, als der SVP-Chef den Rausschmiss Widmanns aus der Regierung nicht verhindern konnte.

Dass Thomas Widmann tatsächlich auf totale Konfrontation schaltet und mit einer eigenen Liste bei den Wahlen antritt, bezweifeln sogar gute Widmann-Freunde. Sie argumentieren: Thomas Widmann sei familiär so SVP-geprägt, dass er selbst eine Kandidatur auf einer anderen Liste als Verrat empfinden würde.

Das neueste Gerücht, dass der SVP-„Rebell“ Thomas Widmann für das Team K antreten könnte, dementiert derweil Paul Köllensperger energisch: „Sicher nicht.“

Das Gerücht war entstanden, weil Thomas Widmann in seiner Breitseite gegen Arno Kompatscher auch den vom Team K aufgedeckten Skandal rund um die Santnerpass-Hütte und den Grundverkauf im Naturschutzgebiet Rosengarten angesprochen hatte.

Landauf, landab werde Nachhaltigkeit gepredigt, kritisierte Thomas Widmann, „und dann baut man für viel Geld eine Schutzhütte, verkauft einen Teil eines Berges, der der Allgemeinheit gehört …“

Was Thomas Widmann nicht sagte: Der entsprechende Beschluss (Nr. 484 vom 11. Juni 2019) zum Grundverkauf wurde von der Landesregierung einstimmig gefasst.

Mit der Stimme von Thomas Widmann.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (32)

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  • andreas

    Den Widmann würde ja nicht mal mehr seine Frau wählen….
    Er soll sich den gierige Altmandataren anschließen, er passt gut zu Pahl, Munter und dem Vorbestraften aus Pfalzen welche meinen, ohne sie geht die Sonne nicht mehr auf.

    Wobei, zu Team K würde ein Opportunist wie er auch gut passen, mehr Schein als Sein und er könnte Dr. Ploner etwas unterstützen, das Gesetz zur Regelung der Höchstbezüge von 15 000 Euro monatlich auszuhebeln und es ev. als „im Sinne der Autonomie“ verkaufen.
    Unersetzbare Koryphäen wie die Beiden sind, würden ihnen das sogar ein paar tolpatschige Wähler abkaufen.

  • foerschtna

    Dann sind wir mal gespannt, wann Franceschini und Oberhofer den 2. Teil der „Freunde im Edelweiß“ auflegen…

  • leser

    Der turbothommy steht halt für raubrittertum, übervorteilung schlaumeiermentalität und Ausbeutung der Gesellschaft
    Also so schlecht würde er nicht reinpassen in die Landesregierung
    Gab es doch in den letzten 25 Jahren reichlich kriechtiere um lande die genau diese Spezies angebetet haben
    Es wäre schon verwunderlich wenn sie das wahlschaf geändert hat

  • vinsch

    Also wenn man dem Team K nur die 600 Euro Affäre vorhalten kann, dann ist es die sauberste Partei, die man im Herbst wählen kann. Denn eine SVP mit ihren Skandalen , ihrem mangelnden Demokratieverständnis und vor allem den fehlenden Resultaten ist ja wohl kaum wählbar mit oder ohne Widmann.

  • hermannh

    Widman ist eine Schande! Ich wette, dass er fürs Team-K(aputt) kandidiert, der passt super zum Team-k-Messias. Sind die beiden Nullnummern Zwillinge?

  • heinz

    Die Volkspartei gibt ein miserables Bild ab: verstritten, uneinig, ein Skandal nach dem anderen, anstatt Politik für die Bürger*innen zu machen.
    Die SVP ist unwählbar geworden.

  • dn

    Wahlschafe werden im Herbst abgetrieben. Da braucht es keinen Sommer. Nicht mal sommer1.

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