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Die Stromschlag-Gefahr

Eine 16-Jährige ist in Italien durch einen Stromschlag gestorben, weil ihr beim Baden das ladende Handy in die Badewanne gefallen ist. Wie gefährlich ist das Handy beim Baden?

von Lisi Lang

Eigentlich jeder hat als Kind gehört, dass elektrische Geräte in der Nähe der Badewanne nichts verloren haben, wahrscheinlich kennt jeder das eine oder andere Bild, das zeigt, dass man mit einem Föhn nicht in die Nähe der Badewanne darf. Warum? Wasser ist ein besonders guter Stromleiter. Das bedeutet, dass es extrem gefährlich werden kann, wenn Wasser in Verbindung mit Strom kommt.

Dass man mit einem Föhn also nicht in die Nähe einer vollen Badewanne kommen darf, ist vielen durchaus bewusst, bei anderen Geräten, die zu einem täglichen Begleiter im Alltag geworden sind, ist das Bewusstsein leider oft nicht ganz so ausgeprägt.

In Italien hat sich Anfang des Monats ein tragischer Unfall ereignet: Ein 16-jähriges Mädchen wurde durch einen Stromschlag in der Badewanne getötet. Wie nationale Medien berichten, soll das Handy des Mädchens, das an einem Ladekabel hing, während eines Telefonats ins Wasser gefallen sein.

Der Fall der 16-Jährigen in Italien schockiert. Vor allem weil sich viele die Frage stellen, wie so etwas passieren konnte. Aber während akkubetriebene Handys aufgrund niedriger Spannung keine Gefahr darstellen, erklären Experten, könnten Handys, die an das Ladegerät angeschlossen sind, zu einem tödlichen Stromschlag führen, wenn sie beim Baden in die Wanne fallen.

Die Grundregel ist klar: Wasser und Strom vertragen sich nicht. „Man sollte in der Nähe von Duschen oder Badewannen überhaupt keine Elektrogeräte verwenden“, sagt Florian Alber, Kommandant der Berufsfeuerwehr Bozen. Deswegen sei durch elektrotechnische Normen auch vorgesehen, dass Kabel für beispielsweise Föns nicht zu lang sind, um genau solche Vorfälle zu verhindern, erklärt der BF-Kommandant.

Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Leute das E-Book mit in die Badewanne nehmen, mit dem Handy Musik hören wollen oder auch telefonieren. Die Elektrogeräte selbst sind aber nicht das große Problem, sagt der Experte. „Das Gerät selbst ist nicht gefährlich, weil es mit drei bis fünf Volt betrieben wird, also Niederspannung“, erklärt Alber. Zudem seien Handys mittlerweile oft wasserdicht.

Gefährlich wird es, wenn die Geräte an der Steckdose hängen. „Es ist ein Trugschluss zu meinen, dass über diese Ladegeräte nur Niederspannung herauskommt“, erklärt Alber, „aufgrund der speziellen Schaltung dieser Stecker ist das nicht immer so – das ist wirklich gefährlich“. Bei einem Föhn sei die Gefährlichkeit eigentlich jedem bewusst. „Aber bei einem Handystecker, den man tagtäglich in der Hand hat, fehlt vielleicht ein bisschen die Sensibilität, dass es lebensgefährlich sein könnte“, so Florian Alber.

Auch Martin Haller, lvh-Obmann und Elektrotechniker, verweist auf den Grundsatz, dass Wasser und Strom getrennt gehören: „Wenn das Handy geladen wird, kommt die Energie vom Netz – und dann kann es gefährlich werden.“ Zudem seien viele Produkte, auch Ladekabel und Netzteile mittlerweile immer günstiger erhältlich, und oft gehe das auf Kosten der Sicherheit. „Man kann oft Unterschiede zwischen den Geräten beobachten, was die Bauweise oder die Materialien betrifft“, so Haller.

Der lvh-Obmann plädiert insgesamt dafür, dass der Ladevorgang immer beaufsichtigt werden sollte – sei es bei kleinen Elektrogeräten aber auch bei E-Bikes. „Vor allem wenn man Geräte nachts lädt, muss man wirklich vorsichtig sein“, erklärt Haller, der auch empfiehlt, einen Rauchmelder im Zimmer zu installieren. „Ein direkter Schlag ist sicher gefährlich, aber es geht auch um die Brandgefahr, wenn es Fehlfunktionen gibt“, erklärt Haller.

Der Kommandant der Berufsfeuerwehr betont, dass sich in den letzten Jahren auf technischer Ebene viel verbessert habe und es glücklicherweise nur wenige Todesfälle im Zusammenhang mit Stromschlägen gebe. „Aber die Grundregel bleibt: Elektrogeräte haben in der Nähe von Wasser nichts zu suchen“, unterstreicht Alber.

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