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„Nicht fragen, sondern tun“

Der Verein Südtiroler Ärzte für die Welt zieht Bilanz. Schlüsselwort 2022: Loving Home. Das geht, wenn es Medizin, Bildung, Wasser gibt. Oder anders: Perspektive.

Übers Meer bringen Träume die Menschen. Zerplatzt, sobald sie unsere Küsten erreichen. Aber: Daheim bleiben, das muss man können. Zukunft sehen. Zuversicht spüren. Perspektive haben.

„2022 hat wieder einmal gezeigt, dass wir mit unseren Hilfsprojekten richtig liegen. Loving Home, dieses Gefühl müssen wir Menschen geben“, nennt es Toni Pizzecco, Präsident des Vereins Südtiroler Ärzte für die Welt bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag.

Helfen an der richtigen Stelle. 2022 haben die Südtiroler Ärzte für die Welt 32 Projekte in 11 Ländern unterstützt. 20 Mitglieder waren im Einsatz. Weit über 1000 Menschen aus Südtirol haben dem Verein den Rücken gestärkt: 86 Prozent des Projektbudgets stammen aus Spenden.

Für die Südtiroler Ärzte für die Welt heißt das: investieren in Medizin, Bildung, Trinkwasser. Kinder, die kilometerweit laufen müssen, um Wasser zu holen, schaffen es nicht in die Schule. Wer nichts lernt, baut jedoch keine Existenz auf. Es ist ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

2022 hat der Verein einige Projekte zu Ende gebracht. In sieben Schulen in Afrika wurden neue Klassenräume eingeweiht. Die Schule im äthiopischen Dubbo ist sogar so begehrt, dass mit den Schulgebühren der Familien nun die Gehälter der Lehrpersonen gezahlt werden.

In Nepal und Äthiopien sind Nähkurse für Frauen und Mädchen gestartet. Die Berufsschule in Emdibir in Äthiopien wurde um den Zweig Informatik erweitert. Im nepalesischen Dhulikhel-Hospital wurde ein Container in eine Optikerwerkstatt umfunktioniert. So können Sehbrillen jetzt sofort nach der Visite angefertigt werden. Und Trinkwasser kam in gute Bahnen wie jedes Jahr: 114 Brunnen liefern jetzt Wasser für 50.000 Menschen.

Ein Herzensprojekt seit gut zehn Jahren: das Krankenhaus Attat südlich von Addis Abeba.

Das Hospital genießt einen guten Ruf. 2022 sind die Geburten sowie die chirurgischen Eingriffe gestiegen, ebenso die stationären Aufenthalte. Wenn nicht erweitert wird, wird in Geräte investiert, in Medikamente, in Ausbildung.

Überhaupt die Not. Immer wieder ist sie 2022 akut. Als spielten Politik und Natur mit Dominosteinen. Krieg, Erdbeben, Taliban.

Der Verein sucht Verbündete. Mit der Landesrettung Weißes Kreuz liefern die Südtiroler Ärzte unter der Leitung von Franco De Giorgi Medikamente und Hilfsmittel an zwei Kinderkrankenhäuser in Kiew und Odessa. Schon knapp nach Kriegsausbruch in der Ukraine haben die Hilfspartner ein medizinisches Ambulatorium im Flüchtlingscamp Vojany eingerichtet; Ärztinnen und Ärzte aus Südtirol reisten dorthin, um Flüchtlinge zu versorgen. Hilfspakete nach Syrien brachten die Helfenden mit den Menschen in Kontakt: Jetzt wird in Aleppo in Zusammenarbeit mit der NGO WeWorld eine zerstörte Schule wieder aufgebaut. In Afghanistan schöpfen 240 Frauen und Witwen durch monatliche Unterstützung wieder Hoffnung.

Unter den helfenden Händen sticht eine besonders hervor.

Der Helping Hands Preis 2022 geht an Stefan Haller von der Sennerei Algund. Unter Hallers Leitung haben Südtirols Milchhöfe in Äthiopien eine Käserei mit derzeit drei Mitarbeitern auf die Beine gestellt. „Geld macht es möglich. Die wahre Stärke unseres Vereins sind jedoch die Menschen wie Stefan Haller, die nicht lang fragen, sondern tun“, würdigt Gabriele Janssen Pizzecco, Geschäftsführerin des Vereins, den Preisträger.

Alle Aktionen der Südtiroler Ärzte für die Welt sind darauf ausgerichtet, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können. Deshalb fördert der Verein vor allem Projekte, die auf lange Sicht Einkommen generieren. Gabriele Janssen Pizzecco: „Die Käserei Happy Cheese ist ein gutes Beispiel, wie mit Entwicklungshilfe auch Einnahmequellen geschaffen werden.“ Ein erster Schritt zu Loving Home.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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