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„Den Worten Taten folgen lassen“

Der Heimatpflegeverband kritisiert: „Beiträge von bis zu 75 Prozent für Aufstiegsanlagen sind nicht mehr zeitgemäß.”

„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Welt und uns Menschen“, betonte die durch Neuwahl bestätigte Obfrau des Heimatpflegeverbandes Südtirol Claudia Plaikner bei der 73. Hauptversammlung in Obervintl.

An die Versammlung und speziell an die anwesenden politischen Verantwortungsträger richtete Plaikner die klare Forderung, mit aller Kraft dem Verbau der Landschaft und dem maßlosen Verbrauch von Ressourcen entgegenzuarbeiten und „Verantwortung für unsere Heimat zu übernehmen“.

„Wir mischen uns ein, wir äußern unsere Meinung, wir suchen die Diskussion, wir versuchen Korrektiv zu sein.“ So sieht die Obfrau Claudia Plaikner die Rolle der Heimatpfleger*innen in Südtirol. „Die Zeit stellt uns vor viele Herausforderungen, die wir bereit sind anzunehmen“, sagte Plaikner.

Herausforderungen: Verkehr, Tourismus, Wasserverbrauch, Erschließungen

Die 73. Hauptversammlung des Südtiroler Heimatpflegeverbandes Südtirol am 15. April im Ansitz Töpsel in Obervintl stand ganz im Zeichen dieser Herausforderungen, welche die Obfrau ohne Umschweife benannte: der Verkehr, der ausufernde Tourismus, der steigende Wasserverbrauch, die Almerschließungen, der Ausbau von Schutzhütten zu Hotels und so vieles mehr.

Auf Südtirols Landschaft lastet enormer Druck. Dabei steht es ohnehin nicht gut um die Landschaft angesichts des Klimawandels, den Plaikner als „die größte Herausforderung für die Welt und uns Menschen“ ausmachte.

Forderungen an die Landespolitik

Klare Forderungen gingen daher an die anwesende Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer: “Wir wünschen uns weniger Destination Landschaft, im Sinne einer für den Menschen “produktiven” Landschaft. Wir erwarten uns von der Politik eine vorausschauende und klare Positionierung zum Schutz unseres natürlichen und kulturellen Erbes.”

Die angesprochene Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ging denn auch auf die Forderungen der Obfrau ein: Man sei oft konträrer Meinung und vertrete unterschiedliche Positionen, aber suche immer den Dialog. Die Landesrätin dankte dem Heimatpflegeverband für das Verantwortungsbewusstsein für Südtirol und für den unermüdlichen Einsatz der einzelnen Heimatpflegevereine.

Es gehe darum, Heimat und Landschaft der nächsten Generation intakt weiterzugeben. Ein wichtiges Instrument sieht die Landesrätin im Gemeindeentwicklungsprogramm, das für die Heimatpflegevereine und alle Bürger, eine Gelegenheit zum Mitgestalten biete.

Den Worten Taten folgen lassen

In seinem Tätigkeitsbericht betonte auch Geschäftsführer Florian Trojer den steten Einsatz aller Organe des Heimatpflegeverbands für den Erhalt der Kultur- und Naturlandschaft.

Ein Tätigkeitsschwerpunkt war durch zahlreiche Stellungnahmen und Pressemitteilungen der Einsatz „für einen kleinstrukturierten und klimaschonenden Tourismus nach menschlichem Maßstab“. Das gemeinsame „Manifest für mehr Respekt für den alpinen Raum“ mit den alpinen Vereinen stand in Kontinuität zur Forderung nach Unterschutzstellung der Cunfinböden sowie der Einsatz gegen fragwürdige Aufstiegsanlagen und Skigebietserweiterungen.

Lifte: „Beiträge von 75 Prozent nicht mehr zeitgemäß.“

Trojer unterstrich die Forderung des Heimatpflegeverbandes, dass die Auftragsvergabe für Aufstiegsanlagen dringend überarbeitet werden muss: “Beiträge von bis zu 75 Prozent sind nicht mehr zeitgemäß.”

In Sachen Klimaschutz und Verkehrswende ging ein dringender Appell an die Landesregierung, „den Worten Taten folgen zu lassen und alle Gesetze, Bestimmungen und Projekte auf den Klimaschutz auszurichten und entsprechend nachzubessern.”

Heimatpflege ist Klimaschutz: Energieverbrauch drosseln

Dem Klimaschutz wurde denn auch ein eigenes Referat gewidmet. Heimatpflegeverband-Mitarbeiterin Evi Brigl fasste die Eckdaten der Energiewende zusammen:

„Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, brauchen wir vor allem ein Umdenken in unserem Konsumverhalten.“

Oberstes Ziel sei es, den Energieverbrauch zu drosseln, daran müssten sich alle beteiligen. Den verbleibenden Energiebedarf gilt es durch erneuerbare Energien zu gewinnen – nach aktuellem Stand der Technik vor allem aus der Solarenergie durch Photovoltaikanlagen.

Den Heimatpflegern sei durchwegs bewusst, dass die Energiewende das Landschaftsbild verändern wird. Umso wichtiger seien klare politische Richtlinien, wo Anlagen möglich sein dürfen und wo nicht, damit die Energiewende möglichst landschaftsverträglich vonstattengehe und sensible Zonen wie denkmalgeschützte Gebäude ausgespart blieben. „Die Heimatpfleger wollen der Entwicklung kritisch und offen zugleich begegnen und aktiv an Konzepten mitarbeiten. Denn Heimatpflege ist vor allem auch Klimaschutz,“ so der Grundtenor.

Schwerpunktthemen Jugend und Handwerk

Neben dem Schwergewicht Klimaschutz stellten Obfrau und Geschäftsführer auch die laufenden Tätigkeiten vor. Die Heimatmappe, die im Rahmen des Themenjahrs 2022 zur Jugend angestoßen wurde und Unterrichtsmaterialien für die Schule anbietet, wird seit Kurzem mit großem Erfolg in einigen ersten Grundschulklassen erprobt. An den Unterrichtsmaterialien für die folgenden Schulstufen wird bereits eifrig gearbeitet.

Das nächste Themenjahr wird das Handwerk in den Fokus stellen. Der Erhalt traditioneller Handwerkskunst in Kombination mit moderner Technik soll dabei ein Schwerpunkt sein, der zusammen mit Partnerorganisationen erarbeitet wird. Die hohe Kunst des Handwerks im Gegensatz zu industriell hergestellten Produkten sei gerade im Hinblick auf lokale Kreisläufe und den Klimaschutz von großer Bedeutung.

Neuwahlen und Tracht des Jahres

Die für die 73. Hauptversammlung angesetzten Neuwahlen bestätigten den bisherigen Vorstand in seiner Arbeit. Mit großer Mehrheit wurde Obfrau Claudia Plaiknerwiedergewählt, ihr als Stellvertreter zur Seite steht weiterhin Franz Fliri. Neu im Vorstand hinzugekommen ist Bruna Corteletti vom im Herbst neu gegründeten Heimatpflegeverein Branzoll-Bronzol.

Agnes Andergassen von der ARGE Tracht stellte zum Abschluss der Veranstaltung traditionell die Tracht des Jahres vor. Es ist die historische Tracht der Schützenkompanie Katharina Lanz Spinges, die zum 50jährigen Jubiläum der Schützenkompanie 2009 anhand eines 200 Jahre alten Musters gefertigt wurde.

Das besondere an der Tracht ist die Pfoatmit dem besonders gefältetem Kragen. Die Wahl fiel wieimmer geografisch passend zum Versammlungsort.

Die 73. Jahreshauptversammlung fand in Obervintl im Ansitz Töpslstatt, der von Interessierten bereits im Vorfeld der Veranstaltung besichtigt werden konnte.

Neben Ort und Stimmung gab auch die musikalische Umrahmung der Veranstaltungen eine besonders feierliche Note: Die Volksmusikgruppe „Frisch g’strichn“ begleitete passend schwungvoll durch den Nachmittag.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • george

    Claudia Plaickner sprach klare Worte und Arch. Albert Willeit unterstrich diese noch deutlicher, indem er der Landesregierung und der Landesrätin Hochgruber Kuenzer klar das Durcheinander der Raumordnung und die Fehlentscheidungen der letzten Regierung vor Augen hielt.
    Darauf folgte von der Landesrätin nur eine fadenscheinige und recht flachsinnige Replik mit wenig Inhalt und abschweifenden Ausreden.
    Leider gibt jedoch dann doch immer wieder allzu viele Leute in der Organisation, die sich dann trotzdem der Regierungspartei immer wieder bücklings geben. Und genau das ist es, was die jungen Leute nicht akzeptieren und sich für solche Organisationen nicht einspannen lassen. Dabei täte gerade eine radikale Verjüngung dem HPV gut.

  • dn

    Trotzdem ist es wichtig, dass der HPV seine Meinung laut kundtut. Junge Mitglieder finden wäre allerdings notwendig.

  • prof

    Wieso wurde von der SVP auch nicht Frau Claudia Plaikner gefragt worden ob sie nicht für den Landtag kandidieren möchte? Ich glaube Frau Plaikner hätte sehr gute Chanchen gewählt zu werden. Da wird sich wohl Frau Kuenzer enorm gewehrt haben.

  • george

    Werter ‚prof‘. Frau Plaikner ist sicher nicht so ausgerichtet, dass sie sich für eine Partei einspannen lässt, die dauernd vor den Wahlen den Wahlschafen Honig auf die Lippen streicht, aber nachher sich meist nur mehr bestimmten Lobbies widmet.

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