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Die Grenze der Weisheit

Bischof Ivo Muser beging die Karfreitagsliturgie im Bozner Dom. Er erklärte, warum das Kreuz ein Zeichen der Hoffnung sei.

Am Karfreitag, sagte der Bischof, werde das Kreuz zu einem Hoffnungszeichen. „Gott schaute nicht herab aufs Kreuz, Gott hing am Kreuz. Gott ist nicht fern am Kreuz. Und er ist nicht fern der Trauer. Sondern Gott ist mittendrin“, sagte Muser. 

Der Karfreitag steht ganz im Zeichen der Trauer: Es geht um das Leiden, die Kreuzigung und den Tod Jesu – und was das für die Christen bedeutet.  

Der Höhepunkt des Tages ist für die Gläubigen die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr. Diese Feier vom Leiden und Sterben Jesu unterscheidet sich grundlegend von allen anderen Gottesdiensten im Kirchenjahr. Die Liturgie beginnt zur Todesstunde Jesu damit, dass sich die Priester still in der Kirche auf den Boden legen. Ein weiteres Kennzeichen der besonderen Liturgie an diesem Tag ist, sind die Kreuzverehrung und die Großen Fürbitten. 

Zusätzliche Große Fürbitte 

Zunächst hörten die Gläubigen im Bozner Dom die Passionsgeschichte, dann folgten zehn lange Fürbitten für die ganze Kirche, die christlichen Konfessionen, nicht-christlichen Religionen, Atheisten sowie für die gesamte Welt.  

So wie im vergangenen Jahr sind die Großen Fürbitten auch heuer um die Bitte „Für die Menschen in den Kriegsgebieten“ ergänzt worden. Darin heißt es: „Lasst uns beten für die Menschen in der Ukraine und in allen Kriegsgebieten der Erde; für alle, die vor dem Schrecken der Gewalt geflohen und ihrer Heimat beraubt sind.“ 

„Gott ist mittendrin“ 

Bischof Ivo Muser sagte bei der Feier im Bozner Dom: „Das ist die erschütternde Wahrheit des Karfreitags: Gott schaute nicht herab aufs Kreuz, Gott hing am Kreuz. Gott hat sich tief in unseren Schmerz, unseren Verlust, und unseren Tod hineinbegeben. Und er nahm all das in sich selbst auf, damit wir erkennen können, wer Gott wirklich ist. Gott ist nicht fern am Kreuz. Und er ist nicht fern der Trauer, nicht fern im Krankenhaus, nicht fern in der Ukraine und überall dort, wo Menschen leiden. Sondern Gott ist mittendrin.“ 

Dann erklärte der Bischof, weshalb das Kreuz ausgerechnet am Karfreitag zu einem Zeichen der Hoffnung werde:

„Am Karfreitag stehen wir vor dem Kreuz. Wir stellen uns den Fragen, die es aufwirft. Wir stellen dem Gekreuzigten unsere Fragen. Das Kreuz führt unsere Weisheit an die Grenze. Karfreitag, Freitag der Trauer, wörtlich übersetzt. Im Italienischen heißt dieser Tag der Erlösung ‚Venerdì Santo‘. Also der heilige Tag unserer Erlösung. Im Englischen heißt der Tag ‚Good Friday‘. Guter Freitag. Weil von Ostern her alles in einem anderen Licht erscheint. Das Kreuz wird zu einem Hoffnungszeichen. Der Tod wird überwunden, das Böse besiegt. Der Gekreuzigte ist nicht der Gescheiterte, sondern der, der mitträgt, auch Leid und Tod – vor allem Leid und Tod. Und er reißt die, die an ihn glauben, heraus aus den Todesmächten hinein ins Leben.“ 

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