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„Land mit Scheuklappen“

Brigitte Foppa und Elide Mussner

Die Grünen haben den Wahlkampf eingeläutet. Nachdem Brigitte Foppa als Spitzenkandidatin nominiert wurde, ist am Dienstag die Grödner Kandidatin Elide Mussner vorgestellt worden.

Die Grünen haben den Wahlkampf eingeläutet. Die Bekanntgabe der Spitzenkandidatur von Brigitte Foppa am vergangenen Samstag war der Auftakt für eine öffentliche Vorstellung einer Reihe von Kandidaturen.

Am Dienstag haben die Grünen Elide Mussner, Ladinerin und gebürtige Grödnerin, vorgestellt.

Mussner ist seit 2020 Gemeinderätin für Jugend, Tourismus, Nachhaltigkeit und Chancengleichheit in der Gemeinde Abtei. Sie hat bei den vergangenen Parlamentswahlen für die Grünen kandidiert und ein hervorragendes Ergebnis erzielt.

Nun hat sie sich entschlossen, den Grünen ihre Energie und ihr Können – vor allem im Tourismussektor –erneut zur Verfügung zu stellen.

Schluss mit einem Südtirol im Standby

Wenn sie an Südtirol in den letzten Jahren denkt, sieht Elide Mussner ein Land mit enormen Kapazitäten.

Gleichzeitig befinde sich das Land im festen Griff mächtiger Lobbys und sei gezeichnet von Angst vor Anderem, Neuem und Veränderung. „Es ist dies ein Südtirol mit Scheuklappen, das angesichts der drängenden Klimakrise und der sozialen und wirtschaftlichen Krise über den Tellerrand nicht hinaussieht und stattdessen gebetsmühlenartig wiederholt: ,Machen wir alles so wie wir es immer gemacht haben‘. Parallel dazu stellt sich die Landesregierung mit visionären Strategien für eine nachhaltige Entwicklung in ein gutes Licht und verkauft als grün, was nicht grün ist“, so Mussner bei ihrer Vorstellung am Dienstag in Bozen.

Ein Thema, mit dem sich Elide Mussner seit geraumer Zeit beschäftigt, ist der Tourismus: „Unser Tourismus befindet sich in einer tiefen Identitätskrise. Wir verkünden immer wieder den Wandel, aber er kommt nicht. Der Bettenstopp ist unter dem Druck der empörten Lobby zu einer Art kontrolliertem Wachstum geworden. Die Skiindustrie wächst weiter, als gäbe es kein Morgen, und es scheint, dass die Lösung für alle Probleme Massenveranstaltungen wie die Olympischen Spiele sind. Dass die Menschen es nicht mehr aushalten, spielt dabei keine Rolle. Die Massen kommen, benutzen, konsumieren und gehen wieder. Qualität geht anders: Sie kommt, hält inne und begegnet. Solange wir nicht begreifen, dass Masse und Qualität inkompatibel sind, werden wir weiterhin scheitern“.

Inzwischen haben sich die Alpen in den letzten hundert Jahren um mehr als zwei Grad erwärmt. In etwa zehn Jahren wird die Marmolada verschwunden sein. Die Wissenschaft sagt uns, dass das Skifahren ökologisch und ökonomisch immer schwieriger werden wird. Bis 2030 sollten wir den Flächenverbrauch um 50 Prozent reduzieren, den motorisierten Individualverkehr um 40 Prozent verringern und die unter Schutz stehenden Gebiete um 8 Prozent ausbauen. „Glauben wir wirklich, dass wir all diese Ziele mit schönen Slogans erreichen können?“, so Mussner zweifelnd.

Was Elide Mussner besondere Sorgen bereitet, ist das sture Verharren. Neue Ideen und Gedanken entstehen aus der Dynamik, nicht aus einem krankhaften Festhalten am Bestehenden. Lösungen sind nicht immer aus Beton und Tunneln gebaut, sondern sehr oft aus Zuhören, Zusammenarbeit und Kreativität. „Wir müssen jetzt einen Kurswechsel vollziehen und uns entschieden auf die ökologische, soziale und wirtschaftliche Qualität konzentrieren, nicht auf die Quantität von Straßen, Anlagen, Pisten und Betten“.

Die Anreize müssten neu geordnet werden: Projekte und Investitionen dürften nur dann gefördert werden, wenn sie mit den Zielen des Klimaplans übereinstimmen, ohne Ausnahmen und ohne Zeit zu verlieren. „Wir müssen dringend in den psychosozialen Bereich investieren, die Tabus der ethnischen Trennung brechen und eine mehrsprachige Bildung für alle anstreben. Die Jugend muss aktiv einbezogen und der Griff der alten Lobbys gelockert werden.“

„Ich kandidiere bei den Landtagswahlen, weil ich die Nase voll habe von einem Südtirol im Standby“, so Elide Mussner abschließend, „ich habe große Lust, die Herausforderung des Augenblicks in eine Chance verwandeln. Wir sind in Südtirol nicht an der Spitze, aber wir könnten es sein, wenn wir den Mut finden, über Partikularinteressen hinaus zu einer breiten, integrativen und ehrlichen Vision für unser Land zu gelangen und mutige Entscheidungen für das Gemeinwohl aller Menschen zu treffen.“

Und die Grünen stünden für eine klimafreundliche Politik, für soziale Gerechtigkeit, demokratischen Pluralismus und Bürgerrechte, so Elide Mussner.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • andreas1234567

    Hallo zum Mittag,

    die Grünen haben bei der letzten Wahl in 2022 in der Gemeinde Abtei um die 6 % geholt, das lässt sich natürlich als Riesenerfolg herausposaunen und wenn das die Messlatte für „Roiesenerfolg“ ist dann bittschön..

    Neben den Wortseifenblasen mit Chance,integrativ und das unvermeidliche Nachhaltigkeit sind zwei grüne Kernideologien deutlich herauslesbar.

    „Motorisierten Individualverkehr um 40% verringern“ heisst nichts anderes als noch mehr Fahrverbote und das Verteuern der privaten Fahrzeuge, kurzum, wer sich jetzt noch ein eigenes Fahrzeug leisten kann wird das in Zukunft nicht mehr haben.
    Touristen ist so eine Spinnerei derb egal, die fahren dann in eine andere Region.

    „Und wenn die Tabus der ethnischen Trennung gebrochen, mehrsprachige Bildung für alle angestrebt wird, die Jugend aktiv eingbezogen werden soll und der Griff der alten Lobbys gelockert werden soll“ heisst das nichts anderes als die Sprachautonomie auf dem Wühltisch herzuschenken, die Demokratie mit irgendwelchen „Räten“ zu überrumpeln und abzuschaffen und die „mutigen Entscheidungen für das Gemeinwohl aller Menschen“ ist nichts anderes als Öko-Diktatur ohne demokratisches Einspruchsrecht.

    Die deutschen Grünen haben ähnliches Zeug vor den Wahlen gepredigt und ziehen das nun gnadenlos durch.

    Grün ist Motte und Rost für den allgemeinen Wohlstand, vielen wird genommen, einer Clique von Erleuchteten und Tagedieben wird gegeben.

    Auf Wiedersehen in D, kann sich jeder anschauen wie dieses Wortgekrampf in der Praxis für den allgemeinen Mittelschichtswohlstand ausschaut

    • george

      ‚der 7-te andreas‘ erzeugt wieder einmal eine Menge Seifenblasen und setzt sie an die Luft, wo ist in Kürze allesamt platzen. Was bleibt nun übrig, als der kleine Knall seiner Schreibblasen. Schall, nichts als Schall!

      • rumer

        den Grünen geht es nicht um Umweltschutz, sondern um das Gängeln der Bevölkerung. Kann mir der „george“ mal erklären, warum der Individualverkehr eingeschränkt werden soll? Warum soll ich von einem Elektroauto auf die stinkenden Dieselbusse umsteigen? Oder die H2-Energiefresser-Busse? Mit bezahltem Fahrer, bezahlt von den Steuerzahlern? Die Grünen sind gewohnt, dass der Staat alles zahlt, denn kaum einer kommt aus der Privatwirtschaft….wie denn auch, ohne Ausbildung!
        Wenn es um die eigene Klientel geht, bauen die Grünen auch Strassen….z.B. setzten sich die Grünen für den Bau einer zweiten Ausfahrt in Reischach ein….absolut sinnlos und naturzerstörend!

  • esmeralda

    @gähn gähn gähn, Baden Württemberg wird seit 2011 von den Grünen regiert. Und? Ist das Land dem Bach runtergegangen?

    • placeboeffekt

      Es wird von den Grünen und der CDU regiert

      Nein den Schwaben gehts gut

      Berlin wurde von RGR regiert und die Arbeit wurde von den Wählern nicht als großartig empfunden

      Wobei ich prinzipiell ein Problem in der Beurteilung von Regierungsarbeit sehe

      Um diese Objektiv zu bewerten bräuchte man eine Zeitmaschine

      Um nach n Jahren das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Opposition an die Regierung zu setzen

      Danach könnte man wiederum nach n Jahren- unter gleichen Umgebungsbedingungen vorausgesetzt- einen Vergleich ziehen

      Welche objektiven Kriterien können Sie denn verwenden
      Der einzige Bezugspunkt sind Nachbarländer… alles sehr sehr schwammig

  • robby

    Ich sehe große Parallelen zwischen Grünen und den Zeugen Jehovas. Fanatisch und weltfremd. Ich kann auf beide verzichten.

  • andreas

    Die Mussner finde ich super, sie ist klug und argumentiert hervorragend, Foppa gehört zu den Fundis, welche am liebsten allen Birkenstock und Juteklamotten vorschreiben würde, also sind die Grünen unwählbar.
    Wolgemuth als Spitzenkandidat hätte wohl mehr Stimmen gebracht, da er zu den Realos gehört.

  • franz19

    Eine Grödnerin isch super für die Grünen…In Gröden haben Sie alles verbaut auuser die Berge…

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