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„Wir haben Zivilcourage“

Die Katholische Männerbewegung will mit Christenmut neue Wege gehen und Dinge ansprechen, die in der Kirchengemeinschaft nicht mehr tragbar sind.

In seinen Anfängen sei das Christentum von einer faszinierenden Vielfalt geprägt gewesen, berichtete Maria Theresia Ploner, Professorin für Neues Testament an der Brixner Philosophisch Theologischen Hochschule, bei der Frühjahrstagung der Katholischen Männerbewegung (kmb) im Haus der Solidarität in Milland.

Sie ermutigte die 35 Männer aus verschiedenen Südtiroler Dekanaten zu einer Erinnerungspraxis, die aufgrund der aktuellen Krisen in Kirche und Gesellschaft Sinn mache und notwendig sei.

Die ersten Christengemeinden hätten sich kreativ an Jesus erinnert, beim gemeinsamen Mahlhalten seiner gedacht und sein Andenken gefeiert. Der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung Georg Oberrauch unterstrich, dass die vielen Südtiroler Gruppierungen der Katholischen Männerbewegung als suchende Menschen unterwegs seien, die Jesus als Basis für ihre Lebensgestaltung im Herzen tragen. Die Herausforderungen seien groß.

Er verwies auf Paul Zulehner, der sagte, dass „Christenmut“ eine Tugend sei: „Wir wollen, dass unsere Kirchengemeinschaft als Ort der Inspiration für ein glückliches, gelingendes Leben erfahrbar wird“, betonte Georg Oberrauch. Deshalb sei die Katholische Männerbewegung von Zivilcourage getragen. Sie spreche auch Dinge an, die in der Kirchengemeinschaft nicht mehr tragbar sind. Das Haus der Solidarität sei für die Vertreter der Katholischen Männerbewegung Inspiration und beispielgebend. Daher wurde dieser besondere Ort für die Frühjahrstagung gewählt.

Vorstandsmitglied Günther Beghella betonte: „Wir müssen uns trauen, die Dinge, die wir für richtig halten, zu tun – und dann um Verständnis werben.“ Er nahm Bezug auf die Aussage von Prof. Maria Theresia Ploner, die von einer großzügigen Vielfalt des frühen Christentums gesprochen hatte. Dazu komme, dass das, was wir unter „Rechtgläubigkeit“ verstehen, erst im Lauf des 2. bis 4. Jahrhunderts nach Christus ausgehandelt werden musste.

Erinnert wurde immer an jenes aus der Jesusüberlieferung, was in der gegenwärtigen Situation lebenstragend und richtungweisend war: „Wir sind eingeladen, diese Vielfalt heute neu zu entdecken.“

Unter anderem bestand die urchristliche Mahlpraxis in einem richtigen Mahl, zu dem alle Menschen eingeladen waren und die nicht von Hierarchie gekennzeichnet war. Alle Menschen, unabhängig von Rang und Namen, waren dazu auf Augenhöhe eingeladen. In der heutigen Liturgie sei davon kaum etwas zu spüren. Die aktuelle Krise sei eine Chance, ein neues Mahlhalten zu entdecken.

Diakon Wolfgang Penn lud in der Wortgottesfeier ein, verkrustete Strukturen in der Kirche aufzubrechen. Bei der gemeinsamen Wassersegnung waren die Männer aufgerufen, sich zu fragen, wie sie miteinander und mit fremden Menschen umgehen: „Jesus hat die Menschen zusammengebracht. Es ging ihm um Menschlichkeit und Liebe“, sagte Wolfgang Penn.

Das gemeinsame Essen und Trinken sei als religiöser Vollzug von gemeinschaftsbildender Bedeutung. Nach Grußworten von Johanna Brunner, Leiterin des diözesanen Amtes für Ehe und Familie; Guido Osthoff von der Caritas Männerberatung; Franz Tutzer vom Katholischen Forum und Wolfgang Förg-Rob, dem Vorsitzenden der Katholischen Männerbewegung der Diözese Innsbruck, aßen die Vertreter der Katholischen Männerbewegung im Haus der Solidarität gemeinsam. Ein Hausgast aus Indien bekochte sie.

Am Nachmittag erzählten der langjährige Mitarbeiter des Hauses der Solidarität Karl Leiter und Sr. Berta Oberhammer, langjährige Freiwillige, von der Entstehung des Hauses, von der Vielfalt an Menschen, Meinungen und Mentalitäten, die sich dort begegnen, von Vorurteilen auf allen Seiten, die sich durch Gespräch und Kennenlernen auflösen lassen, von gelungenen Begleitungen der Menschen und von der großen Wohnungsnot in Südtirol. 60 Gäste beherbergt das Haus der Solidarität derzeit, 70 sind auf der Warteliste. Das Haus der Solidarität finanziert sich durch Eigenleistungen und Spenden und ist flexibel in seinem Tun, weil es von keinen öffentlichen Beiträgen abhängig ist.

Marta Larcher, Bildungsreferentin der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt zeichnete die mehr als 30-jährige Geschichte der OEW nach, die aus der Weltladenbewegung herausgewachsen ist. Die OEW ist ebenfalls im Jakob-Steiner-Haus untergebracht. Heute beschäftigt die OEW 15 Mitarbeitende, die sich in Südtirol für eine offene Gesellschaft, für bewussten Konsum und für nachhaltige internationale Zusammenarbeit einsetzt. Die OEW ist auch Herausgeberin der Straßenzeitung zebra., organisiert in Südtirols Schulen jährlich mehr als 600 Bildungsveranstaltungen und verleiht in der hausinternen Bibliothek mehr als 12.000 Medien. Menschen, die ein Praktikum im Globalen Süden machen möchten, werden von Mitarbeiter*innen der OEW begleitet.

Abschließend betonten der Vorsitzende Georg Oberrauch und sein Stellvertreter Roland Feichter, dass die Katholische Männerbewegung mit Christenmut neue Wege suchen und gehen werde. Die Frohbotschaft Jesu mache ein glückliches Leben erfahrbar. Sie betonten, dass Kirche nur Zukunft habe, wenn sie die neuen Generationen partizipativ beteilige und Innovation zulasse, wenn sie Wertschätzung ausdrücke und Begleitung anbiete. Diese Werte stünden unserer Kirche gut zu Gesicht, betonten sie.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • zeit

    Als jesus war war alles besser,da hats die svp noch nicht gegeben

  • bernhart

    Wer deckt diese ganzen Kindeerschender??
    Wer hat den Muht, dieser Bande das Handwerck zu legen:
    Die Kriche hat sich immer nur bereichert, so siehts aus.
    Alle haben jahrelang weggeschaut, das ist auch Zivilcourage,alles vertuschen und schön reden.

  • andreas

    Nichts gegen diese Herren, sie bemühen sich und ich gehe mal davon aus, dass sie sich für den Saftladen auch schämen.

    Es gibt aber wohl keine Organisation, welche hierarchischer organisiert ist und welche die Omerta so konsequent durchzieht.
    Auch werden sie mit Steuergelder finanziert, sind die größten Grund- und Gebäudebesitzer und predigen von der Kanzel, dass die Leute hinschauen und nicht wegschauen sollen, selbst nehmen sie z.B. aber kaum Flüchtlinge auf.
    Oder betteln bei Messfeiern bei armen Rentnern um Geld, was ich immer wieder peinlich finde, wenn die Messdiener mit einer langen Stange den Korb hinhalten und wenn einer nichts gibt, das im Dorf sofort jeder weiß.

    • gerhard

      … für diesen Zweck habe ich, wenn ich unbedingt in eine Kirche muss (Beerdigung, Hochzeit oder so) immer ein paar große Beilagscheiben aus Edelstahl dabei.
      Und freue mich jedesmal diebisch, wenn ich an das Gesicht des Pfaffen beim zählen denke

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