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Der Neue vom BFFB

Vincenzo Bugno (rechts) während einer Online Veranstaltung der Berlinale 2022 (Foto Lydia Hesse)

Wer ist dieser Vincenzo Bugno, woher kommt er und was will er beim Bolzano Filmfestival Bozen. Im Gespräch mit Vincenzo Bugno.

von Renate Mumelter

Wir sitzen im Vorraum zum Festivalbüro im Waaghaus und könnten fünf Sprachen sprechen, denn der Venezianer Vincenzo Bugno lebt in Berlin, spricht also hervorragend deutsch, italienisch sowieso, er spräche aber auch englisch, spanisch oder französisch, aber da hapert es bei mir gewaltig. Derzeit steckt Bugno mitten in den Vorbereitungen für die Berlinale und für das Festival  in Bozen natürlich. Die Berlinale startet am 16. Februar, das BFFB am 18. April.

Er fühle sich sehr wohl in diesem schön sanierten Waaghaus, sagt Bugno gleich zu Beginn, und ich verspreche, das Lob weiterzugeben. Und dann starte ich mit der unausweichlichen Frage danach, wieso einer, der in führender Position auf großen Festivals arbeitet, Interesse an einem kleinen Festival wie dem in Bozen entwickelt. Zur Erklärung: Bugno ist Leiter des „Berlinale World Cinema Fund/WCF“ und Kurator beim „Torino Film Lab (TFL) / Feature Lab“, beides zukunftsweisende Einrichtungen.

Attraktive kleine Festivals

„Ich bin seit Jahrzehnten bei großen Festivals unterwegs, in Bozen geht es mir um die Rolle der mittleren und kleinen Festivals. Die finde ich sehr attraktiv. Die großen Festivals brauchen mehr Teppich, bei kleinen Festivals sind diese Zwänge keine Priorität.“ Aber gerade die kleinen Festivals  wie das BFFB könnten wesentlich dazu beitragen, die „Festung Kino“ zu verteidigen. Kino sei ja einerseits ein Ort andererseits eine Form von Kunst. Kleine Festivals hätten etwas „Kuschliges“, sie bieten den Menschen „Orte, wo sie sich treffen und gemeinsam Dinge erleben können.“ Deshalb seien sie auch gegen die „wachsende Vereinsamung“ wirksam – wie das Kino allgemein.  Außerdem bieten sie Filmen Sichtbarkeit, sind also eine „alternative Verleihform“. „Kleine Festivals sind für mein Leben entscheidend gewesen”.

Bozen/Bolzano

habe „ein unglaubliches Potential,  wenn es ums Kulturleben geht und darum wie Menschen davon profitieren“, sagt Bugno. Es gebe hier viele bedeutende Kulturinstitutionen, „und alles bleibt erreichbar“. Die „Vorraussetzungen, interessante Dinge zu entwickeln sind vorhanden, deshalb habe ich gedacht, das könnte für mich Sinn machen“. Hier könne man gute Synergien entwickeln.

Bei einem Treffen mit dem Leiter des Teatro Stabile hat Bugno zu seinem Erstaunen erfahren, dass das TSB 3000 Abonnentînnen hat. 

Audience Strategies

Auf die Publikumszahlen möchte Bugno genauer schauen, nicht um statistische Daten zu liefern, sondern um das Publikum mit dem Angebot besser zu erreichen. „Wir sollten das Publikum auf inhaltlicher und künstlerischer Ebene nicht unterschätzen“. Bugno möchte, dass sich das Festival wissenschaftlich mit diesem Thema beschäftigt. „Es ist sehr wichtig, dass Festivals ihre Audience Strategies entwickeln. Ein Plakat und etwas Social Media sind nicht genug“. Bozen und das BFFB könnten als Forschungsobjekt dafür interessant sein. Es gebe bereits ein Pilotprojekt für diese Festivalausgabe. 

Bugno-BFFB

Die erste Bugno-BFFB-Ausgabe wird eine Übergangsausgabe mit klarer Handschrift sein. Es wird um „bereits existierende Filme“ gehen und um solche, „die es noch nicht gibt“. Qualität wird im Vordergrund stehen. Auf die Frage, welche Filme ihn geprägt haben, nennt Bugno nach einigem Nachdenken „Zabriskie Point“ von Antonioni und Wenders‘ „Im Lauf der Zeit“ als Beispiele. Eingeladen hätte er am liebsten Alexander Kluge, aber das ging sich dieses Jahr noch nicht aus. Bugno zählt Kluge zu den großen zeitgenössischen Intellektuellen Europas, „eine lebendige, künstlerisch tiefgründige und kreative Persönlichkeit trotz des fortgeschrittenen Alters, wie er kürzlich durch die Zusammenarbeit mit dem ‚postpost-ironischen Punk‘ dem Philippiner Khavn De La Cruz bewies.“

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