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Der Zaun des Anstoßes

Ein Zaun auf Sochers in der Gemeinde Wolkenstein sorgt für Empörung bei Skitouristen – und einen Boykottaufruf.

von Thomas Vikoler

Claudio Maria Rifesser, Präsident der Liftgesellschaft Saslong AG, ist offenbar um ein gutes Image bemüht: Vor wenigen Tagen kündigte er die Gründung einer Stiftung an, welche die erhaltenen staatlichen Verdienstausfall-Zahlungen während der Pandemie – immerhin 2,5 Millionen Euro – an Angehörige von an Covid-19 verstorbenen Personen weitergeben will. Allerdings in einem Zeitraum von 15 Jahren.

Im Grödental wird in diesen Tagen aber in einem anderen Zusammenhang über den Liftunternehmer aus Mailand – die Saslong AG hat ihren Hauptsitz in Buccinasco – diskutiert. Der Anlass: An der Bergstation der Ciampinoi-Seilbahn auf Sochers (Gemeinde Wolkenstein) versperrt ein dreifacher Zaun, an dem Security-Personal den ankommenden Skifahrern den Zugang zur Talstation des benachbarten Sessellifts Sochers/Ciampinoi (Nr. 18), um auf den höchsten Punkt von Ciampioni zu gelangen.

Die Skifahrer müssen stattdessen – nach einem rund 200 Meter langen Fußmarsch – den Vierersessellift Sochers (Nr. 19) nehmen, um von dort zum Lift Nr. 18 abzufahren, der sie schließlich nach Ciampioni bringt.

Ein offensichtlicher Umweg, der für heftige Proteste von Skitouristen sorgt: „Eine Schande, wie sie nur im Grödental passieren kann“, heißt es etwa auf der Website „Skiforum.it“. Bei der Gemeinde Wolkenstein sind in diesen Tagen mehrere Protestmails mit der Ankündigung, den Skiurlaub das nächste Mal anderswo zu verbringen, eingegangen. Und im Netz zirkuliert bereits der Hashtag #Boicot Saslong.

In einigen Beiträgen wird an ähnlich exzentrische Aktionen des Liftunternehmers Claudio Maria Rifesser erinnert: Das geplante Sieben-Sterne-Hotel auf Sochers (das von der Gemeinde abgelehnt wurde) und die Ankündigung im Dezember 2020, die Ciampioni-Seilbahn wegen Corona nicht in Betrieb nehmen zu wollen – trotz der Pläne der übrigen Liftunternehmer, ihre Anlagen in Betrieb zu nehmen (woraus am Ende nichts wurde). Außerdem befindet sich Rifesser in einem ständigen Konflikt mit der Gemeinde Wolkenstein.

Und nun das: Eine willkürliche Umleitung der Skifahrer zu einem Nebenskilift (Nr. 19), der bisher kaum Zulauf hatte.

Die Saslong AG begründet die Absperrung zum Sessellift Nr. 19, welche anlässlich der Ski-Weltcuprennen am dritten Dezember-Wochenende errichtet wurde, mit Sicherheitserwägungen. „Wenn Sie für einige zusätzliche Meter einige Leben retten können, bereuen wir unseren Schritt nicht“, schreibt die Saslong AG in einem Post auf Skiforum.it.

Bemerkenswert ist freilich, dass, um an die Talstation des Sochers-Sessellifts zu gelangen, die Strecke der Ciampioni-Weltcupabfahrt überquert werden muss. Die Saslong AG hält hingegen die Kreuzung zwischen der Bergstation der Ciampioni-Seilbahn und der Talstation des Sechsersessellifts nach Ciampinoi für gefährlicher.

Die Frage ist, ob eine bestehende Skipiste, für die immerhin ein öffentliches Durchfahrtsrecht besteht, einfach so abgesperrt werden kann.

In der Gemeinde Wolkenstein wartet man erst einmal ab, die protestierenden Skifahrer fordern ein Eingreifen des Konsortiums Superski Dolomiti. Die mit Netzen abgesperrte Skiverbindung liegt an der Hauptroute der beliebten Sella-Ronda.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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