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Die Kerzenaktion

Das Nachtquartier für obdachlose Menschen dormizil erinnerte am Stephanstag mit einer Kerzenaktion an das Schicksal der vielen Obdachlosen in Südtirol.

Am 10. Jänner 2023 wäre der 19-jährige Mostafa Abdelaziz Aboulela aus Nordägypten 20 Jahre alt geworden; in der Nacht vom 8. auf 9. Dezember ist er in Bozen Süd erfroren.

Er hatte um Unterkunft gebeten und wurde wie weitere 170 obdachlose Menschen in Bozen auf eine Warteliste gesetzt. Vor elf Jahren – in der Nacht auf den 26. Dezember 2011 – ist in Bozen der obdachlose Giovanni Johann Valentin, bekannt als „Hansele“, in dem Feuer zu Tode gekommen, an dem er sich wärmen wollte.

Das Nachtquartier für obdachlose Menschen dormizil erinnerte am Abend des 26. Dezember 2022 mit einer eineinhalbstündigen Kerzenaktion nicht nur an die grausamen und einsamen Tode von Mostafa Abdelaziz Mostafa Aboulela und Giovanni Johann Valentin, sondern auch an alle weiteren obdachlosen Menschen, die in Südtirol unter Wohnungs- und Obdachlosigkeit leiden.

Mit mehr als 100 Kerzen, die in die Fenster des dreigeschossigen Gebäudes in der Rittner Straße 25 gestellt werden, sollte auf die existenzielle Not von wohnungs- und obdachlosen Menschen aufmerksam gemacht werden.

Wohnungs- und obdachlos zu sein, ist schwer zu verkraften, erklären die Mitglieder des Vereins „housing first bozen EOMagdalena Amonn, Paul Tschigg, Christian Anderlan, Sigrid Bracchetti, Norbert Pescosta, Wolfgang Aumer, Martina Schullian, Verena von Aufschnaiter, Birgit Bragagna Spornberger und Erich Innerebner. Seit 17. Oktober schenkt der Verein im dormizil im zweiten Winter 25 obdachlosen Menschen (3 Frauen und 22 Männern) dank der Unterstützung von mehr als 100 Freiwilligen und einer großen Zahl an Spender*innen ein warmes Bett im kalten Winter. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung hat das Gebäude für 30 Jahre kostenlos bereitgestellt.

Obdachlose Menschen sind im Winter der Kälte schutzlos ausgeliefert. Sie haben keinen Zugang zu warmem Wasser, können sich nicht waschen und die Kleidung nicht wechseln, sind schutzlos und Bedrohungen ausgesetzt. Es gibt neben persönlichen auch gesellschaftliche Gründe, warum Menschen wohnungslos werden.

Zu den gesellschaftlichen Gründen gehören steigende Wohnkosten, prekäre Miet- und Arbeitsverhältnisse, häufiger Wohnungswechsel, erfolglose Jobsuche und materielle Armut.

Zu den persönlichen Gründen zählen Familien- und Beziehungskrisen, psychische und seelische Erkrankungen, Gewalt im Elternhaus, Alkohol- und Drogenkonsum.

 

 

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