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Das Benefizdinner

Im Rahmen der europäischen Abfallvermeidungswoche lud die OEW im Ansitz Töpsl in Obervintl zum Benefizdinner aus geretteten Lebensmitteln ein.

Ein Drittel der für unsere Ernährung bestimmten Lebensmittel werden jedes Jahr verschwendet. Laut FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, werden 28 Prozent aller Landwirtschaftsflächen weltweit bewirtschaftet, um Lebensmittel zu produzieren, die in der Tonne landen. Überproduktion, Preisspekulation, teils absurde Qualitätsvorgaben und fehlende Wertschätzung führen zu einer enormen Ressourcenverschwendung, die sich negativ auf Umwelt und Klima auswirkt.

Um dafür mehr Bewusstsein zu schaffen, findet jährlich im November die Europäische Woche der Abfallvermeidung statt, die sich auf den 12. Punkt der SDGs, der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, stützt.

Im Rahmen der Woche organisierte die OEW – Organisation für Eine solidarische Welt am 19. November ein Benefiz-Herbstdinner, bei dem überschüssige Lebensmittel lokaler Südtiroler Betriebe zu einem herrlichen 5-Gänge-Menü verkocht wurden.

Gemeinsam mit dem feld-Verein aus Innsbruck und einer Gruppe kulinarisch begeisterter Freiwilliger lud die gemeinnützige Organisation im Ansitz Töpsl in Obervintl zum dritten Mal zum herbstlich gedeckten Tisch.

Die Spenden des Abends in Höhe von 4.808 Euro gingen an das OEW-Partnerprojekt „Vida y esperanza“ in Bolivien, das benachteiligte Schulkinder und deren Familien unterstützt.

Monika Thaler, Koordinatorin des Events und Mitarbeiterin der OEW, erklärte: „Die Verschwendung von Lebensmitteln hat weitreichende Auswirkungen und belastet die Umwelt enorm. Für die Lebensmittelproduktion werden große Mengen an Emissionen freigesetzt und begrenzte Ressourcen wie Wasser und fruchtbarer Boden genutzt, die angesichts des Klimawandels immer kostbarer werden. Die Folgen dessen sind derzeit schon sehr stark im Globalen Süden spürbar.“

Dass unser täglicher Konsum zu dieser globalen Ungerechtigkeit beiträgt, zeigen die Zahlen: Laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinigten Nationen, gingen 61% der globalen Lebensmittelverschwendung 2019 auf das Konto der privaten Haushalte. Das sind ungefähr 568 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle.

Das hatte auch Claudia Sacher vor Augen, die beim Benefizdinner in Obervintl die Regie in der Küche führte. Als eine der Gründerinnen des feld-Vereins in Innsbruck hat sie sich gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter der „Nutzung von Ungenutztem“ verschrieben. „Wir möchten die Menschen mit unserer Arbeit motivieren, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen und kreativ zu verwenden“, erklärte sie.

Manche Lebensmittel, wie zum Beispiel zu groß geratene Kohlköpfe, sind zwar aktuell nicht marktfreundlich, schmecken aber super. Elegant und kreativ präsentierten die Köchinnen Krautkopf, Apfel, Kürbis und Co. und zeigten, wie sich auch aus Gemüseköpfen mit Schönheitsmakeln Köstliches kreieren lässt.

Unterstützt wurde die Initiative des Benefizdinners aus geretteten Lebensmitteln auch von mehreren lokalen Akteur*innen, darunter Biokistl-Betreiber Alexander Mairhofer, der einige überreife Köstlichkeiten sponserte. Er erklärte: „Unschön geratene Lebensmittel landen leider in vielen Betrieben im Müll. Wir versuchen sie an soziale Vereine weiterzugeben. Lebensmittelabfälle vermitteln wir hingegen wieder an Bäuerinnen und Bauern für die Fütterung ihrer Tiere. So schließt sich der Kreis.“

Damit sich auch der globale Kreis schließt, hatte die OEW gemeinsam mit den engagierten Freiwilligen das Partnerprojekt „Vida y esperanza“ als Spendenempfänger des Abends gewählt.

Seit fünfzehn Jahren pflegt die OEW eine nachhaltige Kooperation mit Projektleiterin Mirtha Rosario Oviedo in Bolivien. Sie betreut im Projektzentrum der Stadt Cochabamba zirka hundert Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien. Diese erhalten dort das notwendige Schulmaterial, Hausaufgabenhilfe, psychologische Betreuung, gesunde Mahlzeiten und Raum zum Spielen und Basteln.

Auch ihre Familien werden in Notsituationen finanziell unterstützt und von Sozialarbeiter*innen betreut. Durch die erfolgreiche Projektkooperation konnten viele der Kinder in den letzten Jahren einen Schulabschluss machen, daraufhin ein Studium beginnen oder eine fixe Arbeit finden. Im Gegenzug konnte die OEW 23 jungen Südtiroler*innen ein Praktikum im Sozialprojekt vermitteln und ihnen einen bewusstseinsbildenden Perspektivenwechsel ermöglichen. Viele der ehemaligen Auslandspraktikant*innen engagierten sich beim Benefizdinner in Obervintl.

OEW-Geschäftsführerin Stefanie Unterthiner betonte: „Mit dem Benefizdinner und der Projektunterstützung versuchen wir einen Beitrag im Kampf für mehr globale Gerechtigkeit zu leisten. Denn Ernährung hat in der Tat einen erheblichen Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck und dem Klimawandel, von welchem marginalisierte Personen wiederum besonders betroffen sind. Schätzungen zufolge können 8-10% der globalen Treibhausgasemissionen auf die Lebensmittelverschwendung zurückgeführt werden. Je mehr Menschen Veränderungen in diesen Bereichen vorantreiben, desto mehr kann sich langfristig für alle positiv verändern.“

Die OEW ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Brixen. Seit rund 30 Jahren setzt sie sich in Südtirol für eine offene Gesellschaft, bewussten Konsum und nachhaltige internationale Zusammenarbeit ein. Durch die Unterstützung von Bildungs- und Sozialprojekten versucht die OEW ein nachhaltiges Engagement für eine gerechtere Welt zu fördern und für verschiedene Lebensrealitäten zu sensibilisieren. Die Projektkooperationen sind auf die Bedürfnisse der Menschen in den Partnerländern ausgerichtet und basieren auf einem gleichwertigen Austausch von Kompetenzen und Wissen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    eine dieser Organisationen die mit Spenden und üppigen Staatshilfen der westlichen Überflussgesellschaft mehr als prächtig gedeihen, vielen ihre unproduktive „Arbeit“ im Dienste der Schlechtgewissenindustrie sichern.

    Die selben linksradikalen Bevormunder und Nörgler haben zum Beispiel überhaupt kein Problem damit wenn verhassten Bauern irgendein herbeigeklatschtes Grossraubvieh die Produktion von naturnah, tierwohlgerechtem und lokal produzierten Fleischlebensmitteln in Stücke gerissen wird, sie aufgeben müssen.Da hört man nichts, gar nichts..

    Man kann diesen linkssozialistischen Träumern nur jeden Tag ins Stammbuch schreiben eine Gesellschaft mit sozialistischer Planwirtschaft funktioniert nicht, das heisst leere Regale und Mangelwirtschaft.

    Wenn diese Träumer gegen „Lebensmittelverschwendung“ agitieren wollen sie natürlich eine Planwirtschaft, Südtirol braucht täglich sagen wir mal 112348 Brote und 367834 Brötchen, damit nichts „verschwendet“ wird muss den einzelnen Betrieben Produktionskapazitäten zugewiesen werden, da werden linientreue Betriebe natürlich bevorzugt.

    Und eh man sich verschaut ist aus Südtirol, sollten diese Tagträumer das Sagen haben, das Venezuela der Alpen geworden

    Ich bin überzeugt wenn diese Herrschaften auf alle Subventionen der verhassten Überflussgesellschaft verzichten und sie beweisen ihre Ideen taugen zum Lebensunterhalt. Sonst eben nicht.

    Ich bin da ein bisschen pessimistisch wenn ich mir den Bildungsweg der Protagonisten anschaue, da tummeln sich Sozial,Politik und Philosophiestudenten welche das mehr oder minder erfolgreich bestritten haben.

    Vol solchen Leuten möchte ich nicht mal den Weg von Meran nach Dorf Tirol erklärt haben geschweige denn mein Leben durch deren Ratschläge und Ideen beeinflussen lassen

    Danke Nein nach Südtirol und Auf Wiedersehen dort am Donnerstag. So Gott will..

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