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„Wir sind richtige Männer“

Fabian Tait

Der Kapitän des FC Südtirol, Fabian Tait, hat in Bari sein erstes Tor in der Serie B erzielt. Er erklärt, warum es bei den Weiß-Roten derzeit so gut läuft – und gibt die Devise aus: Jetzt ja net lugg lossn.

TAGESZEITUNG Online: Fabian, Sie haben jetzt 300 Spiele für den FC Südtirol bestritten, erinnern Sie sich noch an das erste Mal?

Fabian Tait: Natürlich! Ich bin erst am Samstag durch ein Posting unseres Medienmannes Manuel Insam draufgekommen, dass das Spiel in Bari mein 300stes für den FC Südtirol ist. Ich war ganz erstaunt und habe mir gesagt: Puttega, 300 Spiele sind viel (lacht). Das erste Spiel war ein Pokalspiel vor acht Jahren gegen Teramo im Drususstadion. Das erste Meisterschaftsspiel war gegen Como auswärts. Das war eine schöne, eine großartige Sache.

Im 300sten Spiel haben Sie dann auch noch Ihr erstes Tor in der Serie B erzielt …

Ja, das war die berühmte „ciliegina“ auf der Torte. Mein erstes Serie-B-Tor, noch dazu im San-Nicola-Stadion von Bari vor fast 20.000 Zuschauern – besser und schöner hätte es nicht sein können.

Warum hat der FCS so einen guten Lauf?

Weil uns der Trainer vermittelt hat, was er von uns will und wir ihn verstanden haben.

Klingt einfach …

Ja, das klingt einfach, aber es war so. Wir haben das umgesetzt, was der Trainer von uns verlangt hat, dann ist langsam ein Enthusiasmus entstanden und wir haben gesehen, dass wir in der Serie B mithalten können.

Was genau hat Trainer Pierpaolo Bisoli der Mannschaft gesagt?

Er hat von Beginn an gesagt, dass wir eine gute Mannschaft sind, dass wir an uns glauben müssen. Anfangs war es sicherlich schwer: Eine neue Liga, viele neue Spieler. Aber der Trainer hat gesagt: Ihr seid eine gute Mannschaft, sonst wäre ich nicht nach Bozen gekommen. Er hat uns erklärt, dass wir im Spiel immer einen hohen Rhythmus gehen müssen, weil andere Mannschaften das nicht können. Und er hat den Mannschaftsgeist in uns geweckt, er hat uns eingetrichtert, dass wir zusammenhalten müssen.

Sie würden jetzt sagen, dass der FCS zu einer richtigen Mannschaft zusammengewachsen ist?

Ja, und das spürt man in der Kabine auch. Wir sind eine Mannschaft mit großem „M“. Wir sind zusammengewachsen, auch weil es zu Beginn nicht so gut lief und wir mit vier Niederlagen – zwischen Meisterschaft und Pokal – in die Saison gestartet sind.

Jetzt träumen einige Fans bereits vom Aufstieg in die Serie A …

(lacht) Logisch, das ist die Euphorie. Aber auch wenn wir jetzt so weit vorne stehen, dürfen wir nicht vergessen, wo wir gestartet sind und wer wir sind. Wir sind ein Mix aus erfahrenen und jungen Spielern, die meisten von uns haben bislang jahrelang in der Serie C gespielt. Wir sind erst aufgestiegen, unser erstes Ziel ist der Klassenerhalt. Gleichwohl ist es gut und richtig, dass wir uns Ziele stecken, allerdings muss man mit beiden Füßen am Boden bleiben.

Frosinone ist souveräner Tabellenführer, ist die Meisterschaft schon entschieden?

Nein. Ich schaue derzeit nicht auf die vorderen Tabellenränge, sondern auf die Mannschaften, die hinter uns liegen. Da sind gewaltige Mannschaften wie Cagliari, Palermo, Como oder Venedig dabei. Diese Mannschaften werden in der Winterpause vermutlich viel Geld ausgeben und groß einkaufen. In der Rückrunde werden wir dann eine ganz andere Meisterschaft erleben. Daher müssen wir jetzt schauen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln …

Voriges Jahr genügten 36 Punkte für den Klassenerhalt …

Heuer wird es anders, ich denke, dass man mindestens 42, wenn nicht sogar 43 Punkte brauchte, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Hätten Sie sich gedacht, dass der FCS nach 13 Meisterschaftsrunden mit 20 Punkten auf Tabellenplatz 8 liegt?

Nein, so ein Zwischenergebnis hätte ich mit Blut unterschrieben. Nach den ersten drei Spielen hatten wir null Punkte, da hat es geheißen, der FCS ist bereits abgestiegen, der FCS spielt nächstes Jahr wieder in der Serie C. Ich habe aber immer gewusst, dass in dieser Mannschaft viel Potential steckt, meine Mannschaftskameraden sind nicht nur gute Spieler, sondern auch richtige Männer.

Das Ziel für die Hinrunde?

Wir dürfen jetzt net lugg lossn. Wir müssen den positiven Moment nutzen und schauen, so viele Punkte wie nur möglich in die Rückrunde mitzunehmen.

Wie fühlt es sich an, bei den Heimspielen vor 5.400 Fans zu spielen?

Das ist gewaltig, phantastisch. Wenn man zum Aufwärmen rausrennt, ist das Stadion schon fast halbvoll. In Zeiten vor Corona war es schon viel, wenn 1.500 Zuschauer gekommen sind. Jetzt sind die Spiele schon Tage vorher ausverkauft. Für uns Spieler ist das eine gewaltige Sache, denn die, die ins Stadion kommen, sind richtige Fans, sie wollen Autogramme und Fotos mit uns Spielern machen. Die Leute sind verliebt in den FC Südtirol, sie kommen teilweise aus Trient. Und am Samstag in Bari waren sogar drei Fans aus Wien, die uns zugesehen haben. Die haben gesagt: Für sie als Wiener ist es leichter, nach Bari zu fliegen als nach Bozen zu kommen.

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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