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„Eine politische Botschaft“

Closeup on gas stove burner with blue flames

In der vergangenen Woche haben sich die EU-Staaten auf eine Gaspreisbremse geeinigt. Was genau dahinter steckt und wie sich diese auswirkt.

von Markus Rufin

Die aktuell hohen Gaspreise setzen viele Familien und Unternehmen unter Druck. Bereits seit Wochen wird gefordert, etwas gegen die Preisexplosion zu unternehmen, dabei wird von den Anbietern immer darauf verwiesen, dass nur die EU wirklich Einfluss auf den Gaspreis nehmen kann.

Diese hatte sich aber lange Zeit dafür gelassen, im Markt einzugreifen. Zwar gab es einige Länder die einen Gaspreisdeckel forderten, doch speziell Deutschland, Österreich und die Niederlande warnten davor. Doch in der vergangenen Woche einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder auf einen sogenannten Gaspreisdeckel.

Das heißt konkret, dass der Preis für das Gas pro Megawattstunde nicht teurer eingekauft werden darf als von der EU festgelegt. Wie hoch diese Summe ist oder wie genau der Deckel angewandt wird, das ist noch nicht klar.

Die Frage danach, was genau nun aber hinter dem Gaspreisdeckel steckt, sei eine spannende, meint der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann: „Es gibt bisher eigentlich nur eine politische Einigung und keinen konkreten technischen Vorschlag. Eigentlich handelt es sich auch nicht um einen Gaspreisdeckel, sondern um eine Gaspreisbremse.“

Ziel der Maßnahme sei es nämlich so hohe Preisausschläge nach oben, wie es sie in den vergangenen Monaten gab, zu verhindern. Nun liege es an der europäischen Kommission eine technische Umsetzbarkeit dieser Bremse zu finden, bislang diese aber noch nicht vor.

Dafür gebe es aber auch keinen zeitlichen Druck, denn aktuell sei eine Bremse nicht dringend notwendig, meint Dorfmann: „Der Gaspreis ist derzeit im vertikalen Fall. Er hat jede Woche um zehn bis 15 Euro pro Megawattstunde abgenommen.“

Tatsächlich hat der Gaspreis mittlerweile das Niveau von Juni wieder erreicht und liegt aktuell auf unter 100 Euro pro Megawattstunde, während er im August noch auf über 300 Euro lag.  Unter anderem liegt das an den derzeit gut gefüllten Gasspeichern, aber auch daran, dass der Herbst bislang recht mild und das Heizen noch gar nicht notwendig ist.

Eine solche natürliche Entwicklung auf dem freien Markt ist laut Dorfmann besser als ein Eingreifen der EU. Mit einem etwas höheren Gaspreis müsse man sich ohnehin abfinden: „Einen Preis von 20 bis 30 Euro pro Megawattstunde, wie wir ihn vor eineinhalb Jahren hatten, werden wir ohnehin nicht mehr so schnell bekommen. Das ist auch gut so, denn wenn wir die nachhaltige Energie fördern wollen, wird uns das nicht gelingen, wenn der Gaspreis so weit unten ist.“

Dorfmann schätzt, dass sich der Preis in den kommenden Monaten zwischen 50 und 70 Euro einpendeln werde, das sei niedrig genug. Eine Gaspreisbremse sei dann nicht notwendig.

Dennoch spricht sich der EU-Parlamentarier für die Einführung der Bremse aus: „Wir brauchen einen Mechanismus, falls es wieder zu Problemen auf dem Markt kommt.“

Dorfmann sieht in der Gaspreisbremse eine Art „politische Botschaft“ an den freien Markt. Die hohen Preise der letzten Monate seien unter anderem durch Spekulationen entstanden. Mit der Bremse signalisiere man den Spekulanten, dass man sich nicht alles gefallen lasse.

Offensichtlich ist das bereits gelungen, denn seit der Ankündigung der EU ist der Gaspreis nochmal um rund 20 Euro gesunken.

Die Gaspreisbremse, die von der EU nun angekündigt wurde, wird also nur verhindern, dass es eine erneute Preisexplosion gibt, diese ist für die nächsten Monate wohl nicht zu erwarten, auch wenn Dorfmann unterstreicht, dass wir in Zeiten leben, wo sich international vieles schnell ändere.

Als sich der Staats- und Regierungschefs politisch geeinigt haben, haben sie die Kommission beauftragt innerhalb von zwei Wochen einen Vorschlag vorzulegen. Noch bleibt dafür also eine Woche Zeit. Herbert Dorfmann geht davon aus, dass die Regelung spätestens im Dezember stehen wird.

Bis dahin dürften sich auch Gas- und Stromrechnung wieder normalisiert haben. „Zwar sind die Gas- und Strompreise aktuell schon niedrig, Auswirkungen auf die Rechnungen zeigen sich aber erst in rund zwei Monaten“, weiß der EU-Parlamentarier. „Am besten wäre, wenn es dann auch so bleibt.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • andreas

    Dorfmann will also gar keinen günstigen Gaspreis….
    Der Typ ist eigentlich untragbar.

    Die Gaspreisdeckelung kam nicht früher, da die Deutschen wieder mal ihre wirtschaftliche Macht ausgespielt haben, um ihre Gasspeicher, welche sie vorher an Gasprom verkauft und dann verstaatlicht haben, zu füllen.
    Nun sind die Speicher gefüllt, heizen ist noch nicht notwendig und die Schiffe mit Flüssiggas kreisen im Meer, da das Gas momentan nicht benötigt wird.

    Den teuren Mist, welchen die Staaten wegen den Deutschen zusammengekauft haben, dürfen die Endverbraucher nun aber trotzdem bezahlen.

    Und diese Leuchte aus der Brixner Gegend möchte also erklären, was sie in Brüssel doch für gerissene Kerle sind.
    Scholz hat die Schuld für diese Misere, der scheint eine komplette Niete zu sein bzw. ist es, da er Deutschland nun auch noch abhängiger von China macht.
    Und die USA drängt diese Leuchten dazu, der Ukraine mehr Geld zu überweisen, damit diese die geleasten Waffen der USA bezahlen kann….

  • pingoballino1955

    Dorfmann,warum habt ihr so lange die exorbitanten Gas,Öl und Co. Spekulationen zugelassen? Wart ihr zu BLÖD früh genug zu reagieren? JA!!! Warum geht es jetzt?

  • dn

    Die EU-Politik wird augenscheinlich von den Spekulanten ausgehandelt. Dorfmann und Co. dürfen nicken (und der eine und andere darf wohl auch die Hand aufhalten).

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