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„Bevor es zu spät ist“

Heiner Oberrauch

Unternehmer-Chef Heiner Oberrauch schlägt wegen der Energiekrise Alarm: Es brauche dringend Entlastungen für Unternehmen und Familien.

von Artur Oberhofer

Heinrich Oberrauch ist besorgt. „Nicht allen ist bewusst, wie schwerwiegend die Energiekrise ist. In Europa, in Italien und in Südtirol muss sofort gehandelt werden. Es braucht Entlastungen für Unternehmen und Familien, bevor es zu spät ist. Die produktive Tätigkeit in Europa ist in Gefahr, und damit verbunden Millionen von Arbeitsplätzen und ein wesentlicher Teil des Steueraufkommens“, so der Präsident des Unternehmerverbande auf der Sitzung des Generalrates des Unternehmerverbandes Südtirol, die gänzlich dem Thema Energie gewidmet war.

Energieintensive Unternehmen erleben eine wahre Kostenexplosion (siehe dazu auch die Info-Grafik auf dieser Seite). „Die Situation wird sich in den kommenden Monaten noch weiter zuspitzen. Mit Oktober beginnt ein neues thermisches Jahr und damit verbunden ist auch eine weitere Anpassung der Preise. Viele produktive Unternehmen werden sich die Energiekosten ganz einfach nicht mehr leisten können und die Produktion einschränken. Damit wird unsere Abhängigkeit von anderen Regionen noch größer werden“, so Oberrauch.

Vor allem Europa müsse jetzt Einheit und Stärke zeigen, denn Lösungen wie ein Preisdeckel beim Gas, die Entkoppelung von Strom- und Gaspreis oder die zeitweilige Aussetzung der Emissionszertifikate ETS sind nur auf EU-Ebene umsetzbar. „Dementsprechend enttäuscht sind die Unternehmen darüber, dass die EU in dieser Hinsicht noch keine Einigung gefunden hat. Der Ernst der Lage wurde noch nicht erkannt: wenn wir nicht sofort handeln, droht ein wirtschaftliches, aber vor allem soziales Erdbeben“, fasst der Unternehmerverbandspräsident die große Sorge der Unternehmen zusammen. „Eine Soforthilfe ist für die Staaten billiger als die sozialen Folgen einer Wirtschaftskrise.“

Entlastungen könnten aber auch in Italien und Südtirol eingeführt werden, meint der Unternehmer-Chef. „Wir denken dabei zum Beispiel an eine Ausweitung der Steuerguthaben oder an einen gedeckelten Gaspreis für Unternehmen auf nationaler Ebene. Lokal unterstützen wir die Forderung der Gewerkschaftsorganisationen nach konkreten Hilfsmaßnahmen für Familien. Für Unternehmen ist der effizienteste Hebel jener der Steuerentlastungen: durch die Senkung der Irap kann die Landesregierung eine sofortige und unbürokratische Hilfe zur Verfügung stellen“, so Oberrauch.

Auch Unternehmen müssten ihren Beitrag leisten. „Es ist die Zeit der Solidarität: wir werden alles tun, um Produktion und Arbeitsplätze zu sichern. Energiesparmaßnahmen, effizientere Produktionsabläufe, Investitionen in erneuerbare Energieproduktion, Suche nach innovativen Lösungsansätzen wie Energiegemeinschaften sind einige der möglichen Maßnahmen. Aber alleine werden wir diese Krise nicht stemmen können“, so Oberrauch.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • criticus

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie Herr Sparber nach der Strompreiserhöhung gesagt hat: das wäre jetzt die Chance um Alternativen zu suchen. So naiv muss man einmal sein, das geht ja nicht von heute auf morgen und nicht überall. Schon gar nicht, wenn man gewisse Materialien „wegen der Ukrainekrise“ nicht bekommt. Ich kann mich auch erinnern wie vor Monaten in der Zeitung stand, der Handwerksverband habe sich mit Herrn Sparber wegen der Stromerhöhungen getroffen. Da ist wohl außer Bla, bla, bla… nicht viel herausgekommen oder täusch ich mich? Gab es Fehlinvestitionen im Osten Europas Herr Sparber Herr und um wie viel? Sind Sie überhaupt der Richtige am wichtigen Platz? Stimmt es, dass der wegen SEL-Skandal scheidende Landesrat Laimer auf die Frage hin, wie er auf Sparber gekommen ist, geantwortet hat: ich habe in meinen Telefonregister nachgeschaut und bin auf Herrn Sparber gekommen? So einfach geht das?

  • unglaublich

    Ich frag mich: Wo bleiben die lauten Hilferufe der Arbeitnehmer? Fast alle Produkte sind viel teurer geworden, nur die Löhne bleiben gleich. Wer hier die Geschöpfen sind, wem das Wasser bis zum Hals steht, ist wohl offensichtlich.

  • brutus

    Alperia der anscheinliche Energieriese, in öffentlicher Hand, also unser Eigentum, weil entstanden durch unsere Steuergelder, im Einklang mit anderen Stromriesen!
    Die Südtiroler Landesregierung hat total versagt!

  • andreas

    So lange sich die europäische Spitzenpolitk vom Kasper in Kiew und den USA vorführen lässt und nicht einsieht, dass wir in diesem Systemkrie. nur die nützlichen Idioten sind, werden wir weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

    Regional lässt sich so gut wie gar nichts ausrichten.

  • cosifantutte

    „Dementsprechend enttäuscht sind die Unternehmen darüber, dass die EU in dieser Hinsicht noch keine Einigung gefunden hat.“

    Die EInigung auf EU Ebene wird nicht gefunden denn es geht um den kontrollierten Abbruch derselben.

  • cosifantutte

    Verwunderlich ist, wie unter diesen Umstaenden noch von Aufhebung des Bettenstopps gesprochen und der Neubau von Hotels genehmigt wird.

  • tirolersepp

    Energiegipfel und Unterstützung der schwächsten in der Gesellschaft braucht’s !

  • dn

    Wer Sanktionen sät, wird Energiekrise ernten.

  • semperoper

    Ich höre immer, die Produktion der Betriebe ist in Gefahr…wer Produkte herstellt, die gebraucht werden, wird auch weiterhin produzieren. Wer Produkte herstellt, die kein Mensch braucht, bei dem stellt sich die Frage, ob es ihn überhaupt braucht.

    • andreas

      Ein Beispiel eines Betriebes im Veneto.
      Anteil Energiekosten am Umsatz in Italien, momentan noch 10%, in seinem Werk in Chicago 1%.

      Wir können so gut wie alles aus dem Ausland importieren, vorgebackene und gefrorene Teigrohlinge kommen z.B. derzeit schon teilweise aus China.
      Steigen die Energiepreise weiter, wird in Europa keiner mehr wettbewerbsfähige Teigrohlinge in größeren Mengen produzieren können und wir werden sie zu 100% aus China importieren müssen.

      Schließen mehrere energieintensiven Betrieben, sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung und wir machen uns immer mehr abhängig vom Import, wobei wir die durch die Inflation erhöhten Preise kaum mehr zahlen können.

      Die momentane Situation ist äußerst besorgniserregend.

      • sougeatsnet

        Wenn wir nicht mit den chinesischen Preisen mithalten können, dann ist das unser Problem, diese benötigen auch Energie. Nur wir waren zu blöd uns rechtzeitig auf billige Energie umzustellen. Wir müssten nur unseren Strom bei uns verkaufen und der Preis würde um 0,00€ steigen, aber nein Alperia musste expandieren und hat uns damit super Preise beschert. Bei den Banken ist es gleich gegangen. Wir sind ja sooo gut.
        Deutschland wollte sehr billiges russisches Gas an seine Nachbaren verkaufen und dabei satte Gewinne einstreichen, denn wozu brauchte es sonst eine Nordstream2? Das ging aber gewaltig daneben. Mit solchen Freunden sind die Europäer gut bedient, man liebt ja überall die Deutschen.

  • romy1988

    Wenn dem tatsächlich so ist, werden wir bald keinen Arbeitskräftemangel mehr haben.

  • foerschtna

    Aber durch unsere hohen Energiepreise unterstützen wir doch nur die Ukraine. Und das ist ja schließlich unsere moralische Pflicht, wie Frau Von der Leyen, Herr Scholz und Herr Macron immer wieder betonen. Da sollten wir nicht so herumplärren, nur weil vielleicht ein paar Betriebe zusperren müssen und ein paar tausend Arbeitslose mehr sind. Es geht um höhere Werte wie Weltfrieden, Gerechtigkeit und Demokratie, und das ist viel mehr wert als günstige Energie und ein Arbeitsplatz. Und so langsam bekommen wir eh endlich das, was sich die friday-for-Future-kids und die Aktivisten von extinction rebellion schon lange wünschen.

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