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„Raubtiere haben hier keinen Platz“

Foto: lpa

Jungbauern aus Südtirol, Trient und Tirol trafen sich in Kurtatsch, um über ein gemeinsames, länderübergreifendes Problem zu sprechen: das Großraubwild.

Die Debatte um das Großraubwild ist längst schon nicht mehr nur ein bäuerliches Thema, sondern beschäftigt inzwischen die breite Bevölkerung.

Die Ausbreitung von Wolf, Bär und Luchs im Alpenraum nimmt eine immer größer werdende Gefahr für die Berglandwirtschaft an.

Inzwischen ist es so weit gekommen, dass einige Almen nicht mehr bewirtschaftet werden und immer mehr Tiere in den heißen Sommermonaten im Tal bleiben müssen, schreiben die Jungbauern Südtirols in einer Aussendung.

Noch schlimmer sei die Tatsache, dass immer mehr Bauern ihre Stalltüren für immer geschlossen haben.

Die Medien in Südtirol und Tirol würden tagtäglich über die vielen Wolfsrisse, die zurzeit stattfinden, berichten. „Die Schlagzahl erhöht sich dabei rasant: zum einen fallen immer mehr Schafe und Ziegen den Raubtieren zum Opfer und zum anderen sind zunehmend auch Übergriffe auf Rinder und Pferde zu verzeichnen. In der Provinz Trient wird die Gesellschaft und die Landwirtschaft vor allem durch die hohe Anzahl an Bären geplagt, die dort anzutreffen sind“, so die Jungbauern.

Gemeinsamer Managementplan für den gesamten Alpenraum

Die Jungbauern aus Südtirol, Trient und Tirol sind sich einig:

Großraubwild kennt keine Grenzen, deshalb dürfen die Gesetze dies auch nicht. Der gesamte Alpenraum muss zusammenstehen und gemeinsam handeln.

Notburga Heim, Anna Schenk, Alessio Chistè, Alessandro Stimpfl, Bettina Hechenberger, Dominik Traxl, Raffael Peer, Luca Marconcini, Angelika Springeth

„In Österreich gibt es bereits Problemwölfe, die zum Abschuss freigegeben wurden, aber was passiert, wenn diese die Grenze überschreiten? In Italien sind es zwar immer noch Problemwölfe, dürfen aber nicht entnommen werden“, erklärte Bettina Hechenberger, Landesleiterin der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend, die sich vehement für ein grenzübergreifendes Wolfsmonitoring und -management einsetzt.

Die Jungbauern fordern eine Erfassung der genauen Anzahl an Wölfen im Alpenraum, die in einer gemeinsamen Datenbank gespeichert werden, denn das Problem besteht grenzüberschreitend. Dabei soll vor allem die Transparenz bei der Meldung der Anzahl an Wölfen eine große Rolle spielen, denn es könnte sich herausstellen, dass die Population inzwischen zu hoch geworden ist und der Wolf schon gar keine bedrohte Tierart mehr ist.

„Wollen wir enormes Tierleid zulassen?“

„Wenn die Tiere nicht mehr auf die Almen getrieben und folgedessen diese nicht mehr bewirtschaftet werden geht die Biodiversität verloren. Einen Erholungsraum, wie wir ihn derzeit kennen mit dieser großen Artenvielfalt, wird es dann nicht mehr geben, dies wäre fatal für den Tourismus in unseren schönen Berggebieten“, argumentierte Landesobmann der Südtiroler Bauernjugend Raffael Peer.

„Ganz zu schweigen davon, dass der Almauftrieb und die gepflegte Kulturlandschaft zu unserer Heimat gehört, wegen der viele Touristen zu uns ins Land kommen“, ergänzte Alessio Chistè von der Agia Trentino.

Die Landwirtschaft und der Tourismus arbeiteten in allen drei Ländern eng als Partner zusammen:

Die Bauern würden die Landschaft pflegen, und der Gast könne sich daran erfreuen und die Alm als Erholungsraum nutzen. „Deshalb sind Herdenschutzhunde in Zusammenarbeit mit dem Tourismus unmöglich einzusetzen. Diese werden darauf trainiert die Herde zu beschützen, wenn ein Wanderer durch die Weide geht, greifen sie auch diesen an, die rechtlichen Folgen für den Besitzer des Hundes sind zu hoch, um das Risiko einzugehen“, so die Jungbauern.

Viele Nutztierrassen in Südtirol, Trient und Tirol seinen ebenfalls vom Aussterben bedroht, auch diese sollten davor geschützt werden. „Wenn Großraubwild im Alpenraum die Überhand gewinnt, wird es in ferner Zukunft diese bedrohten Rassen nicht mehr geben“, so die Jungbauern.

„Höfe sterben“

Bei der letzten Landwirtschaftszählung in Südtirol habe sich gezeigt, dass innerhalb von zehn Jahren 1% der Betriebe geschlossen wurden.

„Viele Kleinbetriebe leben von Schafen und Ziegen und sind um das Wohl ihrer Tiere bemüht. Die Tiere das gesamte Jahr über im Stall zu lassen ist keine Option, denn das Tierwohl darf nicht in Vergessenheit geraten, auf der anderen Seite sind die Nutztiere auf der Alm nicht mehr sicher – auch dies wird dazu führen, dass die Motivation einen Hof weiter zu bewirtschaften, sinken wird. Auch wenn Geld für verendete Tiere ausbezahlt wird, ist der emotionale Wert trotzdem nicht ersetzt, denn dieser kann nicht ersetzt werden“, so die Jungbauern in ihrer Aussendung.

Am Ende des Abends seien sich die Jungbauern einig gewesen:

Die heimische Alm- und Berglandwirtschaft sei durch das Eindringen von Wolf und Bär in den intensivst genutzten Alpenraum ernsthaft gefährdet.

„Raubtiere wie Wolf und Bär haben hier keinen Platz. Es braucht rasch effiziente gesetzliche Grundlagen, die den Abschuss von Problem- und Schadtieren ermöglichen und die reflexartige Beeinspruchung von selbsternannten Tierschützern diverser NGOs nicht mehr zulassen. Hier fordern die Jungbauern juristische Grenzgänge in ihren Heimatländern ein. In einem Positionspapier werden alle besprochenen Punkte gesammelt und anschließend an die politischen Vertreter weitergeleitet.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • robby

    Fachwissen gepaart mit Intelligenz.

  • rumer

    Auf vielen Almen hängen Plakate gegen die Wolfsansiedelung. Ich würde noch ein weiteres dazuhängen:
    Wolfskuschler, speziell die Grüne Parteiführung, sind auf unserer Alm NICHT erwünscht.

  • dn

    Ob man will oder nicht, Brüssel lässt die Almwirtschaft hängen. Es geht nur mehr darum, Schlimmstes zu verhindern.

  • andreas1234567

    Hallo zum Abend,

    das Gejammer um die „Biodiversität“ sollten sich die Almler nicht angewöhnen, das haben schon die Herbeiklatscher der Viecher als lächerliches Argument.

    Es ist einfach so, da bewirtschaften seit Jahrhunderten Heimische die Hochböden Südtirols, sorgen durchaus für eine geordnete und erwanderbare Landschaft wovon der Tourismus erheblich profitiert.
    Das mit einer Arbeit die keinen Urlaub kennt und körperlich fordernd ist.

    Und dann kommen Plärrer und Schreihälse daher und wollen das gefährden und wenn es sein muss auch vernichten.

    Viele machen klingende Münze mit diesem Raubviehzirkus durch „Forschung und Aufklärung“, andere sind einfach Bauernhasser und Minderbemittelte die von der Hilfsschule in den aktiven Tierschutz gewechselt sind.

    Natürlich braucht es geschützte Wirtschaftszonen für traditionelle Viehhaltung in extremen Lagen.

    Die Samen in Finnland geniessen einen derartigen Schutz für ihre Rentierhaltung seit geraumer Zeit und da Finnland bekanntermassen zur EU gehört darf das Recht der Rentierhalter in Finnland nicht den gleichgelagerten Interessen der Almbewirtschaftung im Alpenraum verwehrt werden..

    Ich bin etwas verwundert wie langsam die EU-Mühlen da mahlen, bei kunterbunten Themen ist man wesentlich schneller mit Richtlinien die auch von jedem Mitgliedsland vehement eingefordert werden.

    Aufgelassene Almen werden gewiss nicht verwildern, das werden dann coole Partylocations mit ganz viel Discokugel, Taxiheimfahrservice und jeden Samstagabend ist Tabledance.Und Sonntagmorgen wühlen Bär und Wolf im Partymüll und alle sind glücklich

    Schönes neues Südtirol..

  • tirolersepp

    Jäger es isch Zeit !!!

  • heinz

    Wölfe und Bären sind streng geschützte Tierarten. Außerdem gibt es bei uns in den Bergen genug Platz. Diese Schauermärchen erzählt in Südtirol nur der Bauernbund.
    Anstatt zu jammern, sollte man in Herdenschutzmaßnahmen investieren, wie es unsere Nachbarn im Süden und Osten bereits seit Jahrhunderten erfolgreich praktizieren.

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