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Große Kluft

83 Prozent der Arbeitnehmer in Südtirol schätzen die Kluft zwischen arm und reich als groß oder sehr groß ein. Das zeigen neueste Daten aus dem AFI-Sommerbarometer.

Vor dem Sonderthema, das diesmal die hohen Lebenshaltungskosten betrifft, wurden die wichtigsten Ergebnisse der Sommerausgabe des IPL-Barometers vom Institut bereits am 22. Juli auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Die Fragen des Themenblocks hingegen wurden erst vor wenigen Tagen ausgewertet. Der Themenblock zielte darauf ab, die Wahrnehmung wirtschaftlicher Ungleichheit in der Region zu erfassen, aber auch mögliche Ursachen und Instrumente aus arbeits- und wirtschaftspolitischer Sicht benennen zu können.

Um das Thema Verteilungsgerechtigkeit aus allen Blickwinkeln zu beleuchten, sind sowohl Umfrage- als auch Verwaltungsdaten wertvoll, betonen AFI-Forscher. „Umfragen spiegeln die Wahrnehmungen von bestimmten Zielgruppen wider und zeigen auf, wie die Menschen über einen bestimmten Sachverhalt denken. Verwaltungsdaten wiederum sind nützlich, um diesen Sachverhalt angemessen einzuordnen“.

Für nur 18% ist die Kluft unerheblich

83% der Befragten schätzen die Kluft zwischen arm und reich in Südtirol als relativ groß (59%) oder sehr groß (24%) ein. Nur 18 % finden, dass diese Kluft unerheblich ist.

„Die Werte entsprechen denen der Vorjahre. Das vorherrschende Gefühl ist, dass es in Südtirol eine starke Ungleichverteilung des Reichtums zwischen denen, die viel haben, und denen, die wenig haben, gibt“, sagen AFI-Forscher. „Aber es wäre vermessen, eine andere Wahrnehmung zu erwarten, wenn man die Situation bedenkt, in der wir uns derzeit befinden: Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, der starke Anstieg der Inflation, der Krieg in der Ukraine. All das verringert sicher nicht die Kluft zwischen denen, die im Überfluss leben und denen, die den Gürtel enger schnallen müssen.“  Als eine der Hauptursachen für die Ungleichheit nannten die Befragten die staatliche und lokale Wirtschaftspolitik. Für die Verbesserung der eigenen Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen braucht es laut der Umfrage eine  gute Ausbildung, man sollte aber auch die richtigen Leute kennen.

Die Hauptursachen der Ungleichheit: Wirtschafts- und Lohnpolitik

Für die Südtiroler Arbeitnehmer ist die lokale und gesamtstaatliche Wirtschaftspolitik Hauptursache für die Kluft zwischen arm und reich (33 %). Es folgen Lohnpolitik (23 %) und Steuerpolitik (18 %), also  Faktoren, die der einzelne Arbeitnehmer nicht beeinflussen kann. Erst an vierter Stelle finden wir „Unterschiedliche Arbeitsleistung“ als Antwort (10 %). 

Wichtig für die Karriere: eine gute Ausbildung, aber auch die richtigen Leute kennen

Engagement und Arbeitseinsatz sind sicherlich notwendig, um den sozialen Aufstieg zu schaffen, aber nach Meinung der Befragten nicht allein ausschlaggebend. Der wichtigste Faktor für den beruflichen Erfolg sei eine gute Ausbildung. Die Befragten geben aber auch an, dass man die richtigen Leute kennen sollte, um voranzukommen. Auf einer Skala von 0 (unwichtig) bis 10 (sehr wichtig) lag nur die Bildung im Durchschnitt über 8. Für die Karriere zweitrangig sind laut den Befragten harte Arbeit, pures Glück oder die Zugehörigkeit zu einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht.

Instrumente zur Verringerung der Ungleichheit

Die einschneidendsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheit sind – für weibliche Arbeitnehmer – eine solide Grundausbildung und lebenslanges Lernen, aber auch die Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen (in beiden Fällen bewerteten 95 % der Befragten diese Maßnahmen als „sehr oder äußerst wirksam“). Es folgen ein progressives Steuersystem (83 %), nicht ohne eine angemessene Kombination mit Sozialtransfers, und eine stärkere Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen (76 %).

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • unglaublich

    Kaum zu glauben, aber diese VOLKSpartei (:) betreibt eine Umverteilung von Arm zu Reich wie sie noch nie da war.
    Wenn Arbeiter und Lohnabhängige nicht bald aufwachen und politisch aktiv werden, wird die Gesellschaft wieder in eine Ständegesellschaft schlitten. Die Zweiklassengesellschaft wird auch die „Betuchten“ nicht glücklich machen.

  • tirolersepp

    Frauen und Männer, es isch Zeit !

    Wehrt euch Arbeitnehmer, 2000 Euro am Ende des Monats, alles darunter ist ein Hungerlohn !

    Sofort kündigen, es gibt gibt Arbeit wie Sand am Meer !!!

  • ostern

    @kurtohegurt
    nicht nur das, den südtiroler Bauern wurde für das Jahr 2022 ein Beitrag
    von ca. 6 Mio Eur für Einzahlungen an die INPS zugesprochen.
    Wie kann da ein normaler Südtiroler noch SVP wählen?

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