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„Wolf wird zum Kulturwolf“

Der Schweizer Wolfsexperte Marcel Züger warnt: Der Wolf sei eine Gefahr für die Artenvielfalt und für die einzigartige Kulturlandschaft.

Alpine Weidegebiete seien ein Hort der Artenvielfalt. Durch die Zunahme der Wölfe gerate diese einzigartige Kulturlandschaft aber zunehmend in Gefahr. „Wir können nicht eine Art über tausend andere stellen“, sagt der Schweizer Biologe und Wolfsexperte Marcel Züger.

Beim Informationsabend des Südtiroler Bauernbundes an der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern sprach sich Züger für die Bejagung aus, „damit der Wolf nicht bald zum Kulturwolf wird.“

Als Biologe war er anfangs von der Rückkehr der Wölfe begeistert, erklärte Züger, der ein Ökobüro in Graubünden betreibt. Bei mittlerweile 16 Wolfsrudeln und jährlich über 800 getöteten Nutztieren in der Schweiz habe sich seine Haltung zum Wolf aber diametral geändert: „Die rasante Ausbreitung der Wölfe bringt die extensive Weidehaltung und damit gerade jene Kulturlandschaft in größte Gefahr, die wir aus Sicht der Biodiversität am meisten schützen müssen.“

Marcel Züger

Das alpine Weidegebiet ist allein in der Schweiz Rückzugsort für über 900 Tier- und Pflanzenarten, führte Züger aus. 200 davon, wie Wiedehopf, Braunkehlchen oder Alexis-Bläuling (Schmetterlingsart), sind durch die Berner Konvention streng geschützt. „Die Almweiden sind extrem wichtig für die Artenvielfalt und für den Biologen sozusagen die Filetstücke.“ Der Wolf hingegen sei in Europa keine seltene Art mehr. „Wir müssen verhindern, dass durch die Zunahme der Wölfe die Beweidung wegfällt und die geschützten Arten weniger werden oder aussterben.“ Züger kommt daher zum Schluss: „Wir können nicht eine Art über tausend andere stellen. Wir müssen den Schutz der Wölfe zurücknehmen, um den Lebensraum von Hunderten anderen Arten zu erhalten.“

Auch Herdenschutz sei keine Lösung, um Wolf und Weide zu vereinbaren, betonte Züger.

In seinem Referat ging er auf die Schwachstellen von Zäunen, Nachtkoppeln und Herdenschutzhunden ein. „Wölfe lernen schnell und was heute an Herdenschutz funktioniert, kann schon morgen nicht mehr funktionieren“, sagte Züger und verwies auf Zahlen aus der Schweiz: „In Graubünden haben wir heuer 95 von hundert gerissenen Schafen in geschützten Herden.“ Den passiven Herdenschutz sieht der Schweizer Experte deshalb als gescheitert an.

Am meisten Sorgen bereitet Züger die zunehmende Anpassung der Wölfe an die Menschen.

„Die Geschichte des scheuen Wolfs ist ein Märchen“, stellte der Experte klar. „Wenn wir den Wölfen keine Grenzen setzen, kommen sie uns immer näher.“ Dagegen helfe nur die Bejagung: „Wir müssen mit Abschüssen beginnen, solange die Wölfe noch nicht gelernt haben, dass ihnen nichts passiert.“

Sonst befürchtet Züger, dass der Wolf „vom Natur- zum Kulturwolf wird“ und Menschen gegenüber immer frecher und aggressiver auftritt. „Diese Habituierung darf nicht passieren und das geht nur durch Bejagung“, kam Züger zum Schluss.

Leo Tiefenthaler, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, unterstrich die Forderung nach einer Bejagung der Wölfe. „Die Erfahrungen aus der Schweiz bestätigen, dass es ein Wolfsmanagement mit Abschüssen braucht. Weil unsere Landespolitik damit in Rom offenbar nicht weiterkommt, suchen wir die Allianz mit den Alpenländern, um wolfsfreie Weidegebiete im Alpenraum zu ermöglichen.“

Landesobmann-Stellvertreter Daniel Gasser betonte, dass die Schweiz oft als Vorbild für den Herdenschutz genannt wird. „Die tatsächlichen Erfahrungen zeigen aber, dass Zäune und Hunde auch in der Schweiz keine Lösung sind.“

Bei der anschließenden Fragerunde, äußerten viele der rund 140 anwesenden Tierhalterinnen und Tierhalter ihren Unmut über die Politik, die die Bauernfamilien im Berggebiet mit dem Wolfsproblem allein lasse. Eine Bäuerin aus Vahrn zeigte ein verstörendes Video von toten und schwer verletzten Schafen ihrer Herde nach einem Wolfsangriff.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (20)

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  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag

    mag sein der Herr Bio-Ökologe hat auf Almweiden um die 900 Tierarten entdeckt.
    Das jene ohne bewirtschaftete Almen gefährdet wären oder gar verschwinden ist nun wirklich weit hergeholt.
    Das ist dann auch nicht besser wie die Wolfsherbeiklatscher welche immer das Hohelied von der Biodiversitaet gesungen haben und dem lieben nützlichen Wolf die Rolle als Vertilger von krankem Vieh in den Wäldern fernab der Menschen angedichtet haben.

    Der Wolf ist nicht bloed und hat längst heraus je näher am Menschen desto einfacher lässt sich der Speiseteller füllen.
    Und das ganze weltfremde Gelump mit den Riesenkoetern und irgendwelche Zäunen mit Ausmaßen welcher der Trump gerne an der Grenze zu Mexiko wollte ist auch komplett weltfremden Gehirnen entsprungen, fein von den Schweizern das in der Praxis demonstriert zu haben.

    Die finnische Rentierzucht ist traditionell und mit EU-Segen gegen das Hurenvieh geschützt und der Tiroler Almler hat nicht weniger Berechtigung das auch für sich und seine Almwirtschaft zu fordern.
    Zumal es in den meisten Fällen gar nicht darum geht den Beutegreifer zu verjagen sondern das komplett unnütze Vieh erst garnicht heimisch werden zu lassen. Die Freunde dieser Mistviecher rekrutieren sich aus spinnerten selbsternannten Tierschützern, Bauernhasser und einer Bande von Schwaetzern die seit Jahrzehnten klingende Staatsmuenze einsacken um zu “forschen und zu informieren”.Leider sind diese Gruppen extrem lautstark und unverschämt fordernd dank eines Überschusses an Tagesfreizeit

    Da darf sich auch schon mal ein Meinungsforschungsinstitut aus Mailand den Beutel füllen um Heimische und Touristen in Südtirol zur werten Meinung dieser Problematik zu befragen..

    Auf Wiedersehen in Südtirol

  • heinz

    Ahhhh….Gähn…Schnarch

  • tirolersepp

    Liebe Jäger, mandr es isch Zeit !

    Für die studierten unter uns die Übersetzung: schiasst des hurenviach über den Haufen !!!

  • heracleummantegazziani

    „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Es ließen sich zig Biologen und Zoologen finden, die das genaue Gegenteil dieses Schweizer Experten behaupten. Züger ist seit jeher Wolfsgegner, aber im Grunde eigentlich nicht vom Fach.
    Schon die Aussage es gäbe auf den Almen 900 Tier- und Pflanzenarten, die vor dem Wolf geschützt werden müssten, ist ein Blödsinn. Es sind erstens wesentlich mehr Pflanzenarten und die muss man vor dem Wolf nicht schützen (außer es befinden sich vegane darunter), eher vor dem Weidevieh (wenn schon) und von den Tierarten, die dann von der Zahl 900 noch übrig bleiben, passen nur wenige in das Beuteschema des Wolfs (denn Insekten, Würmer usw. sind die Mehrzahl und die frisst der Wolf nicht). Also die Artenvielfalt ist durch den Wolf sicher nicht gefährdet. Ergo ist die Aussage des Experten ein Witz.
    Die EU-Regelung sieht die Entnahme von Problemwölfen bereits vor, da muss man nicht das erneute Ausrotten des Wolfes vorantreiben.

  • pingoballino1955

    Wolf zerstört die Bewirtschaftung der Almen.Siedelt die Tiere aus,wo sie hingehören,nicht um Schafe zu töten.Neuerdings gehen sie ja schon auf kleine Kälbchen los.

    • heracleummantegazziani

      Nochmals für die Begriffstützigen, die nur das Narrativ des SBB nachbeten: Der Wolf wurde weder ausgesetzt noch angesiedelt (zum Unterschied zu den Bären), er wandert einfach. Teilweise bis zu 70 km am Tag.Dabei lässt er sich weder von Grenzen, Grenzposten noch von schießwütigen Südtirolern aufhalten. Und selsbt wenn ein Wolf abgeknallt wird, wird der nächste kommen, denn die Wölfe warnen sich nicht über Facebook oder Telegram.

  • robby

    Ich schätze du hast bisher weit mehr Kälber gefressen als jeder Wolf.

  • logo

    Es war eigentlich alles perfekt im Wald. Irgendwelche „Kranken“ haben sich dann einfallen lassen, Bären und Wölfe hier wieder einzupflanzen.
    Die Kraft und Hartnäckigkeit, welche hinter diesen System steckt, lässt mich vermuten, daß irgendjemand dabei viel Geld verdient.
    Anders kann ich mir das nicht erklären.
    Man sollte der Sache mal auf den Grund gehen und schauen wer welchen Nutzen aus diiesem Blödsinn zieht.
    Nebenbei hätte man in Europa momentan andere Probleme zu lösen, als sich neue zu schaffen.

    • heracleummantegazziani

      Auf welcher Seite der Verschwörungsbibel steht denn dieser Quatsch? Es gibt drei Kategorien, die mit dem Wolf Geld verdienen: Leute wie der Schweizer Experte, diejenigen, die ein gerissenes Tier ersetzt bekommen und diejenigen die Munition an jene verkaufen, die auf den Wolf schießen.

  • @alice.it

    Allein schon die Tatsache, dass Wolfsscheiße europaweit in Säckchen eingesammelt und genetisch untersucht wird zeigt, wer am Wolf sein Geld verdient.
    Eine Schande, Steuergelder derartig zu verprassen und parallel dazu die Bevölkerung um Almosen für hungernde Menschen in der Welt anzubetteln.

  • dn

    Es gibt genug Biologen, die eine Regulierung des Wolfs befürworten, auch südtiroler Biologen. Ist dieser Cazzino auch Biologe?

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