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Die Bäuerinnenschule

Immer mehr Frauen entscheiden sich bewusst für das Leben und Wirtschaften am Bauernhof und besuchen die Bäuerinnenschule. Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation dankt diesen Frauen ganz bewusst am Tag der Milch am 1. Juni, da sie der Landwirtschaft Zukunft ermöglichen.

Mehr denn je sind die Milchviehbetriebe in Südtirol mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert und immer mehr Bergbauernbetriebe stellen ihre Produktion ein und schließen ihren Hof. Zusätzlich trägt die fehlende Hofnachfolge zunehmend zum Höfesterben bei. Grund dafür ist häufig, dass es keine Nachkommen gibt oder diese kein Interesse an der Übernahme des Bauernhofes haben.

„Wir als Südtiroler Bäuerinnenorganisation sind deshalb bemüht, auf alternative Hofübergaben aufmerksam zu machen,“, sagt Landesbäuerin Antonia Egger, und verweist auf die Möglichkeit einen Hof durch Kauf auf Leibrente zu erwerben oder einer anderen inner- oder außerfamiliären Hofnachfolge. Dabei kann auch das Augenmerk auf Frauen gelegt werden. „Immer mehr Frauen interessieren sich für die Bewirtschaftung eines Bauernhofes und sind bereit, einen Hof zu übernehmen und nach ihren Vorstellungen zu bewirtschaften,“ so Egger.

Beispielhaft ist die zahlreiche Teilnahme der Frauen am Lehrgang „Bäuerinnenschule“, welcher von der Fachschule für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung in Dietenheim bei Bruneck in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation zum dritten Mal angeboten wurde.

Dabei erwerben die Teilnehmerinnen durch theoretische und praxisorientierte Lehreinheiten von insgesamt 300 Stunden Kompetenzen in den unterschiedlichsten Bereichen wie beispielsweise Verarbeitung, Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln, Hauswirtschaft, aber auchKonfliktmanagement oder Betriebswirtschaft. Die Frauen erhalten dadurch das notwendige betriebswirtschaftliche Know-how und das Selbstbewusstsein, um ihre Zukunftsvisionen im Betrieb umzusetzen.

Im heurigen Lehrgangsjahr haben 14 Frauen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Viele der Teilnehmerinnen sind Frauen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen und in die Bewirtschaftung des Hofes eingebunden sind oder aber auch einen eigenen Hof bewirtschaften möchten.

Eine davon ist Franziska Huber aus Sand in Taufers. Als sie sich für die Bäuerinnenschule eingeschrieben hat, wusste sie allerdings noch nicht, dass ihr die Ausbildung zugutekommen wird, um später einmal den Viehwirtschaftsbetrieb mit Urlaub auf dem Bauernhof ihres Onkels und seiner Frau zu übernehmen. „Sie haben keine Kinder und haben sich wahrscheinlich Gedanken darüber gemacht, wer ihren Hof übernehmen könnte und dann sind sie auf meine Familie zugegangen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, freut sich Huber.

Auch Sophia Unterkircher wird den Hof ihres Onkels in Ahornach im Tauferer Ahrntal übernehmen: „Er hat keine Kinder und möchte die Erbschaft regeln. Es ist ihm wichtig, dass der Hof erhalten bleibt und er freut sich, dass jemand den Hof aufbauen möchte.“

Der Wunsch der Hofübergebenden den Hof innerhalb derselben Familie weiterzugeben ist groß, aber nicht immer möglich. Die alternative Hofübergabe stellt deshalb eine ideale Möglichkeit dar. Die Bedingungen für das Zusammenleben auf dem Hof können dabei individuell und schriftlich vereinbart werden. „Schlussendlich ist es aber das Vertrauen und das Wort, das zählt, wenn man zusammenlebt. Man muss einfach daran glauben“, ist Franziska Huber überzeugt.

An der Bäuerinnenschule schätzen die Teilnehmerinnen vor allem das große Basiswissen und die Vernetzung untereinander. „Fast alles, was ich gelernt habe, kann ich in die Praxis umsetzen. Es sind nicht nur die schulischen Inhalte, sondern auch die Erfahrungswerte, die uns gegenseitig bereichern“, sagt Sophia Unterkircher.

Die Bäuerinnenschule stellt mittlerweile eine wichtige Stütze für viele Frauen dar, um betriebliche Prozesse zu verstehen und herausfordernde Tätigkeiten bewältigen zu können, „und dies braucht es, um die Herausforderungen in Zukunft zu meistern,“ sagt Landesbäuerin Antonia Egger bei der Diplomübergabe am vergangenen Freitag an der Fachschule Dietenheim.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • cosifantutte

    Knödelakademie nannte man das früher.

    „um betriebliche Prozesse zu verstehen und herausfordernde Tätigkeiten bewältigen zu können“

    Z.B wie man Steuern vermeidet (i.e. umgeht), an Beiträge kommt und Kubaturen erweitert. Viel mehr ist an diesen komplexen Prozessen nicht zu verstehen.

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    gutes Projekt, insbesondere die Eigenvermarktung gehört gestärkt.
    So wie die Dinge liegen und sich gerade entwickeln wird lokale Lebensmittelerzeugung noch einmal sehr gefragt sein und irgendwelche mit einem Studium von Geschwätzwissenschaften können sich schon einmal mit Betteln nach Grundnahrungsmitteln beschäftigen, die Fähigsten von denen kommen vielleicht als Knecht oder Magd unter..

    Wer sich wirklich fair und unvoreingenommen mit den Jungbauern beschäftigt kriegt schnell mit da wächst eine Generation heran die mit neuester Technik, allerlei Marketingideen und tatsächlich auch in Zusammenarbeit mit ernstzunehmenden Umweltschutzverbänden die Höfe zu modernen Wirtschaftsbetrieben umwandelt.
    In der Übergangsphase gehört es im Landesinteresse großzügig gefördert, man kann es bei den Schwätzern und Weltfremden und ihren Projekten bequem einsparen.

    Auf Wiedesehen auf einem Berghof

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