„Eine Persönlichkeitsstörung“
Der Psychiatrie-Primar Roger Pycha hält Benno Neumair für zurechnungsfähig.
Im Rahmen des Schwurgerichtsprozesses wurde gestern Nachmittag auch der Psychiatrie-Primar Roger Pycha als Zeuge angehört. Laura Perselli und Peter Neumair hatten Pycha im Juli 2020 nach den Vorfällen in Ulm aufgesucht, um mit ihm die Diagnose der Ärzte – Benno Neumair war bei seinem eintägigen Psychiatrie-Aufenthalt eine Persönlichkeitsstörung und eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden – und das weitere Vorgehen zu sprechen. Pycha wurde von den Eltern über die Vorfälle in Ulm, den Polizeieinsatz, die Selbstverletzungen und den Streit mit seiner damaligen Freundin informiert. „Die Eltern waren nach der Entlassung aus der Psychiatrie besorgt und wollten eine therapeutische Unterbringung für ihren Sohn finden“, erinnert sich Pycha im Zeugenstand. „Sie waren nicht unbedingt um ihre eigene Sicherheit besorgt – zumindest hat es nicht diesen Anschein gemacht – aber sie haben sich um die Zukunft von Benno gesorgt“.
Der Psychiatrie-Primar hält Benno Neumair für zurechnungsfähig. „Für mich ist das eindeutig eine Persönlichkeitsstörung, von der Schizophrenie erlebe ich da nichts“, sagt Pycha nach seiner Anhörung. Der Psychiatrie-Primar möchte aber unterstreichen, dass er Benno Neumair persönlich nie getroffen habe.
Kurz nach dem Verschwinden von Laura Perselli und Peter Neumair hat Roger Pycha allerdings Benno Neumairs Schwester Madé getroffen. „Madé war sehr ängstlich, weil sie von Beginn an das Gefühl hatte, dass Benno mit dem Verschwinden ihrer Eltern in Zusammenhang stehen könnte“, erinnert sich Pycha, „und ich musste ihr mit ihren Bedenken recht geben“.
Ähnliche Artikel
Kommentare (14)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
andimaxi
Pycha stellt eine Diagnose, ohne Neumair je getroffen zu haben? Gute Nacht. Noch so ein medizinischer Wichtigtuer der alles genau zu wissen glaubt. Davon hatten wir in den letzten Jahren genug.
gorgo
Es weist tatsächlich Nichts auf eine paranoide Schizophrenie hin.
Dazu muss man Benno Neumair nicht persönlich treffen.
Und ganz sicher wurde in Ulm nach einem Tag keine Diagnose gestellt, sondern unter dem Eindruck des Vorfalls nur angeraten, ihn insofern untersuchen zu lassen.
Sein restliches bekanntes Verhalten steht aber dazu in Widerspruch.
Ich denke, die Einlieferung in Ulm war für Benno damals nur der einzige Weg sich seiner Verantwortung zu entziehen und einer Anzeige zu entgehen.
andimaxi
Jetzt geben schon irgendwelche Kommentatoren hier Ferndiagnosen ab. Wer den Mann nie getroffen hat, enthalte sich jeglicher fachlicher oder pseudofachlicher Diagnose. Wenn Pycha vor Gericht wirklich solche klaren Aussagen getroffen hat, ohne den Angeklagten je persönlich getroffen zu haben, so ist das eine sehr grenzwertige Vorgangsweise. Die Frage ist: Hat Pycha tatsächlich vor Gericht erklärt, dass er den Neumair für zurechnungsfähig hält, ohne ihn je persönlich getroffen zu haben? Ich kann mir das nicht vorstellen.
Ob der Angeklagte zurechnungsfähig ist oder nicht oder zum Zeitpunkt der Tat war kann ich nicht beurteilen. Ich bin weder Psychologe, noch Pseudo-Kommentator-Psychologo noch habe ich den Angeklagten jemals getroffen. Mich interessiert nur, wie jemand vor Gericht angeblich so klare Aussagen zum Geisteszustand eines Menschen treffen kann, ohne ihn je getroffen zu haben.
gorgo
Schizophrenie (oder psychotische Schübe) sind dadurch auszuschließen, da solche andauern (mindestens Wochen bis Monate) und nicht und ausschalten.
Menschen mit narzisstischer und/oder dissozialer Störung sind in der Regel zurechnungsfähig.
Im starken Affekt, Wut zB. ist eine verminderte Zurechnungsfähigkeit möglich, bzw. kann in diesem Fall für den ersten Mord nicht ausgeschlossen werden. Das ist auch schon alles.
gerhard
Von 10 Psychiatern haben 10 einen Knall.
Nichts Neues.
Vor Gericht eine Beurteilung abzugeben, ohne den Beschuldigten jemals persönlich untersucht zu haben, spricht Bände.
gorgo
Wenn du tatsächlich 10 Psychiater persönlich kennst, könnte der Knall auch bei dir liegen.
Pycha kennt die Expertise der Gerichtsgutachter, hat damals auch mit den Eltern gesprochen.
Des weiteren kam immer mehr ans Licht, dass Benno ein notorischer Lügner ist. Das hier vor allem die dissoziale und narzisstische Persönlichkeitsstörung im Vordergrund zu stehen scheint und keine beginnende Krankheit wie Schizophrenie mit einhergehender Störung der Kognition, erkennt ein Facharzt an diesem Punkt mühelos. In Ulm hingegen konnte es in der Akutsituation, ohne Kenntnis des Vorlebens des Betroffenen wohl noch nicht ausgeschlossen werden.
markp.
@gorgo
Gut, Pycha hat erkannt, dass es keine Schizophrenie ist. Trotzdem stellt sich die Frage, warum hat er die Eltern nicht gewarnt. Oder wenn er sie gewarnt hat, warum haben sie nicht auf ihn gehört? Wenn ein Experte eine Diagnose stellt, wird er doch auch Lösungsvorschläge parat gehabt haben. Neumair junior wird dann doch nicht nur eine Gefahr für die Eltern, sondern auch für andere gewesen sein. Da bleiben viele Fragen offen und Pycha macht sich meines Erachtens, alles viel zu einfach.
gorgo
Welche Fragen bleiben da offen? Und was macht sich Pycha zu einfach?
Es ist nicht möglich jemanden zu behandeln der es offenbar nicht will.
Wobei bei es gewissen Persönlichkeitsstörungen nun Mal keine effektive Therapie gibt.
Die Eltern scheinen sich sehr wohl informiert zu haben, vieles in ihrem Verhalten lässt darauf schließen.
Das er für jeden Menschen eine Gefahr darstellt, glaube ich nicht.
Am ehesten für seine Schwester.
Der Einzige der sich für einen (zum Teil geplanten) Zweifachmord aus niederen Beweggründen verantworten muss, ist Benno.
markp.
@gorgo
Habe ich doch geschrieben, was u.a. offen bleibt.
Er hat festgestellt, dass – auch wenn keine Schizrophenie vorhanden – er an Persönlichkeitsstörungen leidet und daher wohl ergo etwas dagegen zu unternehmen ist.
Man kann doch nicht jemanden, den man als Gefahr erkennt, einfach weiter schalten und walten lassen.
Die Schwester hatte doch schon vorher von einem verstörenden Erlebnis erzählt.
Natürlich ist einzig und allein Neumair junior für alles verantwortlich. Aber es hat da Anzeichen gegeben – unabhängig ob es am Ende eine spezielle Therapie anschlägt oder nicht – dass man irgendetwas zum Schutz der anderen hätte unternehmen müssen. Die Warnsignale waren doch eindeutig da bzw. für einen Spezialisten wie Pycha doch klar erkennbar.
gorgo
Nein. Gegen eine solche Persönlichkeitsstörung ist kaum etwas zu unternehmen. Schon gar nicht, wenn es der Betroffene nicht will und der Leidensdruck eher im Umfeld liegt.
Menschen mit narzisstischer Störung sind an offener Gewalt eher weniger interessiert, das ist in der Regel nicht ihr Handlungsmuster. Es zieht unangenehme Konsequenzen nach sich. Sie agieren eher manipulativ um das Gewünschte zu erreichen.
Bei Benno gab es Ausbrüche ja, in bestimmten Situationen. Aber hier ein Warnsignal für einen Mord zu erkennen, dass ist schwer möglich. Da ist jeder herkömmliche Choleriker gefährlicher.
Die Eltern haben das einzig Mögliche versucht. Ihm ein Umfeld zu schaffen das sein Selbstbild stützt und innerlich stabilisiert.
Das war der einzige Weg.
Und ihn langsam aus ihrer Wohnung zu kriegen. Sie hatten Angst vor ihm.
Vielleicht einfach auch genug, sich durch seine Psychoschiene manipulieren und ängstigen zu lassen.
Vielleicht war das was sie am meisten in Gefahr gebracht hat, das sie sich informiert hatten.
Menschen mit einer solchen Störung sind in ihrem Innenleben und Denken schwer nachzuvollziehen. Zu lange unterstellt man ihnen herkömmliche Gefühle und Regungen, die dort eben nicht vorhanden sind. Deshalb sind sie ja von klein auf Meister im lesen jener der Gegenseite, sie sind darauf angewiesen. Verstehen sie auch zu einem Grad zu imitieren.
Die meisten leben ganz gut damit.
Das Schlimmste für sie ist, durchschaut zu werden. Auf dem Totgleis zu landen. Zu merken, dass sie nicht mehr in das Gegenüber eingreifen können, mit ihren Verhaltensmustern einen Endpunkt zu erreichen.
Nein, ich glaube nicht, daß hier etwas unterlassen wurde, was den Mord verhindert hätte. Da gibt es leider keinen Leitfaden.
prof
gorgo und markp. könnten sich ja bei Gericht melden und ihre eigene Meinung sagen.Das Gericht wäre sicherlich dankbar die Meinung von zwei Eperten zu hören.
gorgo
Das Gericht hat ausreichend Experten.
Wenn dich das Thema weder berührt und nicht interessiert, bist du nicht gezwungen mitzulesen.
prof
Experten….
markp.
@prof
Oha, meldet sich der Lügner mal wieder zu Wort? Immer noch verletzte Eitelkeit, weil ich aufgedeckt habe, dass du in diesem Forum einer der grössten Lügner bist?