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„Das ist mein Lebenstraum“

Seit vier Jahren sitzt Johannes Huber aus Plaus im Rollstuhl. Jetzt verwirklicht er sich seinen Lebenstraum und öffnet eine eigene Motorradwerkstatt.

„Ich freue mich volle und kann es kaum erwarten“, sagt Johannes Huber, bei Freunden und Bekannten besser bekannt als „Jonny“.

Der 25-jährige Plauser eröffnet am kommenden 25. Juni in Töll seine eigene Motorradwerkstatt „Etschside Custom“. Das Besondere daran? Johannes Huber ist seit einem schweren Unfall vor vier Jahren querschnittsgelähmt. „Ich bin einer der ersten Kfz-Meister im Rollstuhl“, sagt der Harley-Davidson-Fan von sich selbst.

Nach der Matura (TFO Maschinenbau/Mechatronik) begann Huber bei Harley-Davidson in Bozen die Lehre zum Kfz-Mechatroniker. Dann kam 2018 der Unfall, der eine Zäsur im Leben des jungen Mannes darstellte. Weil Johannes Huber aber lieber nach vorne als zurück blickt, ließ er sich nicht unterkriegen. Seine Harley – die Unfallmaschine – baute er zum Trike um, absolvierte im Jänner 2021 die Gesellenprüfung und machte vor Kurzem seinen Meister.

„Etschside Custom“ ist eine Motorradwerkstatt für alle. „Die Spezialisierung liegt jedoch auf den Maschinen von Harley Davidson“, betont Johannes Huber. Noch wird die Werkstatt eingerichtet und das Team zusammengestellt. Gesucht werden noch ein Kfz-Geselle mit A-Führerschein und ein Lehrling. Infos bei Johannes Huber unter [email protected] oder 388/1430122.

Der Plauser ist ein geselliger junger Mann, der gern unter Leuten ist und sich seit jeher auch ehrenamtlich engagiert. So ist er Präsident des Krampusvereins Naturns und sitzt im Jugendzentrum Naturns im Vorstand. Die TAGESZEITUNG hat mit ihm über sein Vorhaben gesprochen.

Tageszeitung: Johannes, wann hast du beschlossen, trotz der körperlichen Einschränkung eine Motorradwerkstatt zu eröffnen?

Johannes Huber: Eine eigene Werkstatt war schon immer mein Lebenstraum. Der Unfall hat das Vorhaben zwar erschwert, aber nicht zunichte gemacht. Zuletzt haben sich einige günstige Rahmenbedingungen ergeben, weswegen ich nun meinen Traum umsetzen kann.

Warum Harley-Davidson?

Ich bin ein Harley-Fan, seit ich denken kann. Mit meinem ersten Ersparten habe ich mir selbst eine gekauft. Es war die Unfallmaschine, die ich danach umgebaut habe und heute noch fahre.

Das macht dir nichts aus?

Nein, ich hätte sie nie weggeben können. Da steckt zu viel Herzblut drinnen. Ich habe die Maschine damals mit einem Motorschaden gekauft, selbst repariert und bin dann 1,5 Jahre bis zum Unfall damit herumgefahren.

Wie kam es zu dem Unfall?

Es war am 14. Juni 2018 auf der Töll. Ich war auf dem Weg zur Arbeit nach Bozen und da war plötzlich ein Stauende direkt hinter einer Rechtskurve, als letztes Fahrzeug ein Pkw. Ich versuchte zu bremsen, schaffte es aber nicht mehr. Woraufhin ich auswich und gegen das entgegenkommende Auto prallte. Es folgten dann fünf Monate Krankenhausaufenthalt und drei Monate Reha in Bad Häring.

Du scheinst den Unfall und seine Folgen weggesteckt zu haben?

Ich bin froh, dass ich noch lebe. Der Unfall hätte weitaus schlimmer enden können. In den vergangenen Jahren habe ich viele Menschen kennengelernt, die weitaus schlechter dran sind.

Kannst du alle Arbeiten in der Werkstatt trotz Einschränkungen verrichten?

Fast alle. Ich kann beispielsweise die Maschinen nicht auf die Hebebühne schieben und keine Probefahrten machen. Die Reparaturarbeiten selbst dagegen sind für mich kein Problem, ich habe dafür auch einen eigenen Stehrollstuhl, der mich in eine aufrechte Position bringt.

Wie sind die Reaktionen aus dem Freundeskreis?

Total positiv. Meine Freunde sagen: Jetzt machst du das, was du immer schon wolltest. Das passt auch zu meinem Charakter. Wenn ich mir etwas vornehme, dann erreiche ich es auch.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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