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Klima-Check für Seilbahnprojekte

Madeleine Rohrer

Damit auch die hiesigen Seilbahnen zum Schlüssel für den Klimaschutz werden, fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz von der Südtiroler Politik einen Klima-Check.

Die bolivianischen Hauptstadt La Paz hat schon eine, Medellín in Kolumbien ebenso und in Paris ist sie in Planung: eine Seilbahn als Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes. Solche Seilbahnen gelten als Leuchttürme für Klimaschutz, für sanfte und sozial verträgliche Mobilität. In Südtirol gibt es heute ein ganzes Dutzend an Projekten – „nicht immer zum Vorteil für die Umwelt und meist mit großen Kosten für die öffentliche Hand“, so Madeleine Rohrer vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz.

Damit auch die hiesigen Seilbahnen zum Schlüssel für den Klimaschutz werden, fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz von der Südtiroler Politik einen Klima-Check.

Südtirol ist das Land der Aufstiegsanlagen: Die heute bestehenden 360 Bahnen können pro Stunde mehr Menschen befördern als in Südtirol wohnen. Die meisten Seilbahnen bringen Menschen zum Wandern bzw. Skifahren in die Berge. Weitere Projekte liegen auf dem Tisch: Die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Sexten und Sillian wurde von der Südtiroler Landesregierung bereits genehmigt und wird, stimmt auch Österreich zu, realisiert.

Noch in der Schwebe ist die geplante Bahn von Kastelruth Richtung Seiser Alm (Marinzen).

Die Landesregierung hatte die bisherigen Projekte trotz eindeutig negativer Fachgutachten genehmigt. Bereits zweimal hatte das Verwaltungsgericht diese Beschlüsse wieder aufgehoben. In Hafling wird aus einem Sessellift eine Kabinenbahn samt Aussichtsplattform und in Mühlbach–Meransen steht der überdimensionierte Neubau der Seilbahn an. Diskutiert wird eine schienengebundene Verbindung zwischen Monte Pana in Gröden und Saltria auf die Seiser Alm.

Im Passeiertal sinniert ein privater Hotelier über eine Verbindung von St. Leonhard direkt ins Skigebiet Ratschings, auch wenn die massiv mit öffentlichem Geld ausgebaute Straße auf den Jaufenpass ein touristisches Highlight ist. Im Vinschgau denkt man über eine neue Verbindung vom Bahnhof Mals auf den Watles nach, um mehr Besucher und bessere Einnahmen fürs Skigebiet zu generieren.

Foto: Cyprianerhof

Schneller, potenter, klimaverträglicher?

Vier weitere Projekte sind zurzeit zur Umweltverträglichkeit veröffentlicht: die Erneuerung der Aufstiegsanlage Seenock im Skigebiet Speikboden (Sand in Taufers); die Erneuerung des Sonnenlifts im Ahrntal; die Verlegung der Aufstiegsanlage Monte Pana in Gröden.

Ein neuer Lift heißt auch hier mehr Leistung: Der Lift Monte Pana wird zur 10er-Kabinenbahn, der Sonnenlift ebenfalls vom 3er-Sessellift zur 10er-Kabinenbahn. Beim Seenock wird die Förderleistung von heute 2.400 Personen pro Stunde auf 3.400 ausgebaut. Ebenso kommt die neue Aufstiegsanlage am Klein Gitsch (Mühlbach) derzeit in die UVP-Prüfung.

Das Vorhaben wurde bereits einmal vom Umweltbeirat abgelehnt, von der Landesregierung aber genehmigt. Zurzeit behängt diesbezüglich ein Rekurs des Dachverbands und des AVS beim Staatsrat. Die Entscheidung dazu soll im Herbst erfolgen.

Klimacheck für öffentliche Beiträge und Projekte

Die große Anzahl der vorliegenden Projekte und Machbarkeitsstudien zeigt: Der Bau von Aufstiegsanlagen ist ein wirtschaftlich florierender Sektor. Das hat in erster Linie mit der üppigen Förderung durch das Land für private Investoren zu tun. So hat der Bauherr der Cabrio-Seilbahn zwischen Tiers und Frommer Alm – die zurzeit unter anderem wegen fehlender Benützungsgenehmigung eingestellt ist – vom Land einen Beitrag von 75 Prozent der Kosten erhalten. Die Höhe der Beiträge richten sich allerdings nicht nach der Umweltverträglichkeit der Projekte oder gar nach ihrem Zweck für den Klimaschutz.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert daher die Landesregierung auf, die Kriterien für die Förderung der Aufstiegsanlagen zu überarbeiten: „Öffentliche Gelder sollen fließen, wenn Seilbahnen und Lifte zu einer sanften und sozial verträglichen Mobilität beitragen sowie eine konsequente Reduktion des klimaschädlichen CO2 bringen. Ist dies nicht der Fall – wie bei den meisten vorliegenden Projekten – dann hat allein der Investor die Kosten zu tragen.“

„Steuergelder“, so Südtirols größte Umweltorganisation, „müssen ausschließlich das Allgemeininteresse voranbringen. Dazu zählt, dringlicher denn je, der Klimaschutz.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • hallihallo

    wahrscheinlich ist die rohrer noch nie mit dem 30 jahre alten lift auf monte pana gefahren und weiß wahrscheinlich auch nicht, daß da oben 300 parkplätze sind.
    wenn man da etwas gegen einen neuen lift hat, der die autos vom monte pana verbannen würde, dann versteht man halt nichts von wirtschaft und noch weniger von umweltschutz. also erst besser informieren und sich vor ort ein bild machen , als nur blöd daherreden.

  • george

    Ja, ‚hallihallo‘, jetzt hast wahrlich nur blöd dahergeschrieben und dazu auch noch völlig an der Thematik vorbei. Bist du so dumm oder willst du nur polemisieren?

  • treter

    Und ich fordere den Klima-Check auch für Industrieprojekte!! Denn dann darf die Brixner Industriezone auf keinen Fall in Richtung Auwald erweitert werden.
    Grund; Wälder sind gigantische CO2 Speicher!! Werden sie gerodet steigt klimaschädliches Kohlendioxid ungehindert in die Atmosphäre und trägt massiv zum Treibhauseffekt bei! Daher Hände weg vom
    Brixner Auwald der einem 3D-BETON-Drucker-Industriegebäude der Firma Progress weichen soll!!! Ersuche an dieser Stelle den Dachverband für Natur und Umweltschutz für dessen Verteidigung einzutreten!
    NB. Die Firma Progress soll doch bitte auf dem leerstehenden ex-Magagna Holz Gelände ihr neues Betriebsgebäude erstellen!

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