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Als die Pandemie begann

Bild der Pressekonferenz vom ersten Corona-Fall

Letzte Woche vor genau zwei Jahren wurde der erste Corona-Fall in Südtirol nachgewiesen. Ein Blick zurück darauf, wie die Pandemie in Südtirol begann.

von Markus Rufin

Der 24. Februar 2020 ist wohl ein Tag, der in die Südtiroler Geschichtsbücher eingehen wird. An diesem Tag wurde der erste Corona-Fall in Südtirol nachgewiesen. Zwar ist es mittlerweile wahrscheinlicher, dass es bereits zuvor unerkannte Fälle gab, dennoch markiert dieser Tag sozusagen den Beginn der Pandemie in Südtirol.

Denn am selben Tag, noch bevor der erste Fall öffentlich gemacht wurde, berief das Land eine Pressekonferenz ein, um über das weitere Vorgehen rund um das Coronavirus zu informieren. Unter anderem wurde mit einer am Tag zuvor veröffentlichten Verordnung beschlossen, Kleinkindbetreuungseinrichtungen, die Freie Universität Bozen, die Claudiana und das Konservatorium bis zum 1. März zu schließen – es sollte noch deutlich länger werden. Weiters wurde empfohlen, große Ansammlungen zu vermeiden. Viele fanden allein schon diese Maßnahmen überzogen, schließlich hatte Südtirol bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Corona-Fall verzeichnet.

Nur wenige Stunden später folgte dann die Einladung zu einer weiteren Pressekonferenz. Denn Südtirol hatte nun seinen ersten Corona-Fall. Es handelte sich um einen 31-jährigen Terlaner, der bei einem IT-Unternehmen angestellt war. Für rund eine Woche sollte es der einzige offizielle Fall bleiben.

Mittlerweile ist klar: In Südtirol dürfte sich das Virus zu diesem Zeitpunkt bereits massiv ausgebreitet haben. Zahlreiche Urlaubsgäste infizierten sich und wurden bei ihrer Rückkehr positiv getestet. Das führte zu Reisewarnungen für Südtirol. Auch dafür gab es wenig Verständnis unter dem Großteil der Bevölkerung.

Doch Anfang März kippte die Stimmung. Am 4. März wurden die Schulen geschlossen, einen Tag später gab es den zweiten Fall und es wurde bekannt, dass in Südtirol nur 20 Tests durchgeführt wurden. Plötzlich wurden deutlich mehr Personen getestet – und siehe da – die Zahl der Positiven stieg kontinuierlich an. Südtirol wurde offiziell vom RKI als Risikogebiet eingestuft. Am 9. März wurde beschlossen, die Liftanlagen und Beherbergungsbetriebe zu schließen, einen Tag darauf veröffentlichte der damalige Ministerpräsident Giuseppe Conte eine Notverordnung, mit der drastische, aber längst überfällige Maßnahmen eingeführt wurden, die in den kommenden Wochen weiter verschärft wurden. Die Welt und natürlich auch Südtirol stand im Frühjahr 2020 still.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Politik und den meisten Menschen im Land klar, dass es sich eben nicht nur um eine gewöhnliche Grippe handelt, dass uns das Coronavirus aber noch so lange im Griff halten würde, hielt nahezu niemand für möglich.

Erst Anfang Mai wurde der erste Lockdown beendet, es folgten schrittweise Lockerungen und die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Doch im Herbst sollte das Virus mit voller Wucht zurückschlagen. Wieder kam es zu einem Lockdown, der zwar mit dem unrühmlichen Südtiroler Weg kurzzeitig unterbrochen wurde, letztendlich aber ähnlich lang andauerte wie der erste Lockdown. Zwischenzeitlich fand auch ein Massentest statt, der aber nichts an der Situation änderte.

Gegen Ende des Jahres keimte wiederum kurz Hoffnung auf. Die ersten Impfstofflieferungen trafen ein. Die ersten Bürger wurden am 29. Dezember geimpft. Nach einem verhaltenen Start rollte die Impfkampagne in den kommenden Monaten. Am 16. April wurde wieder vorsichtig geöffnet.

Wieder hoffte man, das Virus nun endgültig – dank der Impfung – besiegt zu haben. Doch dann kam die Delta-Variante, die deutlich ansteckender und aggressiver war. Es kam erneut zu Einschränkungen – allerdings nicht zu einem allgemeinen Lockdown.  Die Lage war deutlich besser als im letzten Jahr. Mittlerweile sind die Zahlen deutlich rückläufig, in Italien laufen bereits die ersten Planungen, sämtliche Maßnahmen schrittweise abzubauen. Doch ob die Pandemie nun endgültig beendet ist, das wird nur die Zukunft zeigen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    hab die „Anfänge“ damals als Tourist erlebt..
    Am Freitag, den 13.3.20 hiess es in D „Südtirol ist rote Zone, Reisewarnung“.Arbeitskollegen hatten mich noch aufgezogen, da wird es wohl nichts mit Südtirol. Darauf konnte man noch pfeifen, am 14.3 war ich wie ausgemacht auf dem Südtiroler Berghof.
    Danach folgten täglich panische Verschärfungen, Gastroverbot ab 18 Uhr, totales Gastroverbot, diese leidigen Eigenerklärungen.
    Sperren über die Gemeindegrenzen hinaus folgten.Mitte der Woche wurde mein Auto versteckt weil Gäste zunehmend unerwünscht waren.
    Zum 21.3 war ich wahrscheinlich einer der letzten Touristen die Südtirol verlassen haben und auch nur weil eben mein Fahrzeug versteckt wurde und ich in jedem meiner Einkehren verbotenerweise durchgefüttert wurde.Natürlich nicht mehr per Speisekarte, es gab was aus dem Familientopf, ein Teller mehr für den Andreas, hock dich her zu uns.

    Das vergiss ich den beteiligten Südtirolern nie, es war eine spannende und unvergessliche Woche und vor diesem Hintergrund mag man mir manch lebhaften Kommentar zu Land und Leuten nachsehen.

    Die Heimfahrt war gespenstisch, das menschenleere Südtirol, die leeren Straßen, an jedem Dorf die Kontrollpunkte, die längst vergessenen Grenzkontrollen..

    Auf Immer-Wiedersehen in Südtirol

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