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„Die Pandemie ist eine Tatsache“

 

 

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Achttausenderkönig Reinhold Messner stellt das Internet und die Corona-Leugner auf eine Gefahrenstufe mit der Atomkraft. Was er als Politiker anders gemacht hätte.

TAGESZEITUNG Online: Herr Messner, wie hat sich die Pandemie auf Ihr privates Leben ausgewirkt?

Reinhold Messner: Privat habe ich nicht allzu viel davon gespürt, weil ich im Schloss Juval lebe, wo es kaum Nachbarn gibt und in dieser Zeit auch kaum Wanderer zu sehen waren. Ich konnte aus dem Haus gehen, musste aber dann und wann auch einkaufen, in die Schweiz und nach München fahren und dafür habe ich die entsprechenden Papiere gebraucht, was ein bisschen umständlich war. Problematisch wurde es also nur, wenn ich in die Stadt oder in mein Büro wollte, weil ich dann Papiere oder Tests brauchte. Die gesamte wirtschaftliche Seite war bei mir jedoch auf Null gestellt: Weltweit konnte ich keine Vorträge halten. Erst später haben wir Skype oder andere Formen der Kommunikation über das Internet gewählt. Ich habe von Zuhause aus relativ viele Interviews gegeben und für Firmen gearbeitet.

Was halten Sie von jenen, die Corona leugnen?

Die Leugner sind genau diejenigen, die diese Pandemie größer und größer werden lassen. Die Pandemie ist eine Tatsache, da gibt es keinen Zweifel. Impfgegner kann man zum Teil verstehen, weil sie Angst haben, dass sie irgendwelche Nebenwirkungen haben. Aber es gibt nur die Durchimpfung als Möglichkeit, dass wir die Herdenimmunität erreichen. Und dann gibt es die Verschwörungstheorien, die in dieser Zeit gewachsen sind und die ich als ein großes Problem sehe, das auf uns zukommt. Wir haben also nicht nur die Pandemie, die uns Probleme bereitet, wir haben auch dieses Influenzertum und die Menschen, die irgendetwas erfinden oder glauben und über das Netz fürchterliche Schimpftiraden auf Journalisten, Intellektuelle und die Politik loslassen. Ihre Zahl wird immer größer. Wenn in großen Städten 20-30.000 Menschen ohne Maske auf die Straße gehen, weiß jeder, was das bedeutet. Damit ist dieser Pandemie nicht Herr zu werden. Ich hoffe, dass wir verstehen, dass das Netz nicht nur Vorteile gebracht hat, sondern auch Nachteile. Es ist offensichtlich, dass ausländische Internetnutzer in der Lage sind, weltweit Wahlen zu beeinflussen oder Wirtschaftsverbrechen zu begehen. Deshalb müssen wir auch dafür eine Lösung finden. Es zeigt sich also wieder, dass alle Errungenschaften auch negative Folgen haben. Auch die Atomkraft war nicht nur positiv, sondern hat ein Riesenproblem mit sich gebracht.

Wie hat sich die Pandemie auf die Besucherzahlen des Messner Mountain Museums ausgewirkt?

Wir hielten die Museen im vorigen Jahr mehr oder weniger geschlossen, außer im Hochsommer. Es hatte keinen Sinn sie zu öffnen, wenn der Tourismus nicht möglich war, da Südtiroler Gäste nie reichen, um unsere Spesen zu bezahlen. Für das Messner Mountain Museum war es daher ein großer Einbruch. Wir haben vielleicht 70 Prozent der Einnahmen verloren, müssen auf Reserven zurückgreifen und werden das nicht so schnell aufholen, aber wir geben nicht auf. Ich habe die Verantwortung über das Messner Mountain Museum meiner Tochter übergeben. Aber natürlich kümmere ich mich noch darum und versuche zu helfen, dass wir vielleicht bis zum Jahresende einigermaßen nicht nur mit einem blauen Auge, sondern mit drei blauen Augen davonkommen.

Wie gehen Sie persönlich mit Corona um?

Ich war immer vorsichtig und habe mich mitverantwortlich gefühlt. Die Pandemie ist nur lösbar, wenn jeder in der Gemeinschaft das tut, wofür sich die Politik entschieden hat. Dass dabei Fehler passieren, ist unumgänglich. Virologen haben bestmögliche Ratschläge gegeben, wobei man sich da in bestimmten Punkten auch nicht immer einig war. Politiker haben die Ratschläge der Virologen aufgegriffen und versucht, Regeln zu finden. Man hat leider keine Regeln gefunden, die Deutschland-, Österreich-, Südtirol- oder Italienweit funktioniert haben, und alle haben ihr eigenes Süppchen gekocht. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Europa nicht in der Lage ist, in Problemsituationen mit einer Stimme zu sprechen. Es ist gut, dass in einer Demokratie alle Seiten angehört werden, aber hier waren wir zu langsam. Ich will nicht klagen, aber man hätte die Pandemie schneller eindämmen können, wenn nicht allzu viel diskutiert worden wäre, sondern wenn man verlässliche Persönlichkeiten zusammengespannt hätte, um gemeinsam Antworten zu finden und Regeln vorzugeben.

Welche Maßnahmen würden Sie treffen, um das Ausbreiten des Virus zu verhindern, wenn Sie selbst in der Politik tätig wären?

Wenn ich an führender Stelle gewesen wäre, hätte ich ein halbes Dutzend Virologen um mich geschart und mit ihnen, nach Versuch und Irrtum, versucht herauszufinden, wie man das Problem am besten in den Griff kriegt. Dann hätte ich ziemlich harte Regeln aufgestellt. Es geht leider nicht anders. Ich habe mich selbst an alle Vorschriften gehalten, in der Öffentlichkeit eine Maske getragen, Abstand gehalten, Hygienemaßnahmen berücksichtigt. Natürlich war es auch schwierig, umzudenken und neu vorauszuplanen. Ich muss meine Tätigkeiten lange Zeit im Voraus planen. Wenn ich einen Vortrag in Sydney halte, was für den letzten Sommer geplant war, dann muss ich dies drei oder vier Monate vorher mit einem lokalen Veranstalter absprechen, der an Ort und Stelle Vorbereitungen trifft. Wenn ich aber nicht weiß: Kann man fliegen, kann man nicht fliegen? Geht das in Australien? Kann ich Europa verlassen? Dann ist das Ganze schwierig.

Interview: Mattia Splendori 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (59)

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  • criticus

    Reinhold hat seine Lage dargestellt und in den genannten Punkten recht. Natürlich hätte in Europa nicht jeder Mitgliedsstaat sein eigenes Süppchen kochen sollen. In punkto Einigkeit sind wir in Europa noch weit entfernt, aber in punkto Frieden zwischen den Mitgliedern (ex Jugoslawien ausgenommen) war es ein Fortschritt.

  • andreas

    Jede Provinz kocht ihr eigenes Süppchen und da sticht vor allem Südtirol hervor, da wir ja grundsätzlich alles besser wissen.
    Wie soll da Europa an einem Strang ziehen, wenn schon wir 3 Hanseln annehmen das Zentrum der Welt zu sein, die USA hat das auch nicht hinbekommen.

    Das einzige Patetntrezept welches funktioniert, um die Pandemi einzubremsen hat China, im Westen ist dies aber nicht umsetzbar.

    Keiner der westlichen Staaten hat etwas großartig besser oder schlechter gemacht, auch die Hysterie um die schnellere Impfstofflieferungen an GB und USA, hat sich in der Zwischenzeit relativiert, da momentan keiner der Staaten das Zeug mehr los wird und Impfstoff teilweise verschenkt wird.
    Auch das von den Pechvögeln beim Denken hochgelobte Schweden nicht, die Sterberaten und Wirtschaftsdaten weißen keinen großen Unterschied auf.

    Was uns bzw. dem Westen fehlt, ist Disziplin und das Problem, dass jeder Depp sich als allwissend ansieht und meint es besser zu wissen als die Wissenschaft.
    Schon im 19. Jahrhundert, als die Pockenimpfung in Deutschland zur Pflicht wurde, ein englischer Arzt hat sie erfunden, wurden Zeichnungen vom Menschen mit Kuhschwanz erstellt und verteilt, da behauptet wurde, dass einem ein solcher bei einer Impfung wächst.
    Nun können wir uns mit deren ähnlich schwachsinnigen Nachfahren rumplagen.

    • leser

      Anderle
      Jaja
      Das mit den deppen und besserwissen hast du aber auf den punkt gebracht gell
      Ansonsten lässt sich auch beim allergrössten messner nichts anderes erkennen dass sein grösstes problem die ausfälle seiner geschäfte sind, ja eben wie ein standardtiroler, der sich selbst am nächsten ist

      • enfo

        du bist wirklich die Bezeichnung wert, die Andreas gebraucht hat. Er hat keineswegs die Pocken mit Corona verglichen. Es ging lediglich um die Hysterie der Nebenwirkungen, so wie es sie schon zu A. Hofers Zeiten in Südtirol gab.
        Lerne bitte das zu verstehen was du liest. … und bezeichne ihn nicht immer abwertend mit „anderle“, denn der kleine Knirps der hier nicht wirklich etwas gecheckt kriegt bist eindeutig du

    • brutus

      Ja Europa sollte einig in der Bekämpfung der Pandemie sein! Wie soll das funktionieren, wenn man sich nicht einmal innerhalb der Familie einig ist!?!

  • leser

    Also zumindest könnte man darüber diskutieren, ob messner wirklich ein intellektueller ist
    Man kann es ja auch so sehen, ob es richtig ist die meinung eines über dem durchschnitt stehenden bergwanderers als gesetzesvorlagen herzunehmen

  • esmeralda

    @emma, bitte Herr Messner bleiben sie hier

  • pat

    Hat er wiedermal nicht genug Aufmerksamkeit, dass er die Öffentlichkeit erneut mit seinen sinnlosen bullshit quält obwohls kein Mensch interessiert? Einfach nur peinlich der Typ.

  • 2xnachgedacht

    @bohemian
    sollten wir uns wieder x auf dieser plattform treffen…egal mit welchem nicknamen sie gerade feuer speien… bitte um ein zeichen von ihnen… werd mich dann einfach ihren argumenten fügen und einfach nur still sein. danke für ihre mitarbeit-im sinne aller.

  • pingoballino1955

    Der Messner hat schon soviel Blödsinn verzapft als Besserwisser,dass man ihn nicht mehr ernst nehmen kann,macht dies das Alter??? (Option usw.???)

    • leser

      Nein das ist nicht das alter sondern ei fach der umstand, dass er gkaibt ein intellektueller zu sein und meint er muss seine meinung öffentlich kundtun und diese als belehrungen zu verkaufen
      Der erfolg gibt ihm ja recht
      Aber von der demut zur natur, von der er immer predigt ist bei ihm nichts zu merken oder sichtbar, denn sofern es für seine brieftasche in ordnung geht quittiery er zig flugkilometer rund um den globus oder den überfüllten tourismus in südtirol, solange sie für seine museen, wie er immer zu sagen pflegt
      Hoffentlich hat er gestern in die bozner tagesschau hineingeschaut
      Und den beitrag von pixner am antholzersee verstanden
      Übrigens auf intellektueller ebene dürfte dieser im um meilensteine überlegen sein aber bei weiten kommerziell hinter ihm
      Aber auch messner lebt die devise
      Geld stinkt nicht und profitiert von der dummheit des menschen

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