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Vorsicht am Berg

Für erfahrene Alpinisten sind die Bedingungen, die sich derzeit in Südtirols Bergen bieten, das reinste Paradies. Doch es  ist Vorsicht geboten.

Der Bergsommer hat zwar gefühlt schon begonnen, in den Bergen herrschen allerdings zum Teil noch winterliche Bedingungen. „Auf diese oft schwierigen Situationen muss man bei der Tourenplanung Rücksicht nehmen“, erklärt der Präsident der Landesberufskammer der Berg- und Skiführer, Kurt Walde.

Die Bergführer haben dafür ein paar praktische Tipps auf Lager.

Für erfahrene Alpinisten sind die Bedingungen, die sich derzeit in Südtirols Bergen bieten, das reinste Paradies. „An südexponierten Felswänden kann man schon grandios klettern, während man an Nordhängen und in schattigen Rinnen noch auf eine geschlossene Schneedecke trifft“, so der Bergführer-Präsident.

„Sogar Skitouren-Bedingungen findet man noch da und dort.“

All das unter einen Hut zu bringen und die heiklen Bedingungen im Hoch- und Mittelgebirge richtig einschätzen zu können, setze allerdings Erfahrung voraus – „und eine umsichtige Tourenplanung, die richtige Ausrüstung sowie die Beherrschung der alpinistischen Techniken“, betont Walde.

Der Präsident der Bergführer macht auch auf die Bedeutung des Faktors Zeit aufmerksam. So änderten sich die Bedingungen mit der Tageszeit. „Wenn man steilere Schneeflanken am frühen Morgen durchsteigen muss, braucht es oft Pickel und Steigeisen“, so Walde. „Hat man die Tour aber so geplant, dass diese Flanken erst begangen werden, wenn der Schnee durch Sonne und höhere Temperaturen aufgeweicht worden ist, hat man schon sehr viel richtig gemacht.“

Kurt Walde

Um das Risiko beim Durchqueren von Schneefeldern und -rinnen weiter zu minimieren, seien das richtige Schuhwerk sowie eine angepasste Steigtechnik wichtig. Zudem gebe es einfache Tricks. „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die meisten größere Probleme haben, ein steiles Schneefeld abzusteigen als es hinaufzuklettern“, so Walde. „Daher empfehlen wir das Traversieren eines Schneefeldes so tief wie möglich zu beginnen, um immer leicht aufwärts steigen zu können.“

Oft reichten allerdings einfache Tricks nicht aus. „Es gibt genügend Situationen, in denen Seil und Verankerungsmittel unumgänglich sind, etwa wenn man sich durch eine Rinne abseilen oder ein Seilgeländer spannen möchte“, so der Präsident der Bergführer-Kammer. Gerade derzeit sei dies aber schwierig, weil die eingerichteten Abseilstellen oft noch von Schnee bedeckt seien.

Überhaupt sei der Abstieg gut zu planen, weil man anstatt leichtes Gehgelände derzeit noch oft steile Schneerinnen vorfinde. „Ein guter Zeitplan ist deshalb unglaublich wichtig, weil bei komplizierten Sicherungsaktionen oft auch schon einmal eine Stunde vergehen kann“, so Walde.

Auf das Sichern zu verzichten, sei keine Option. Zu groß sei die Gefahr, auf exponierten Schneefeldern oder in Schneerinnen ins Stolpern oder Rutschen zu kommen. „Aus einem solchen Rutschen wird schnell ein freier Fall, der nur sehr schwer zu stoppen ist“, so der Bergführer-Präsident. Die dafür notwendige Technik mit Pickel und Steigeisen (aber auch ohne) gehöre zur Hochtouren-Schulung, die die Bergführer regelmäßig anböten.

Ebenfalls zur Schulung gehöre die richtige Einschätzung der Lawinengefahr vor Ort. „Weil die innere Uhr schon auf Sommer geschaltet hat, sind Lawinen für viele leider kein Thema mehr“, so Walde. Allerdings steige mit der Erwärmung im Laufe des Tages gerade bei größeren Schneemassen die Gefahr kleiner Schneerutsche und sogar größerer Lawinen. „Die Schnee- und Lawinenbeurteilung sollte man deshalb nicht außer Acht lassen, selbst wenn wir alle gedanklich schon im Sommer sind“, so Walde.

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