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Der neue Malick

„A Hidden Life“ mit August Diehl

„A Hidden Life“, ein philosophisches Epos über Franz Jägerstätter oder auch: ein hohepriesterlicher Film, der abhebt.

von Renate Mumelter

Jägerstätter und Malick

Franz Jägerstätter ist mit Südtirols Josef Mayr-Nusser vergleichbar. Beide verweigerten den Eid auf den Führer, beide starben, beide ließen Frau und Kind/er allein zurück, beide wurden selig gesprochen.

Terrence Malick, der Amerikaner, Heidegger-Verehrer und Regisseur wählte Jägerstätter. Malick ist nicht der erste, der Jägerstätter ein filmisches Denkmal setzt. Schon 1971 hatte Axel Corti mit Kurt Weinzerl und Julia Gschnitzer „Der Fall Jägerstätter“ gedreht. Felix Mitterer schrieb 2013 ein Theaterstück.

Der eigenwillige Malick zelebriert seine Filme gerne aufwändig. Ich wurde damit noch nie glücklich, zu manieriert. Malicks Verweigerungshaltung der Öffentlichkeit gegenüber (keine Fotos, keine Auftritte) gehört auch zu dieser Pose.

Das bäuerliche Leben

„A Hidden Life“ wurde von der Südtiroler IDM mitfinanziert, sie ging auch bei den Südtiroldrehs zur Hand. So weit so gut, denn Film fördert die Wirtschaft, unsere Landschaft ist auserlesen, und das ist für Malick und seine Bilder wichtig. Wenn sie nur sorgfältiger inszeniert worden wären. Damit meine ich nicht das Springen von Gegend zu Gegend. Das ist vollkommen legitim, und das erkennen nur Ortskundige. Dass aber die Höhenlagen in einem Atemzug zwischen Baumgrenze und Tallage hin- und herwechseln, irritiert. Noch mehr irritiert die Darstellung des bäuerlichen Lebens um 1940, und das steht eben drei Stunden lang im Mittelpunkt des Geschehens. 

Es beginnt schon gleich nach den einleitenden und mit zelebrativer Musik unterlegten Hitler-Bildern von Leni Riefenstahl. Kaum wird’s farbig, schwingen Bauer und Bäuerin ihre Sensen mitten im hohen Gras. Kein Bauer würde das jemals tun, eine Bäuerin genauso wenig. Auch würden die beiden nie über eine gut 20 cm hoch stehende Wiese laufen. Ähnlich irritiert es, wenn sich die Mähstreifen des großen Traktors allzu deutlich abzeichnen oder wenn die elegante Stube einfach nicht zur ärmlichen Außenansicht des Hofes passen will. Weil Malick sehr ausführlich von diesem Landleben erzählt (mit Sauschlachten, Mahlen, Sägen, Hennenfüttern, Getreideschneiden, Kartoffelngraben), fällt’s besonders auf. Da wäre mehr Beratung sinnvoll gewesen.

Der Film 

Malicks Film wurde wegen seines philosophischen Ansatzes zu den Themen Überzeugung und Verantwortung in vielen Kritiken gefeiert. Es geht ums moralische Prinzip aber auch um die Frage, was mehr wiegt, die Menschen, die einem nahe sind, oder das Prinzip. Diese zwei Seiten der Medaille leuchten im Film nur ab und zu durch. Frauen wurden in den 1940er Jahren nicht nach ihren Bedürfnissen gefragt. 

Vom Film machen Sie sich am besten im Kino ein Bild, denn „A Hidden Life“ braucht die große Leinwand. Und das Kino braucht euch.

Filmtipps

„A Hidden Life“ (Verborgenes Leben) (USA/DE 2019), 173 Min., Regie: Terrence Malick
mit August Diehl, Valerie Pachner, Maria Simon, Bruno Ganz, Karl Markovics, Tobias Moretti.

Bewertung: von vielen hoch gelobt, von mir weniger

„Max und die Wilde 7“ (DE 2020), 87 Min. Regie: Ansgar Niebuhr, mit: Jona Eisenblaetter, Uschi Glas, Guenther Maria Halmer (für größere Kinder)

„Lockdown all’italiana“ (I 2020), 90 Min., Regie Enrico Vanzina (erste Regie des Drehbuchautors und Bruders von Carlo Vanzina). Bewertung: eine in Italien umstrittene Komödie über den Lockdown und der erste Kinofilm dazu.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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