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Das Ende des Bargelds

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Die Herabsetzung der Schwelle für Bargeldzahlungen sei keine wirksame Maßnahme zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung. meint die Handelskammer.

Am 1. Juli 2020 ist die neue Höchstgrenze für Bargeldzahlungen in Kraft getreten. Sie beträgt nun 2.000 Euro und gilt bis 31. Dezember 2021. Ab 1. Jänner 2022 sinkt die Schwelle auf 1.000 Euro. Die Handelskammer ist der Auffassung, dass diese Bargeldgrenzen zu niedrig sind und nicht zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung beitragen.

Die Höchstgrenze für Bargeldzahlungen war bereits 2016 auf 3.000 Euro herabgesetzt worden. 2019 wurden zwei weitere Änderungen beschlossen: Vom 1. Juli 2020 bis 31. Dezember 2021 liegt die Schwelle bei 1.999,99 Euro, ab 1. Jänner 2022 dann sogar bei 999,99 Euro.

„In Krisenzeiten sollte die wirtschaftliche Tätigkeit nicht weiter eingeschränkt werden; vielmehr gilt es, die Unternehmen in jeder Hinsicht zu unterstützen“, betont die Handelskammer.

Die Bestimmungen gelten für Bargeldübertragungen zwischen verschiedenen Personen bzw. Rechtspersonen, etwa zwischen einem Gesellschafter und der jeweiligen Gesellschaft oder zwischen Firmeninhaber/innen und Mitarbeiter/innen. Nicht betroffen sind hingegen Zahlungen, die verschiedene Geschäfte betreffen (z.B. Rechnungen desselben Lieferanten für unterschiedliche Aufträge, Verträge für Arbeitskräfteüberlassungen oder festgelegte Ratenzahlungen). Die Bargeldgrenze überschreitende Zahlungen sind nur dann zulässig, wenn sie teils in rückverfolgbarer Form und teils bar geleistet werden. Aufrecht bleibt hingegen das Verbot, Löhne in bar zu bezahlen. Verstöße werden mit Verwaltungsstrafen zwischen 3.000 und 50.000 Euro geahndet.

Die einzige vom Gesetz zugelassene Ausnahme sind Bargeldzahlungen bis zu 15.000 Euro für den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen von Kaufleuten und Reiseagenturen in Verbindung mit dem Tourismus. Die jeweiligen Geschäfte müssen ausländische Bürger mit Wohnsitz in einem anderen Land betreffen und sind auf jeden Fall der Agentur der Einnahmen auf einem eigens vorgesehenen Formular zu melden.

Die Handelskammer ist der Auffassung, dass solche einschränkenden Maßnahmen für die Bekämpfung der Steuerhinterziehung nicht dienlich sind, sondern nur einen bürokratischen Mehraufwand bewirken und dadurch die unternehmerische Tätigkeit erschweren.

„Die Handelskammer setzt sich für die Bekämpfung der Steuerhinterziehung ein, hält jedoch die Herabsetzung der Schwelle für Bargeldzahlungen nicht für eine sinnvolle Maßnahme. Es braucht vielmehr zielorientierte Maßnahmen, die Unternehmen nicht mit zusätzlichen bürokratischen Auflagen belasten“, erklärt der Generalsekretär der Handelskammer Bozen, Alfred Aberer.

 

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Kommentare (80)

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  • tirolersepp

    Frankfurt Die Bundesbank hat gerechnet, und zwar auf alle erdenklichen Arten. Das Ergebnis: Es ist kaum nachzuweisen, dass Bargeld in hohem Umfang in der so genannten Schattenwirtschaft gebraucht wird. Zu diesem Ergebnis kommt die Notenbank in ihrem Monatsbericht.

    Zwar liefern die Kalkulationen einige Indizien, aber sie zeigen keine klaren Zusammenhänge auf. Zusätzlich liefert die Bundesbank den Hinweis: „In der Schattenwirtschaft wird jedoch ebenso wie bei der Verbrechensfinanzierung nicht nur auf Bargeld zurückgegriffen. Im Zuge der allgemeinen Digitalisierung gewinnen vielmehr alternative Zahlungsmittel, insbesondere im Zusammenhang mit der Abwicklung über das Internet beziehungsweise Darknet, zunehmend an Bedeutung.“

    Die Botschaft lautet also: Wer Kriminalität mit Bargeldentzug bekämpft, läuft der Zeit hinterher. Auch Obergrenzen für den Einsatz von Bargeld haben aus Sicht der Frankfurter Währungshüter keinen nachweisbaren Effekt auf kriminelle Aktivitäten.

  • sorgenfrei

    Und wieso ist es nicht nachzuweisen? Weil dies doch zumeist der Sinn von Bargeldzahlungen in der Schattenwirtschaft ist….Natürlich wird es auch andere Möglichkeiten der Steuerhinterziehung geben… auch die gilt es selbstredend zu unterbinden…. was ich mich frage: wer bezahlt heute nich größere Summen als 2.000 € in bar? Doch der, der größere Mengen an Bargeld einnimmt… und dabei ist halt nicht nachvollziehbar, woher dies kommt und wohin es geht…. (und wieviel am Fiskus vorbeigeht….)…

  • netzexperte

    Da sieht man wiedermal wie klein der Horiziont mancher Menschen ist. Bargeld bedeutet Freiheit. Der Staat weiss das ganz genau – sobald das Bargeld abgeschafft ist, hat er (über und mit den Banken) die totale Kontrolle. Goldman Sachs & Co wird’s freuen. Und nein, es braucht nicht mehr „Finanza“, es braucht eine grundlegende Steuerreform mit niedrigeren Steuern und mehr Transparenz. Und Vertrauen. Der ganze italienische Staat ist auf Misstrauen, Missgunst, Neid und Vetternwirtschaft aufgebaut.

  • exodus

    Bekannte vermieten Wohnungen und verlangen die Miete in bar, wird nach Hause gebracht! Wie
    funktioniert es mit den Ferienwohnungen, der Großteil wird in bar bezahlt. Nicht der bezahlt soll
    kontrolliert werden , sondern der Kassier.

  • papaf

    Ich denke jeder in diesem Forum hat schon mal den kleinen Hanwerker, Putzfrau Lieferung schwarz bezahlt. Das Zie,l mit der Ausrede der Steuerhinterziehung, das Bargeld abzuschaffen, ist den Bürger zu enmündigen und die totale Kontrolle über ihn zu erreichen. Einfacher wäre, die legalen Steuerhinterzieher, wie Amazon, Apple und Co endlich zu belangen und die Steuerparadiese in der EU (Irland, Luxennburg, Holland…) zuzusperren.

    • sorgenfrei

      Das Argument der Entmündigung lasse ich nicht gelten… ich bezahle heute schon geschätzte 70 % meiner ausgaben nicht in bar… fühle ich mich nicht entmündigt… in zeiten von nsa, facebook, tikttok, insta, whats app und wie sie alle heißen, von geotracking über standorteabfrage und gesichtserkennung sowie fast totaler videoüberwachung oder online-einkäufen das bargeld für entmündigung verantwortlich zu machen, grenzt an heuchelei…. die meisten machen das über das inet schon von selbst und freiwillig (ich nehme mich selbstnicht aus….)…

  • andreas

    Die Kommentare werden auch immer absurder.

  • noando

    klasse, hier geht’s mal ab 😀 … sollten euch die themen ausgehen, hier noch ein paar inputs: – energieaufwand für digitale währung/transaktionen, was ist umweltbewusster, bargeld oder virtuelles geld? was, wenn bank und versicherung ein haus sind – darf die versicherung nachschauen, wie gesund der kunde lebt – sprich: kann die versicherung nachschauen ob der kunde zigaretten kauft oder täglich 5 bier zahlt?

    ich für meinen teil glaube nicht, dass das bargeld so schnell abgeschafft wird. ist auch eine gesellschaftliche frage, und in unseren breitengraden ist bargeld nun mal sehr beliebt. ob schwarzarbeit zu bezahlen oder drogen zu kaufen – keine ahnung? außerdem wird das bargeld nicht abgeschafft, sondern eine obergrenze für bargeldzahlungen festgelegt.

  • morgenstern

    Gegen das Bargeld sind nur die, die keins haben. (grins)

  • heinz

    Das Bargeld sollte zur Gänze abgeschafft werden!

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