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„Schuldzuweisungen bringen nichts“

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Angesichts der Corona-Krise plädiert die Brixner Apothekerfamilie Peer für bessere und schnellere europäische Zusammenarbeit.

Die Brixner Apothekerfamilie hat ein Schreiben an alle Apothekerverbände in Italien und Deutschland geschickt – und an die Südtiroler Medien. Darin sprechen sie sich gegen eine Abgrenzung zwischen den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (Stichwort Ausfuhrverbot deutscher Schutzmasken) aus. Vielmehr brauche es in Zeiten wie diesen europäische Zusammenarbeit.

Das Schreiben im Wortlaut:

 

Derzeit häufen sich die Rufe nach mehr Abgrenzung zwischen den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (Stichwort Ausfuhrverbot deutscher Schutzmasken). Als Südtiroler Apotheker konnten wir die Dynamik und Vernetzung des Arznei- bzw. Hilfsmittel-Marktes in den letzten Wochen unfreiwillig erleben. Wer jetzt mehr Abgrenzung fordert, kennt die Fakten nicht, will sie vielleicht nicht erkennen oder verfolgt womöglich andere Ziele.

  • Viren halten sich nicht an Landesgrenzen, Covid-19 macht das nicht und seine Nachfolger werden es auch nicht.
  • Sinn ergeben nur Abgrenzungen, die sich an der Ausbreitung des Virus orientieren wie z.B. die anfänglichen Sperrzonen in einigen italienischen Provinzen.
  • Einzelne Länder können heutzutage keine Eigenversorgung mit Medikamenten und Hilfsprodukten mehr garantieren, sie brauchen immer Einfuhren aus Partnerländern.

Lösungen könnten z.B. sein:

  • Aufbau einer europäischen Seuchenbehörde, die alle notwendige Befugnisse erhält.
  • Einheitliche und für alle Mitgliedsländer geltende Definitionen bzgl. Risikogebieten und Maßnahmen-Pläne, die logische Einheiten berücksichtigen (z.B. Tourismusgebiet Alpen statt Unterscheidung zwischen Italien und Österreich)
  • Zentrale Lagerung essenzieller Arznei- und Hilfsmittel für ganz Europa mit klaren Regeln zu deren Verteilung im Katastrophenfall. (z.B. Schutzkleidung, Analysegeräte, Medikamente etc.)
  • Maßnahmen-Katalog zur Beschleunigung des Warenaustauschs in Notsituationen.

Wir brauchen jetzt bessere und schnellere europäische Zusammenarbeit, also genau das Gegenteil von Abgrenzung. Schuldzuweisungen an andere Länder bringen nichts, weil in Notsituationen überall Fehler passieren – in jedem Land! Lieber von den Erfahrungen derjenigen Gebiete profitieren, die es zeitlich früher getroffen hat. Wir haben inzwischen viel dazu gelernt und geben alles gerne weiter – über alle Grenzen.

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