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Die Schlauchtücher-Affäre

Der „Fatto Quotidiano“ attackiert LR Thomas Widmann: Das Land habe unnütze Schutztücher angekauft – bei der Firma des Cousins des Landesrates.

Die italienische Tageszeitung „il Fatto Quotidiano“ fährt am Sonntag mit schwerem Geschütz gegen Gesundheits-Landesrat Thomas Widmann auf („I furbetti della bandana ,antivirus‘“).

Der Tenor des Artikels:

Das Land Südtirol kaufe 300.000 „Pseudo-Schutztücher“ an – bei der Firma des Cousins von LR Thomas Widmanm.

Der Hintergrund:

Der Sanitätsbetrieb hatte 300.000 Schlauchtücher zum kolportierten Preis von rund 700.000 Euro angekauft und sie seit Samstag über die Tabaktrafiken des Landes an die BürgerInnen verteilt.

Gerade der Umstand, dass die Tücher über die Trafiken verteilt werden – wo doch alle Menschen aufgerufen werden, ihre Wohnungen nur in allerdringlichsten Fällen zu verlassen –, wurde von vielen Seiten kritisiert. Auch vom Team K.

Paul Köllensperger, der selbst mit dem Coronavirus infiziert ist, schrieb dazu in einer Aussenendung:

„Wäre es nicht ausreichend gewesen, unseren Bürgern zu sagen, sie sollen irgendein Baumwolltuch von zu Hause sich vor den Mund halten?

Anstatt sie zu verleiten zu den Trafiken und Zeitungshändlern zu gehen und dort für das Baumwollstück anzustehen, anstatt so wie in den kontinuierlichen Durchsagen des Zivilschutzes gefordert wird, daheim zu bleiben und Menschenansammlungen zu vermeiden?

Mit dem weiteren Risiko, dass jene die das Halstuch tragen, sich in der Folge fälschlicherweise in Sicherheit wähnen und deshalb zu weniger vorsichtigem Benehmen verleitet werden?

Dies alles, während in Südtirols Spitälern mittlerweile Atemschutzmasken und Schutzanzüge zur Neige gehen. In diesem schwierigen Moment für Südtirols Gesundheit, ist es notwendig diese Geschichte nicht unkommentiert zu lassen.“

Auch Franz Ploner meldete sich zu Wort.

„Die Verwendung von Halstüchern und Masken ist vor allem für bereits Erkrankte sinnvoll, weniger hingegen zum Schutz der Gesunden“, sagt Ploner, Landtagsabgeordneter des Teams K und selbst Mediziner, „ein Schlauchtuch schützt uns also nicht wirksam und stellt keinen absoluten Schutz dar, es könnte aber jene die es anziehen dazu verleiten sich sicher zu fühlen und deshalb weniger achtsam zu sein. Deshalb muss betont werden, dass andere Gesundheitsvorschriften (Sicherheitsabstände, Händewaschen, soziale Kontakte reduzieren usw.) nicht vernachlässigt werden dürfen.“

Zudem verlören die Halstücher jede Wirksamkeit sobald sie feucht werden, und sie müssten regelmäßig gewaschen werden, so Ploner.

Der Artikel im „Fatto Quotidiano“

Es war das Portal salto.bz, das aufgedeckt hatte, dass die 300.000 Schlauchtücher von der Firma TEXmarket, die dem Cousin von Landesrat Thomas Widmann gehört, angeliefert worden sind.

Die Tücher sollen in Rumänien (billig?) produziert worden und zum Stückpreis von 2,30 Euro nach Südtirol geliefert worden sein.

Wegen dieser „politisch-unternehmerischen Verflechtung“ hat Paul Köllensperger nun eine Anfrage im Südtiroler Landtag eingereicht.

Paul Köllensperger schreibt:

Diese Angelegenheit, wenn sie sich in der Tat so darstellt wie von salto.bz beschrieben, wäre hochgradig peinlich, zumal in einer so schwierigen Zeit für alle Bürger Südtirols. Während in den Spitälern mittlerweile auch das Notwendigste knapp wird, verliert man hier Zeit und Geld für dubiose und wenig transparente Aktionen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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