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Tom auf dem Lande

Foto: Arno Dejaco

Mit „Tom auf dem Lande“ kommt ein komplexes Drama über verbotenes Begehren und alte Schuld in der Dekadenz auf die Bühne. Premiere ist am 1. März.

Was tun, wenn man bei der Beerdigung des Geliebten seine wahre Beziehung zu dem Toten leugnen muss? Schweren Herzens fügt Tom sich den Anordnungen von Andreas, der schon vor Jahren ein Lügengebäude um die Homosexualität seines kleinen Bruders errichtet hat – zum Schutz der Mutter und weil auf dem Lande „alles sauber“ sein muss. Tom lässt sich nicht nur auf diese Lüge ein, die einen wichtigen Teil seiner Persönlichkeit vertuscht. Der Stadtmensch findet zu seiner eigenen Überraschung nach und nach Gefallen am Landleben, an dem ihm „alles so wahr“ erscheint.

Der frankokanadische Dramatiker Michel Marc Bouchard hat mit „Tom auf dem Lande“ einen emotional komplexen Psychothriller geschaffen. Das Setting mitten im Nirgendwo der kanadischen Wildnis bietet die atmosphärisch dichte Kulisse für ein düster-faszinierendes Kammerspiel, in dem Bigotterie, Homophobie, unterdrücktes Begehren, Vorurteile und eine alte Schuld zu einer hoch explosiven Gemengelage führen, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. „Tom auf dem Lande“ erinnert an Serge Gainsbourgs „Je t’aime“, das Drama „Boys don’t cry“ oder den modernen Klassiker „Brokeback Mountain“.

Internationaler Theatererfolg in Brixner Fassung

Michel Marc Bouchard, 1958 in Saint-Coeur-de-Marie in Kanada geboren, hat über 20 Stücke geschrieben, von denen viele ins Englische, Spanische, Holländische, Italienische und Deutsche übersetzt wurden, und zählt heute zu den einflussreichsten Theaterautoren seines Landes. Sein Stück „Tom à la ferme“ wurde 2014 in der Kategorie LGBT-Drama mit dem „Lambda Literary Award“ ausgezeichnet. Die Verfilmung von „Tom auf dem Lande“ unter der Regie von Xavier Dolan, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den International Critics Award bei der Mostra 2015 in Venedig.

Joachim Goller inszeniert „Tom auf dem Lande“ als spannungsgeladenes und atmosphärisches Kabinettstück auf einer fast leeren Bühne, wo die Worte und die Musikstücke lange nachklingen. Ein besonderes Element ist die live-Vertonung, wodurch das musikalische Ensemble den Keller zum Beben bringt.

Wer steckt dahinter?

Regisseur Joachim Goller stammt aus Kastelruth und studiert aktuell Regie am renommierten Mozarteum in Salzburg. Seine Regie-Handschrift ist durch einen einmaligen Mix aus regionalen Versatzstücken und überhöhter und schillernder Ästhetik geprägt. Zuletzt hat seine Inszenierung von „FanesAusSagen“ mit Binnen-I begeistert. Mit „Tom auf dem Lande“ freuen wir uns auf eine sehr intime Arbeit vom 27-jährigen Goller. Mirjam Falkensteiner hat Bühne und Kostüme konzipiert. Sie studiert Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und arbeitet als Bühnen- und Kostümbildnerin. Zuletzt arbeitete sie an der Theaterfassung von Edith Moroders „Im Treibsand – Loslassen“ von Edith Moroder an den VBB mit. Durch den Abend führen Max G. Fischnaller, Patrizia Pfeifer und Kathrin Ploner, die dem Südtiroler Theaterpublikum keine Unbekannten sind. Schauspieler Philipp Weigand macht das Ensemble komplett, er ist zum ersten Mal in der Dekadenz zu Gast. Nach der Ensembletätigkeit an den Staatstheatern Nürnberg und Saarbrücken ist er jetzt freischaffend tätig. „Tom auf dem Lande“ ist ein Herzensprojekt für ihn.

Ein intensiver Theaterabend steht ins Haus: ab 1. März ist „Tom auf dem Lande“ von Michel Marc Bouchard in der Regie von Joachim Goller in der Dekadenz in Brixen zu sehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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