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Geplünderte Firma

Ist der Meraner Unternehmer Valentino Lazzeri am 14. Dezember zu Unrecht verhaftet worden? Einstweilen bleibt er im Gefängnis.

Von Thomas Vikoler

Zuerst die Liquidation der Meraner Firma Lazzeri S.S. Agricola im Jahre 2014, im Juli 2017 dann der Konkurs, der laut dem Verdacht der Staatsanwaltschaft ein betrügerischer war. Deshalb hat sie Ermittlungen gegen Firmengründer Valentino Lazzeri und weitere drei Personen (Familienmitglieder) aufgenommen, die bisher nicht abgeschlossen sind.

Die Verhaftung Lazzeris am 14. Dezember am Flughafen Malpensa durch die Finanzpolizei kam dennoch überraschend.

Lazzeri war zwei Tage zuvor beim Bozner Anwalt  Mauro Pojer, dem Masseverwalter des Lazzeri-Konkurses, um über das laufende Verfahren zu sprechen. „Er war bereits zuvor zweimal von Brasilien nach Italien geflogen, um einen ähnlichen Termin wahrzunehmen“, sagt Lazzeris Anwalt Nicola Nettis.

Er geht deshalb davon aus, dass die Festnahme am Mailänder Flughafen zu Unrecht erfolgt ist. Weil keine Fluchtgefahr bestand. „Lazzeri hatte den Rückflug bereits Wochen zuvor gebucht“, betont der Anwalt.

Einstweilen ist die Festnahme jedenfalls richterlich bestätigt worden, Lazzeri befindet sich in U-Haft im Gefängnis von Busto Arsizio und will laut seinem Anwalt bald einen Antrag auf Enthaftung stellen.

Dem Meraner Unternehmer wird vorgeworfen, nicht weniger als 20 Millionen Euro an Vermögenswerten aus der (potentiellen) Konkursmasse von Lazzeri S.S. Agricola abgezweigt zu haben. Allein elf Millionen sollen an seine brasilianische Firma Agro Industrial Lazzeri S.A. geflossen sein. Der Meraner Unternehmer lebt seit einigen Jahren in der Nähe von Porto Alegre, wo er der gleichen Tätigkeit nachgeht wie in Italien: Die Zucht und der Handel mit Pflanzen.

Laut den Erhebungen des Massenverwalters verfügte die 2017 bankrott gegangene Firma Lazzeris in Südtirol über 19.000 Quadratmeter Flächen, am Nebensitz Sabaudia (Latium) über 200.000 Quadratmeter. Laut Finanzwache wurde die Tätigkeit der Lazzeri S.S. Agricola in den Jahren vor dem Bankrott kurzerhand auf eine zweite Firma – Lazzeri Soc. Agricola Srl – übertragen, die der Firmengründer selbst leitete. Zu einer Jahrespacht von 120.000 Euro, welche die Ermittler für unverhältnismäßig niedrig ansehen. Lohnschulden in Höhe von 1,5 Millionen Euro, Schulden gegen das INPS und andere Verbindlichkeiten gegen Lieferanten blieben in der Firma Lazzeri S.S. Agricola zurück.

Im laufenden Konkursverfahren wandten Lazzeris Anwälte ein, dass eine landwirtschaftliche Gesellschaft nicht bankrott gehen könne. Die Kassation kam zum gegenteiligen Schluss.

Die Festnahme am Mailänder Flughafen erfolgte offenbar auch deshalb, weil sich Valentino Lazzeri vor dem Abflug in Sabaudia aufhielt, dem Sitz von Lazzeri Soc. Agricola Srl. Wollte er auch von dieser Vermögen in Richtung Brasilien abzweigen? Also eine Tatwiederholung?

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • andreas

    Sein größter Fehler war wohl die INPS Beiträge nicht zu zahlen, dem Staat sind die privaten Gläubiger üblicherweise recht egal, bei Steuer- oder INPS Schulden reagiert er aber sehr empfindlich.

    Wobei es unverständlich ist, wie die Finanz und der Konkursverwalter über Jahre zuschauen, dass jemand ein Unternehmen ausplündert und eine leere Schachtel ohne Vermögenswerte und mit einer Menge Schulden hinterlässt.
    Aus einem unter Konkurs stehenden Unternehmen darf man üblicherweise keinen Bleistift entfernen und auch die vor dem Konkurs getätigten Transaktionen werden kontrolliert und ev. rückabgewickelt.

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