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Gefährliche Botschaft

Nach der Massenschlägerei im Spiel Burgstall-Arberia: Das Sport-Berufungsgericht hat die Strafen gegen die Spieler des FCD Arberia reduziert. Mit ziemlich kuriosen Begründungen.

von Artur Oberhofer

Der Fall hatte landesweit für Aufsehen gesorgt. Nach dem 2. Amateurliga-Match Burgstall gegen Arberia am 19. Oktober dieses Jahres war es zu einer Massenschlägerei gekommen. Auslöser war das späte Tor zum 1:1-Ausgleich der Hausherren in der 96. Spielminute. Wenige Sekunden später pfiff der Unparteiische das Match ab.

Als der Burgstall-Trainer dem Unparteiischen die Hand geben wollte, wurde er von einem Arberia-Spieler von hinten geschubst. Die Burgstall-Spieler eilten ihrem Trainer zu Hilfe, dann attackierten die Arberia-Spieler die Burgstaller Kicker.

Die Wut der Gäste entlud sich dabei vor allem gegen den Schützen des späten Ausgleichstreffers.

In der Folge war ein Amateur-Video aufgetaucht, in dem die wüsten Wildwest-Szenen zu sehen waren. So sah man beispielsweise, wie die Arberia-Spieler (im weißen Dress) teilweise in Kung-Fu-Manier auf ihre Gegner losgingen – mit gestrecktem Bein gegen den Körper des Gegners.

Der Schiedsrichter zückte am Ende insgesamt neun rote Karten.

Mit großer Spannung war das Urteil des Sportgerichtes erwartet worden.

Der „Haupttäter“, Argiend Tota, der den gegnerischen Spieler mit gestrecktem Bein in den Bauch getreten hatte, war dann in erster Instanz für acht Spieltage gesperrt worden.

Der Berufungsgericht hat nun die Strafe des Arberia-Spielers völlig überraschend auf fünf Spieltage herabgesetzt – mit einer kuriosen Begründung.

Zitat aus dem Urteil:

„Aus dem Schiedsrichterbericht, aus dem zusätzlichen Bericht und aus der Anhörung des Schiedsrichters geht klar hervor, dass Argjend Tota einen gegnerischen Spieler mit einem Fußstoß in der Bauchgegend traf. Der getroffene Gegenspieler fiel dabei nicht auf den Boden und konnte die Stelle eigenständig verlassen. Nach Einsichtnahme in den Art. 38 des S.J.K. wird der Spieler Argjend Tota des gewalttätigen Verhaltens gegen einen gegnerischen Spieler beschuldigt. Die Gewalt wird als schwerwiegend eingestuft und Argjend Tota wird somit mit einer Spielsperre für fünf Spieltage bestraft (Reduzierung von 3 Spieltagen im Vergleich zur ersten Instanz).“

Sprich: Ein Tritt in den Bauch eines Gegners wird auf Südtirols Fußballplätzen mit nur fünf Spieltagen Sperre geahndet, wenn der attackierte Spieler von alleine wieder aufsteht.

Die Botschaft, die mit diesem Urteil ausgesendet wird, ist äußerst fragwürdig.

In der deutschen Bundesliga wurde der Frankfurt-Spieler David Abraham für sieben Wochen gesperrt, weil er den gegnerischen Trainer umgestoßen hat.

Nicht genug!

Das Berufungsgericht hat außerdem die Sperre für jenen Arberia-Spieler reduziert, der dem Schiedsrichter eine Ohrfeige verpasst hat. Die Sperre wurde von fünf auf vier Spieltage reduziert, weil der Spieler Elvis Shquti den Schiri mit der Ohrfeige nur habe verspotten wollen, heißt es im Urteil.

Ein Auszug aus der Begründung:

„Der Schiedsrichter bestätigt anlässlich seiner Anhörung, dass am Ende des Spiels der Spieler Shquti Elvis ihn mit einer leichten Ohrfeige auf der Hinterseite des Kopfes traf. Laut Schiedsrichter hatte Shquti Elvis jedoch keine Absicht ihn zu verletzen, sondern eher ihn zu verspotten. Dieses Benehmen stellt laut Art. 36 Abs. 1 b) ein grob unsportliches Verhalten dem Schiedsrichter gegenüber dar und wird mangels weiterer erschwerenden Umstände mit einer Sperre für 4 Spieltage bestraft .“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (22)

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  • andreas

    Weder hat die Keilerei für landesweites Aufsehen gesorgt, noch ist das Urteil eine „gefährliche Botschaft“.

    Da ist es früher z.B. im oberen Vinschgau weit rustikaler zugegangen und gäbe es ein Video von der Schlägerei vor über 30 Jahren bei einem Spiel in Mölten, der Schiedsrichter lag auf dem Boden und einer hat auf ihn eingedroschen und Zuschauer und Spieler prügelten sich, als gäbe es kein Morgen, wären die Beteiligten wohl immer noch gesperrt.

    Die einzigen Ausländer damals waren die Walschen aus Bozen, gut für die Möltner waren alle Stadtler Ausländer, deshalb ist es Unsinn wenn Oberhofer hier den Eindruck vermitteln will, dass für Vorfälle im Fußball allein die bösen Ausländer die Schuld haben.

    Sogar der betroffene Schiedsrichter bescheinigt, dass der Spieler ihn nicht verletzen wollte, Oberhofer möchte daraus aber anscheinend einen „Skandal“ produzieren….warum auch immer.

    • unglaublich

      Vor 30 Jahren, aha. Aber selbstverständlich müssen da härtere Strafen kommen, keine Frage. Gewalt hat mit Sport nichts zu tun, das muss unmissverständlich vermittelt werden.Wer über Gewaltausbrüche konsiliant hinwegschaut, macht einen groben Fehler.

      • meinemeinung

        @unglaublich – ich würde alle Beteiligten sperren und zwar für immer , Gewalt und Zornausbrüche haben im Sport nix zu suchen.
        mir Persönlich stört zb. diese Zornausbrüche beim Skifahren der Rennläufer, das gehört nicht zum Sport .

  • noando

    wirklich abenteuerliche begründungen und interpretationen – vor allem die tätlichkeit äää die „verspottung“ 😀 😀 😀

    ich habe auch mal einen schiedsrichter verspottet (achtung, tatsächlich nur verspottet, ohne ihn zu berühren!), habe dafür 8 spieltage kassiert.

    @andreas: doch, ich finde das urteil hat sehr wohl eine „gefährliche botschaft“, wenn ein kungfu-tritt nur 5 spieltage mit sich bringt.

  • prof

    @andreas
    Ich weis nicht wo du die Information bezüglich des VSS Spieles Mölten gegen Neugries her hast ,aber so stimmt es nicht.
    Bei besagten Spiel handelete es sich um ein VSS Jugendspiel und die Spieler von Neugries waren großteils deutschsprachig.Nicht die Spieler sondern Betreuer von Neugries wurden gegen den Schiedsrichter handgreiflich,ich könnte dir sogar die Namen nennen. Der Betreuer von Neugries wurde für 3 Jahre gesperrt.
    Viel schlimmer ging es bei einem Spiel vor ung.40 Jahren im Combi Stadion von Meran zu . Beim Spiel um den Aufstieg zwischen Meran und Nals (Nals verlor) wurde der italienische Schiedsrichter nach dem Spiel vor den Kabinen von einigen Spielern von Nals,Krankenhausreif geprügelt.
    Damals wurden 2-3 Nalser-Spieler Lebenslang gesperrt und mussten Schadenersatz an den Schiedsr. zahlen.Könnte noch ein Spiel vor 43 Jahren nennen,wo es auch um den Aufstieg ging, ich war als Spieler dabei ,meine Mannschaft ist aufgestiegen,da einige Spieler der Gegenmannschaft kurz vor Abpfiff beim stande von 1 zu 0 für uns, denSchiedsrichter angriffen und wir Spieler als Heimmannschaft ihn zu Hilfe kommen mussten
    Hat alles nichts mit obigen Artikel von A.Oberhofer zu tun,aber will damit sagen,daß es auch schon früher auf den Fußballfeldern arg zuging.

    • andreas

      Mittendrin nicht nur dabei. 🙂
      Die Strafen wurden nach der Intervention eines Grieser Funktionärs nach ein paar Monaten revidiert und wer dann genau bestraft wurde, weiß ich nicht mehr.
      Da es 2 oder 3 Spieltage vor Schluß war und die meisten eh nicht mehr VSS spielen durften, war es uns eigentlich egal.
      Der Betreuer hat damals gar nichts gemacht, das Spiel wurde abgepfiffen, da wir zu viele rote Karten hatten und einer, welcher schon Rot hatte, ist auf den Platz gestürmt und hat den Schiedrichter verdroschen.

  • prof

    @kleinpolitiker
    Was heisst falsch tesseriert? Kann mir laut Sperre nur vorstellen,daß bei einem Jugend-Spieler, bewußt das Geburtsdatum falsch angegeben wurde.

  • prof

    @andreas
    Mittendrin und dabei soll heißen daß du als Spieler dabei warst,aber egal war es nicht,da der SV Neugries bestraft wurde und der Betreuer R.D. Für 3 Jahre gesperrt wurde,nachträglich wurde die Strafe auf 2 Jahre reduziert.

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