Armer Westen
Südtirol hat das zweithöchste Durchschnittseinkommen in Italien. Die lokalen Spitzenreiter sind Corvara, Bruneck und Pfalzen – und die Vinschger die Schlusslichter.
von Heinrich Schwarz
Mit einem Einkommens-Schnitt von 23.845 Euro brutto steht Südtirol im regionalen Vergleich an zweiter Stelle. Nur in der Lombardei erklärten die Steuerzahler durchschnittlich mehr: 24.715 Euro.
Das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) hat die Daten der Steuererklärungen, die vom Finanzministerium veröffentlicht wurden, genauer unter die Lupe genommen. Demnach meldeten im Vorjahr über 423.000 Südtiroler dem Fiskus ihre Einkommen aus dem Jahr 2017 – in Summe 10,1 Milliarden Euro.
Das AFI hat eine ungleiche Verteilung der Einkommen festgestellt: „In Südtirol gibt es 13.583 Personen, die mit Sicherheit mehr als 75.000 Euro pro Jahr verdienen, andererseits 113.416 Steuerzahler, die dem Fiskus weniger als 10.000 Euro melden. In der Ursachenforschung ergeben sich dabei strukturelle Unebenheiten in der Steuerlandschaft“, so das AFI.
Es gebe ein auffälliges Ost-West-Gefälle. „Dahinter verbergen sich unterschiedliche strukturelle Gegebenheiten, aber auch Sonderfälle wie etwa Grenzpendler und vielfach recht erfolgreiche Strategien der Steuervermeidung“, erklärt der AFI-Forscher Friedl Brancalion.
Die fünf Gemeinden mit dem höchsten durchschnittlichen Einkommen pro Steuerzahler sind Corvara (28.506 Euro), Bruneck (28.158), Pfalzen (28.150), Wolkenstein (27.487) und Eppan (27.245). Bozen fiel vom neunten auf den vierzehnten Rang zurück (25.935 Euro). Am unteren Ende der Rangliste kommt der Westen ins Spiel. Steuerliche Schlusslichter seien die Vinschger Gemeinden Kastelbell-Tschars (13.725 Euro), Laas (13.759), Taufers (14.223), Martell (14.360) und Latsch (15.628) – siehe auch die Grafik.
AFI-Direktor Stefan Perini meint: „Trotz einer blühenden Tourismuswirtschaft und einer Obstwirtschaft fast auf industriellem Niveau erklären sehr viele Steuerzahler weniger als 10.000 Euro pro Jahr. Es ist Zeit, laut über eine Generalüberholung der Katasterwerte an die Realitäten nachzudenken. Die Nachbesserung des Raumordnungsgesetzes würde die Chance für mehr steuerliche Fairness in Südtirol bieten.“
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