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Alle in einem Boot

Am Montagnachmittag sind sechs italienische Gäste mit einem der Holzboote auf dem Pragser Wildsee umgekippt. Jetzt stellt sich die Frage: Sind diese kleinen Boote zu gefährlich?

von Silke Hinterwaldner

Bruno Heiss bleibt gelassen. „So etwas passiert so gut wie nie“, sagt er, „aber das Bootfahren ist durchaus für viele ein kleines Abenteuer, genauso wie das Berggehen.“ Bruno Heiss betreibt nun schon seit über 20 Jahren den Bootsverleih am Pragser Wildsee: Direkt am Steg vor der Hütte von TV-Star Pietro aus der beliebten Serie „Un passo dal cielo“ können die Besucher eines von insgesamt 20 schlichten Holzbooten mieten. Um 18 Euro für eine halbe Stunde paddeln.

Nun ist es aber mittlerweile so, dass sich der Rummel am See in den vergangenen Jahren derart gesteigert hat, dass zum einen einige  die Boote ausleihen wollen, obwohl sie nicht mehr ganz jung sind oder körperliche Einschränkungen haben, die den Ausflug auf dem Wasser kompliziert machen. Zum anderen sind an schönen Tagen im Sommer ständig alle Boote auf dem See unterwegs. Und: Die schönen Holzboote sind mittlerweile in den sozialen Netzwerken, vor allem auf Instagram, beinahe genauso berühmt wie der See selbst. Wer ein schönes Bild von diesem Hotspot schießen will, muss sich in eines der Boote setzen. Nicht selten dient ein Boot auch als Fotomotiv für frisch verheiratete Paare, die über den idyllischen See fahren.

Am Montagnachmittag ist aber genau das passiert, was viele schon lange vorhergesehen hatten. Sechs eher betagte italienische Urlauber hatten ein Holzboot gemietet und stachen damit in See. Als sich einer der älteren Herrschaften wohl etwas ungeschickt erhob, geriet das Boot ins Wanken und kippte um: Alle sechs Touristen fielen in das wirklich sehr kalte Wasser. Die sechs Insassen, drei Männer im Alter von 73 Jahren und drei Frauen, 73, 70 und 55 Jahre alt, mussten aus dem Wasser gefischt werden. Dabei behilflich waren die Bergrettung und die Passanten vor Ort. In den nassen Kleidern wurden die Gäste in das nahe gelegene Hotel gebracht, wo sie sich aufwärmen konnten.

Insofern: Es ist eigentlich gar nicht viel passiert. Trotzdem werfen manche jetzt die Frage auf: Sind die kleinen Holzboote zu gefährlich, vor allem für Besucher, die nicht die besten Voraussetzungen für eine Fahrt über den See mitbringen? „Wenn jemand ein Boot ausleihen möchte, dann kann man das nicht verbieten“, sagt Betreiber Bruno Heiss, „egal ob jung oder alt, dick oder dünn.“ Aber zur rechtlichen Absicherung lässt er jeden, der ein Boot haben möchte, eine Erklärung unterzeichnen, dass man auf eigene Verantwortung unterwegs ist.

Dass es am Pragser Wildsee keine Tretboote aus Plastik, sondern diese Holzboote gibt, hat einen historischen Hintergrund: Früher konnte man die Südseite des Sees nur mit dem Boot erreichen. Bereits in dritter Generation werden diese Boote nun schon immer von denselben Bootsbauern gefertigt.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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