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Besuch von Smeik

Früher gab es viele dieser Vögel, heute ist der Waldrapp so gut wie ausgestorben. Ein Artenschutzprojekt möchte die Tiere wieder ansiedeln. Deshalb war Smeik am Wochenende in Innichen.

von Silke Hinterwaldner

Da staunte eine Familie in Innichen: Am Samstagnachmittag ließ sich ein riesiger schwarzer Vogel mit einem auffallend langen Schnabel auf ihrem Balkon nieder. Das Tier war beinahe zutraulich und schien auch nicht so schnell wieder aufbrechen zu wollen.

Aber woher kommt dieser außergewöhnliche Vogel? Ist er aus einem Zoo ausgebrochen? Soll er eingefangen werden? Oder gefüttert?

Der schwarze Vogel heißt Smeik. Er ist zwei Jahre alt und war sozusagen auf der Durchreise. Von seinem Winterquartier in der Toskana fliegt er gerade in Richtung   Bayern oder Salzburg. Dort befinden sich die Brutstätten für die Waldrappe. Erstaunlich dabei: Vor 200 Jahren waren viele dieser Vögel in Mitteleuropa unterwegs, aber durch die Jagd war das Tier ausgerottet worden. Über ein EU-Projekt soll der Waldrapp wieder heimisch gemacht werden. Smeik ist deshalb eines von rund 100 Tieren seiner Art, die derzeit in Mitteleuropa unterwegs sind.

All diese Antworten auf viele offene Fragen kann Daniela Trobe geben. Die Biologin betreut das Projekt seit einigen Jahren – sie gibt all jenen Auskunft, die die Telefonnummer am Fußgelenk von Waldrapp Smeik wählen. Was ihr besonders am Herzen liegt: „Die Tiere sind zutraulich. Trotzdem sollte man sie nicht berühren oder ihnen Futter geben.“ Smeik ist zwar von Menschenhand aufgezogen worden und deshalb wenig scheu, er sollte aber langsam flügge werden. „Man kann die Vögel aus der Ferne beobachten, sollte aber darauf achten, dass sie bei ihrer Migration nicht aufgehalten werden.“

Smeik ist zwar erst zwei Jahre alt, aber er legt bereits einen weiten Weg zurück. Von seinem Winterquartier in der Toskana soll er heuer zum ersten Mal allein bis zu den Brutstätten fliegen. In wenigen Monaten führt ihn die Reise wieder zurück nach Italien – wahrscheinlich in Begleitung von ein oder zwei Jungvögeln.

Innichen ist dabei nicht der einzige Ort, wo der Waldrapp in Südtirol Station machen kann. Daniela Trobe erklärt, dass die Frühjahrsroute die Vögel meist über Bologna, Toblach, Innichen oder auch Bruneck führt. Zurück geht es dann über Verona, weshalb Waldrappe auch in Sterzing oder Bozen beobachtet werden können. Die Biologin ist zufrieden: Immer wieder würden sich Menschen nach ihren Schützlingen erkundigen. „Aber Probleme hat es bisher noch nie gegeben“, erklärt Trobe, „die Menschen haben keine Angst und heißen die Vögel herzlich willkommen.“

Ziel des Projekts zur Ansiedlung der Waldrappe ist es eine stabile Population zu schaffen: Innerhalb der nächsten Jahre sollen in Mitteleuropa rund 120 Tiere in freier Wildbahn leben.

Smeik ist derweil längst weitergezogen. Er trägt einen Chip bei sich, mittels dem er jederzeit geortet werden kann. Jetzt könnte er gerade irgendwo in Österreich auf einem Balkon sitzen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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