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„Die Zeit ist reif“

Der Verband der Filmschaffenden Südtirols verwahrt sich gegen die Vereinnahmung durch die BürgerUnion von Andreas Pöder.

Ein offener Brief einer Gruppe „Junger Südtiroler Filmregisseure“ und deren „Vereinnahmung“ durch die „Bürgerunion Südtirol“ bzw. deren Vorsitzenden Andreas Pöder, hat in den vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt.

TAGESZEITUNG Online hat berichtet.

Der Verband der Filmschaffenden Südtirols (FAS) bezieht nun in einer Aussendung Stellung:

„Der Verband der Filmschaffenden FAS hat vor zehn Jahren begonnen, den Weg hin zu einer Filmförderung für Südtirol zu bereiten und dieses Ziel konnte in relativ kurzer Zeit durch den Aufbau der Filmcommission in der BLS erreicht werden.

Diese Förderung hat die hiesige Filmwirtschaft zweifelsohne belebt und hat Südtirol in der Branche europaweit bekannt gemacht.

Bei der BLS Förderung handelt es sich um eine Wirtschaftsförderung (und nicht um eine Tourismus- oder Kulturförderung), daher ist nicht die landschaftliche Wiedererkennung oder ein kultureller Bezug ausschlaggebend, sondern der wirtschaftliche Effekt. Jeder Euro Fördersumme muss mindestens 1,5fach (meist mehr) in Südtirol investiert werden und fließt somit letztendlich in die Arbeit von lokalen Filmschaffenden und Dienstleistern.

Trotzdem wurden viele Filme gefördert, die durchaus kulturell wertvoll sind und Südtirol z. B. bei den Film-Festivals in Cannes oder Berlin bekannt machen, wenn auch nicht immer durch die Inhalte oder Bilder der Filme. In Südtirol nur Filme über Südtirol und die Geschichte des Landes zulassen zu wollen, halten wir für weltfremd und kontraproduktiv: die lokale Szene würde unweigerlich auf einem europäischen Markt chancenlos bleiben.

Der Verband der Filmschaffenden arbeitet bereits seit geraumer Zeit an Vorschlägen zur Korrektur einiger Förderkriterien und des Antragsverfahrens zum Vorteil der Kreativen in und aus Südtirol und hat diese der BLS bereits unterbreitet. Diese Vorschläge überschneiden sich teilweise mit den Forderungen der ,Jungen Autoren und Regisseure‘.

In den fünf Jahren seit Gründung der BLS-Filmcommission konnten alle Beteiligten wichtige Erfahrungen sammeln und wir halten nun die Zeit für reif, z.B. den lokalen Filmemachern den Zugang zum Fördertopf auch für kleinere und wirtschaftlich riskantere Projekte zu erleichtern, bzw. ihnen durch eine Anschubförderung den Einstieg in internationale Finanzierungsschienen zu ermöglichen.

In Südtirol gibt es ein immenses kreatives und filmberufliches Potential, das – der Natur des Mediums entsprechend – auch in Zukunft grenzüberschreitend und ohne kulturelle Schranken genutzt werden sollte!“

Andreas Pöder reagierte am Samstag auf die Kritik der FAS:

pöder filmAls „eigenartige Reaktion“ bezeichnet der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion die Aussendung des Verbandes der Filmschaffenden Südtirols zu seinem Beschlussantrag für die Neuordnung der Südtiroler Filmförderung.
„Ich habe doch mit dem Verband nichts am Hut. Mir geht es um die Sache, dieses Verbandsdenken liegt mir seit jeher fern. Die komische Reaktion der Verbandsführung lässt sich vielleicht so erklären: Entweder die Verbandsführung steht unter der Fuchtel der SVP oder sie hat ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie. Oder die Verbandsführung muss dem Kulturlandesrat und SVP-Obmann Achammer zeigen, dass man immer brav bei der Stange bleibt.

Wie auch immer, als gewählter Abgeordneter frage ich nicht irgendeine Verbandsführung ob ich im Landtag eine politische Initiative unternehmen darf oder nicht.
Ich bleibe dabei, die Filmförderung in Südtirol muss neu definiert werden.
Bereits bei der Einführung der Filmförderung in der derzeitigen Form mit dem Finanzgesetz 2011 habe ich die reine Wirtschaftsorientierung und Ausrichtung der Filmförderung kritisiert. Damals haben wir eine klare Stellungnahme
eines Verbandes für eine bessere Filmförderung sehr vermisst. In der Folge wurde ich wiederholt auch von Filmschaffenden und Künstlern auf die falsche Praxis und den oft mangelnden Südtirolbezug sowie die mangelnde Miteinbeziehung Südtiroler Filmemacher oder Schauspieler aufmerksam gemacht. Und vor über einem Jahr habe ich wiederum einen Antrag zur Neuregelung der Filmförderung in Südtirol gestellt, der von der SVP abgelehnt wurde.“

Pöder unterstreicht, dass er den Beschlussantrag vor kurzem wieder im Landtag zur Behandlung vorgelegt hat. Künftig sollte die Förderung nur mehr für Filme mit eindeutigem Südtirolbezug erfolgen. Auch Kunst und Kultur soll bei der Filmförderung mehr im Zentrum stehen als bisher.
Wie Pöder unterstreicht, wurden in den 3 Jahren von 2010 bis 2013 über 15 Millionen Euro für rund 90 Filmprojekte ausgegeben.
„Dabei war der Südtirolbezug oft recht spärlich. Manche Filme wurden nur in Südtirol gedreht, ohne dass dies im Film verdeutlicht wurde. Oder es wurden lediglich Komparsen aus Südtirol engagiert ohne dass Südtiroler Schauspieler Sprechrollen oder gar wichtige Nebenrollen bzw. Hauptrollen erhielten“, so Pöder.
„Künftig sollten vom Land Südtirol nur mehr Filmprojekte gefördert werden, bei denen es einen eindeutigen örtlichen oder historischen Bezug zu Südtirol gibt, der im Film auch deutlich zur Geltung kommt. Weiters sollten Filme gefördert werden, die von Südtiroler Regisseuren gedreht werden und bzw. oder an denen Südtiroler Schauspieler mit Neben- oder Hauptrollen beteiligt sind“, so der Abgeordnete der BürgerUnion.

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