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„Genug gebüßt“

Die Puschtra Buibm (Fotos aus dem Buch: „Die Puschtra Buibm“ – edition arob)

Der ÖVP-Südtirolsprecher Hermann Gahr fordert eine Generalamnestie für die „Puschtra Buibm“ und richtet einen Appell an die Landesregierung.

von Artur Oberhofer

Jetzt geht Hermann Gahr in die Offensive: „Die Südtiroler Landesregierung soll aktiv werden und an Rom die Forderung für eine Generalamnestie richten“, so der Obmann des Südtirol-Ausschusses im österreichischen Nationalrat, Hermann Gahr, in der „Tiroler Tageszeitung“.

Der ÖVP-Politiker möchte eine Generalamnestie für die noch lebenden „Puschtra Buibm“ Siegfried Steger, Sepp Forer und Heinrich Oberleiter erreichen. Er selbst, so kündigte Hermann Gahr an, wolle das österreichische Parlament als Schutzmacht damit konfrontieren. „Natürlich will ich auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen einbinden“, so der ÖVP-Politiker. Es sei mittlerweile viel Zeit vergangen, diese Freiheitskämpfer hätten „genug gebüßt“.

Hermann Gahr erinnert daran, dass der Südtirol-Konflikt mit der Streitbeilegung zwischen Österreich und Italien vor den Vereinten Nationen 1992 offiziell beigelegt wurde. „Für jene Südtirol-Aktivisten, die in den 1950er- und 1960er-Jahre mit Anschlägen auf die Unterdrückung der römischen Regierung in Südtirol aufmerksam machen wollten, ist die Geschichte heute jedoch nach wie vor Gegenwart“, gibt Gahr zu bedenken.

Der in Telfs wohnhafte Siegfried Steger sei inzwischen 78 Jahre alt, seit mehr als 50 Jahren hätten er und seine Mitstreiter Südtirol nicht mehr betreten, da ihnen die sofortige Verhaftung droht.

Bereits in seinem Buch „Die Puschtra Buibm – Flucht ohne Heimkehr“ hatte Siegfried Steger bedauert, dass der Kampf in den 50er- und 60er-Jahren „Opfer auf beiden Seiten gefordert hat“.

In der „TT“ sagt Steger jetzt:

„Mir tut jeder leid, der von uns verletzt wurde – egal ob Italiener oder Südtiroler. Die Situation damals war für uns alles andere als einfach. Wir sind unterdrückt worden und haben uns gewehrt. Ich übernehme auch die Verantwortung, schließlich war ich bei den Anschlägen damals der Älteste unserer Gruppe.“

Bislang hatten sich Einzelpersonen und die Süd-Tiroler Freiheit vergeblich für eine Begnadigung der „Puschtra Buibm“ eingesetzt. Siegfried Steger möchte unbedingt noch einmal in seine Heimat zurückkehren.

Hermann Gahr will Siegfried Steger dabei unterstützen. Gahr: „Wir reden nicht mehr über Schuld oder Unschuld, sondern sind gefordert, ein Problem zu lösen. Siegfried Steger hat bisher keine Ansprüche gestellt. In vielen europäischen Ländern gab es ähnliche Situationen. Dort wurden Freiheitskämpfer mittlerweile begnadigt.“

Die rechtliche Situation stellt sich laut Gahr im Fall der Südtiroler aber anders dar. Die betroffenen Freiheitskämpfer hätten, so Gahr in der „TT“, keinen Tag ihrer Strafe verbüßt. „Damit ist eine Begnadigung gar nicht möglich. Also muss eine Amnestie greifen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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