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„Ein Problem mit mir …“

Andreas Leiter Reber

Nach den Giftpfeilen durch Walter Blaas stellt sich Freiheitlichen-Chef Andreas Leiter Reber schützend vor Ehrenobmann (und Vorschuss-Millionär) Pius Leitner: „Für das Rentengesetz ist nur die Volkspartei verantwortlich.“

Tageszeitung: Herr Obmann, der Landtagsabgeordnete Walter Blaas hat in der TAGESZEITUNG harsche Kritik an Pius Leitners Millionen-Vorschuss geübt. Wie gehen die Freiheitlichen mit einem Mitglied um, der öffentlich den Ehrenobmann angreift?

Andreas Leiter Reber: Die Parteibasis steht hinter ihrem Ehrenobmann. Das haben wir auf der Landesversammlung in Sterzing gesehen, wo Pius Leitner von allen Rednern den größten Applaus erhalten hatte. Leitner hat die Partei aufgebaut und genießt zu Recht einen großen Rückhalt. Wenn jemand ein Problem mit unserem Ehrenobmann hat, dann hat er automatisch auch ein Problem mit mir und der Freiheitlichen Partei an sich.

Blaas warnte vor der „verheerenden Außenwirkung“ und den „fatalen Folgen“ des Leitners-Vorschusses. Steht er mit dieser Meinung alleine da?

Alle Abgeordneten, die ich erreichen konnte, habe ich gefragt, ob sie ein Problem mit der Rente des Ehrenobmannes hätten. Alle haben es verneint. Und hätte jemand ein Problem damit, dann wird darüber intern diskutiert – und nicht über die Medien. Auch das zeichnet den neuen Stil der Partei aus.

Sie glauben nicht, dass der Leitner-Vorschuss Ihrer Partei schadet?

Für die Gesetzeslage ist nicht Pius Leitner verantwortlich, sondern die Volkspartei. Für mich als neuen Obmann ist die Sache sowieso gegessen, weil sie vor meiner Zeit passiert ist. Wir haben ganz andere Herausforderungen. Es gibt in diesem Land viel größere Probleme.

Die Freiheitlichen haben am meisten unter dem Rentenskandal gelitten. Immerhin musste Ulli Mair als Obfrau zurücktreten …

Es ist so, dass von uns Freiheitlichen viel mehr erwartet wird als von der Volkspartei. Und das zu Recht! Trotzdem müssen wir in Südtirol aufpassen, dass wir keine Neidkultur bedienen. Denn Demokratie muss auch etwas kosten dürfen, damit die Abgeordneten ihr Mandat frei ausüben und nicht von Lobbys und Verbänden gelenkt werden können. Ansonsten kann man gleich sagen: Eine Diktatur ist besser, weil sie billiger ist. Die Demokratie muss einen bestimmten Wert haben, damit sie unabhängig agieren kann. Über die Modalität der Rentenauszahlung kann man durchaus diskutieren. Das Gesetz haben aber nicht die Freiheitlichen gemacht.

Zurück zu Walter Blaas: Wurde er für seine Aussagen intern gemaßregelt?

Ich lasse Parteikollegen nichts über die Zeitung ausrichten. Ich habe ja seine Telefonnummer.

Darf Blaas bei den nächsten Landtagswahlen kandidieren?

Das entscheide nicht ich, sondern jeder Kandidat muss selbst wissen, ob er das Programm vertritt, sich als Teil der FH-Familie versteht und für sie ins Rennen gehen möchte. Über die Liste befindet dann der Parteivorstand.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • andreas

    Aus: http://cicero.de/kultur/fuenf-schlechte-schweiger/52968

    Der Spruch geht auf den spätrömischen Gelehrten Boëthius zurück: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ – „Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.“ In Boëthius’ im 6. Jahrhundert verfassten Werk „Trost der Philosophie“ fragt ein Aufschneider sein Gegenüber: „Intellegis me esse philosophum?“ – „Siehst du ein, dass ich ein Philosoph bin?“ Die Antwort: „Intellexeram, si tacuisses.“ – „Ich hätte es erkannt, wenn du geschwiegen hättest.“ Daran werden in der heutigen Politik immer wieder Mächtige erinnert, die sich ins Abseits oder sogar um ihr Amt reden. Fünf Fälle aus den vergangenen Jahren haben wir uns genauer angesehen. Zudem haben wir – ziemlich erfolglos – die fünf Betreffenden um Stellungnahme gebeten. Von Boëthius’ Sinnspruch existiert im Übrigen auch eine zeitgenössische Version des österreichischen Kabarettisten Josef Hader, die lautet: „Hätts’t die Pappn g’holtn, hätt kaner g’merkt, dass’d deppat bist.“

  • tiroler

    Hallo Herr Rebe Leiter:
    Arroganter gehts auch noch?!
    Sie fragen die Abgeordneten, ob sie ein Problem mit der Rente Leitners haben?
    Natürlich haben die nichts dagegen, schließlich wollen sie ihre eigene fürstliche Rente nicht aufs Spiel setzen!
    Vielleicht sollten sie diejenigen Fragen, die das letzte Mal die F gewählt haben.
    Deren Meinung wird anders aussehen!
    Das Rentengesetz wird schon hauptsächlich von der Volkspartei kommen, da kann ich ihnen telweise zustimmen.
    Aber war es nicht genau immer der Pius, der die hohen Gehälter und Renten der Politiker angeprangert hat???
    Und genau in dem Moment, wo er alles aufdecken hätte können, hat er geschwiegen, weil er selbst einer der größten Nutznieser des System ist und abkassiert hat.
    Entgegen seinen bis dahin bekundeten ethischen und moralischen Grundsätzen.
    Und so einer ist als Ehrenobmann tragbar??
    Dass er die Freiheitlichen mit aufgebaut hat, spielt keine Rolle.
    Das interessiert die enttäuschten Wähler nicht mehr.
    Letztendlich hat er sich selbst damit den größten finanziellen Vorteil verschaffen.
    Südtirol würde dringend eine glaubwürdige deutsche Opposition brauchen. Leider kommen die F mit ihrm Verhalten dafür nicht infrage.
    Auch sie werden das früher oder später einsehen.
    Ihr Erfolg wird sich aber in Grenzen halten.

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