Du befindest dich hier: Home » Kultur » Theater ist wie die Feuerwehr

Theater ist wie die Feuerwehr

Walter Zambaldi: Theater ist ein Dienstleister wie jeder andere öffentliche Betrieb. (Foto: crop)

Walter Zambaldi: Theater ist ein Dienstleister wie jeder andere öffentliche Betrieb. (Foto: crop)

Der neue Direktor des Teatro Stabile Walter Zambaldi stellt sein erstes Programm vor. Wovon erzählt es? Vom Clash der Generationen, von Arbeit und Schule, von der Selbstreflexion des Theaters und von Neufassungen klassischer Komödien.

Von Heinrich Schwazer

In zwei Sätzen fasst der neue Direktor des Teatro Stabile Walter Zambaldi seine Vision vom Theater zusammen: „Theater ist wie die Feuerwehr. Eine öffentliche Dienstleistung.“ Deshalb, aber nicht nur deshalb sei es „Meglio andare a Teatro“. Warum es „meglio“ ist, erläuterte der Stabile-Direktor, der nach dem Ewigkeitsdirektor Marco Bernardi die Geschicke am Verdiplatz leiten wird, anhand seines Programms.

10 Aufführungen umfasst die Reihe „La Grande Prosa”, die mit einer eigenen Produktion des Teatro Stabile beginnt: Molière: La recita di Versailles ist eine Komödie aus der Feder von Stefano Massini, Giampiero Solari und Paolo Rossi, der gleichzeitig in der Hauptrolle zu sehen ist. Der Begegnung zwischen den Generationen widmet sich Father and Son, nach Motiven aus „Gli sdraiati” und „Breviario comico” von Michele Serra mit Claudio Bisio in der Hauptrolle. Die Inszenierung von Giorgio Gallione erzählt auf tragikomische, mal ironische, mal bittere Weise von der Beziehung zwischen Vater und Sohn – ein Spiegel unserer Zeit, eine Reflektion über Freiheit und Autorität.

Das Wesen der Lehre steht im Mittelpunkt des erfolgreichen Werkes La Scuola, interpretiert von Silvio Orlando und Marina Massironi, geschrieben vom ehemaligen Lehrer und Strega-Preisträger Domenico Starnone. Ottavia Piccolo und 10 weitere weibliche Darstellerinnen bringen in 7 Minuti Rechte einer Gruppe von Arbeitnehmerinnen auf die Bühne und lassen das Publikum die Stimmung im Betriebsrat einer Fabrik miterleben. Das von Alessandro Gassmann inszenierte Stück basiert auf einer wahren Geschichte.

Mit Franco Branciaroli, Eros Pagni und Carlo Cecchi werden Klassiker der dramatischen Literatur neu erlebbar: Franco Branciaroli beschäftigt sich in der Inszenierung des Meisterwerkes Enrico IV erstmalig mit Pirandello. Eros Pagni verkörpert in Il Sindaco del Rione Sanità den Don Antonio Barracano, einen Paten der sich stets an den Grenzen des Gesetzes bewegt. Der außergewöhnliche Text von Eduardo De Filippo besticht durch Ironie und Tiefgang.

Carlo Cecchi leistet seinen Beitrag zur Spielzeit als Regisseur und Darsteller in Shakespeares Was Ihr Wollt (La Dodicesima Notte). Zur Musik von Oscar-Preisträger Nicola Piovani orchestriert der charismatische Schauspieler einen bemerkenswerten darstellerischen Reigen. Der britische Dramatiker Alan Bennett gilt Dank seiner temporeichen, beißend ironischen Texte als „Oscar Wilde der Gegenwart“- seine Komödie Il Vizio dell’arte ist in einer Inszenierung des Teatro dell’Elfo zu sehen. Elio De Capitani und Ferdinando Bruni spielen zwei Schauspieler, die ihrerseits den Dichter W.H. Auden und den Komponisten Benjamin Britten in einer fiktiven Begegnung verkörpern. So entsteht ein vielschichtiges Spiel von Theater im Theater.

In La Scelta di Cesare erfährt die Zusammenarbeit zwischen Andrea Castelli und Pino Loperfido 13 Jahre nach dem großen Erfolg von Ciò che non si può dire. Il racconto del Cermis eine Neuauflage. Das Auftragswerk des Teatro Stabile von Bozen wird produziert in Zusammenarbeit mit dem Centro Servizi Culturali Santa Chiara di Trento und dem Coordinamento Teatrale Trentino. La Scelta di Cesare zeichnet die Beziehung zwischen einem Vater und seinem Sohn in der heutigen Zeit nach, im Hintergrund agiert dabei stets der Geist Cesare Battistis – einer wichtigen historischen Figur in der Geschichte der Region Trentino-Südtirol, dessen Tod sich zum 100. Mal jährt.

Die schwarze Tragikomödie Brattaro mon Amour von Paolo Cagnan spielt an einem Würstelstand (umgangssprachlich „Brattaro“) spielt, in einer jener dicht besiedelten Zonen, die auch als „das Shanghai Bozens“ bezeichnet werden. Danio Manfredini, Babilonia Teatri, Silvia Gallerano, Cristian Ceresoli und Marta Cuscunà wiederum sind die Protagonisten der Reihe „Altri Percorsi”, einem Fenster auf das experimentelle Theater der Gegenwart. In dieser Reihe werden interessante Ensembles der nationalen und internationalen Theaterszene eingeladen um in einem 10 Tage dauernden Minifestival neue Horizonte der darstellenden Kunst auszuleuchten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen