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„Nebn die Schuach“

Grünen-Politiker Zeno Oberkofler über eine ungeschickte Katharina Zeller, schürende Rechte auf beiden Seiten – und einen verbalen Ausrutscher des Parteikollegen Angelo Bonelli.

Tageszeitung: Herr Oberkofler, wie beurteilen Sie die Polemik rund um die neue Meraner Bürgermeisterin Katharina Zeller?

Zeno Oberkofler: Ich finde, das Ganze wurde auf mehreren Ebenen übertrieben hochgekocht. Die Aufregung zeigt aber auch, wie sensibel symbolische und ethnische Themen nach wie vor sind. Es erinnert mich an die künstliche Polemik von Alessandro Urzì vor ein paar Jahren, als er nach der Streichung des Begriffs „Alto Adige“ in einem Gesetz behauptete, man wolle Südtirols italienischen Namen abschaffen. Gleichzeitig muss man sagen: Zeller hat einen Fauxpas gemacht. Unabhängig davon, wie es dazu kam – das Verhältnis zu ihrem Vorgänger war ja offenbar belastet –, fühlen sich viele ItalienerInnen durch ihre Geste verletzt. Die Behauptung aber, sie respektiere die republikanischen Symbole nicht, ist konstruiert.

War es ein Fehler, die Tricolore nicht umzulegen?

Zeller hätte souveräner reagieren können. Der Leiferer Bürgermeister Giovanni Seppi zum Beispiel hat die Tricolore demonstrativ getragen – als Zeichen, dass er alle Bürgerinnen und Bürger vertritt, nicht nur die deutschsprachigen.

Ihr Parteikollege Angelo Bonelli von Europa Verde spricht sogar von einem „schwerwiegenden Vorfall“ und fordert eine Intervention des Innenministers.

Bonelli spricht nicht für uns. Wir sind zwei unterschiedliche Parteien, auch wenn wir bei Wahlen kooperieren. Seine Aussagen sind maßlos überzogen – und, wie man bei uns sagt: nebn die Schuach.

Die schärfste Kritik kam nicht nur von rechts. Unterscheiden sich linke und rechte Parteien in Italien bei diesem Thema überhaupt noch?

Leider kaum. Das zeigt, dass es in Italien noch immer zu wenig Bewusstsein für unsere Geschichte und unsere Sonderautonomie gibt. Wir erleben das oft, wenn wir unterwegs sind: Da fehlt vielfach das Gespür für die Besonderheiten dieses Landes. Es bräuchte mehr Sensibilität – und weniger Symbolpolitik.

Warum gelingt es der SVP nicht, zumindest ihre Koalitionspartner auf Landesebene zur Ordnung zu rufen?

Man muss sich fragen: Wer sitzt am längeren Hebel – der Landeshauptmann oder die italienischen Regierungsparteien? Das wird sich bei der Autonomiereform zeigen. Schon bei den Gemeindewahlen hat FdI-Chef Marco Galateo der SVP gedroht: Wenn ihr uns nicht unterstützt, blockieren wir die Reform. Ich finde es schade, wie ethnische Konflikte immer wieder bewusst geschürt werden – nicht nur von der italienischen Rechten, sondern auch von STF und Heimatbund. Man denke an ihre stimmungsmachenden Plakate. Das ist schädlich für das Zusammenleben im Land. Dabei wären die Menschen in diesem Land eigentlich schon viel weiter.

Interview: Matthias Kofler

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