Du befindest dich hier: Home » Politik » „Es wird eine schwache Regierung“

„Es wird eine schwache Regierung“

Stefano Fattor (Foto: Eco-Center)

Stefano Fattor war Verkehrsstadtrat von Bozen. Der PD-Politiker spricht im Interview über die Gründe für die Wahl Claudio Corraratis zum Bürgermeister, seine Rolle in der Opposition und die künftige Stadtregierung.

TAGESZEITUNG Online: Herr Fattor, haben Sie sich bereits ein Bild darüber gemacht, warum Mitte-rechts in Bozen gewonnen hat?

Stefano Fattor: Überall in Europa haben rechte Parteien Rückenwind, das sieht man sogar in Deutschland mit Friedrich Merz. Offenbar geben sich die Wähler der Illusion hin, dass sich bestehende Probleme wie die der Einwanderung mit rechten Parteien besser lösen lassen als mit linken. Der Linken fehlt nach meiner Einschätzung der Kontakt mit den Menschen in den bevölkerungsreichen Gebieten der Stadt. Da können wir von Angelo Gennaccaro und seiner Civica-Liste etwas lernen, der in der Mailandstraße ein Geschäftslokal gemietet hat. Wir vom PD haben weiter unseren Parteisitz in einer Wohnung auf dem Dominikanerplatz in der Altstadt. Da muss sich etwas ändern.

Viele SVP-Wähler haben bei der Stichwahl dennoch Mitte-links-Kandidat Juri Andriollo ihre Stimme gegeben und so das Rennen um den Bürgermeistersessel noch einmal spannend gemacht. Warum hat er dennoch verloren?

Das ist tatsächlich paradox, dass so viele deutschsprachige Wähler – das sieht man in den Stadtviertelen Zentrum und Gries Quirein – Andriollo gewählt haben. Er hat im Wahlkampf in Sachen Urbanistik nicht auf Kontinuität, sondern auf einen neuen Kurs mit mehr Wohnbau gesetzt hat. Ich bin der Ansicht, dass bei den italienischsprachigen Wählern insgesamt der Eindruck bestand, dass die Regierung Caramaschi sich zu sehr der Volkspartei unterordnete, speziell in der Urbanistik. Wir haben als Stadtrat gut gearbeitet, doch beim Wohnbau ist tatsächlich nichts weitergegangen. Viele Wähler, die im ersten Wahlgang SVP gewählt hatten, brachten mit ihrem Verhalten in der Stichwahl auch zum Ausdruck, dass sie ein Problem mit der italienischen Rechten haben.

Der PD hat in den vergangenen Jahrzehnten in Bozen immer mitregiert, Sie waren zuvor auch einmal Stadtrat für die Grünen. Wie stellen Sie sich Ihre künftige Rolle als Stimmenstärkster der größten Oppositionspartei im Gemeinderat vor?

Es wird spannend und auch lustig werden, denn Gemeinderat der Opposition zu sein, ist wesentlich interessanter als einer der Mehrheit. Auch weil wir, Juri Andriollo und ich, viel Regierungserfahrung haben und deshalb wissen, um was es geht. Und wissen, dass die anderen wenig wissen.

Von der künftigen Stadtregierung Corrarati erwarten Sie sich also nicht viel?

So ist es, es wird eine schwache Regierung, der das qualifizierte Personal fehlt. Die Gemeinderäte von Mitte-rechts, von denen man hört, dass sie Stadträte werden sollen, haben bisher ausschließlich Opposition gemacht. Ich sehe niemanden, der die Urbanistik übernehmen könnte, welche die Rechte offenbar von der SVP zurückhalben will.

Da ist nun der Namen des früheren AN-Parlamentariers Giorgio Holzmann aufgetaucht, der von außen berufen werden könnte.

Das kann ich mir nicht vorstellen, auch ihm fehlt die Erfahrung auf diesem Gebiet. Wenn der Assessor keine Fachkenntnis hat, dann bestimmen in einer Verwaltung die Beamten, was passiert oder nicht passiert. Es wird eine Beamtenregierung, von der man nur hoffen kann, dass fähige Beamte am Werk sind.

Interview: Thomas Vikoler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (0)

Klicke auf den Button um die Kommentare anzuzeigen.

Kommentare anzeigen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen