„Viele Tränen und Schweiß“
Im Centro Vintola in Bozen wurde gestern der vierte „Förderpreis für Pionierinnen in der nachhaltigen Landwirtschaft“ in memoriam Agitu Ideo Gudeta verliehen. Die Geschichten hinter den jungen Frauen.
Mit dem Förderpreis möchten die Promotorinnen Frauen, welche in Südtirol und im Trentino als Pionierinnen einer zukunftsfähigen bäuerlichen Landwirtschaft multifunktional tätig sind, und als Innovatorinnen des ländlichen Raumes wirken, ins Rampenlicht stellen. Vielfalt, nicht Monokulturen, birgt das Potenzial sowohl von Stabilität als auch von Wandel – sei es auf betrieblicher oder auch gesellschaftlicher Ebene – weil es neue Kombinationen und Lösungen ermöglicht. Sie zeigen, wie sie in ihrer landwirtschaftlichen Arbeit verschiedene Bereiche integrieren und neue Kombinationen und Lösungen erzielen. Sie wirken im Bereich der Produktinnovation und der Innovation von Vermarktungswegen. Sie verbinden Kultur, Soziales und Gesundheit mit landwirtschaftlicher Tätigkeit und beleben ländliche Räume mit ihren Angeboten. Sie leisten auch Beiträge zur Landschaftsökologie und zeigen, dass Landwirtschaft und der ländliche Raum viel kreatives Potenzial bergen.
Förderpreis Agitu Ideo Gudeta geht an Nathalie Schwienbacher, Oberschlummhof
Die Promotorinnen des Preises Martina Schullian, Susanne Elsen, Alessandra Piccoli, Monika Gross und Marion Maier haben in den vergangenen Monaten die insgesamt 20 Bewerbungen gesichtet und entschieden den Förderpreis Agitu Ideo Gudeta 2025 an Nathalie Schwienbacher vom Oberschlummhof in Schluderns im Vinschgau zu verleihen.
Vor 6 Jahren übernahm Nathalie den Bergbauernhof von ihrem Onkel. Seitdem hat sich einiges in dem Betrieb verändert. Sie sagt: „auch wenn es mich sehr viel Mut, Durchhaltevermögen, Tränen und Schweiß gekostet hat, bin ich nun sehr froh und stolz, was ich bis jetzt erreicht habe. Sie hat den Betrieb zu einem Biobetrieb gemacht und lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und dem Onkel am Hof, hat 100 Hühner, 2 Pferde, 6 Ziegen, 2 Schweine und 15 Galloway Kühe. Sie hat noch viele Pläne und sagt: „Ich möchte, dass mein Bauernhof nicht nur mir und meiner Familie „dient“ und uns glücklich macht, sondern, dass auch die Tiere, die Natur, die Umwelt, die mit uns im Einklang leben, davon profitieren.“
Der Gewinnerin wurde ein Preis in der Höhe von 2.500 Euro zugesprochen, der von der Raika Bozen Ethical Banking zur Verfügung gestellt wurde.
Spezialpreis für Elisa Travaglia aus Altavalle (TN)
Die Jury hat weiters einen Spezialpreis in der Höhe von 1.000 Euro an Elisa Travaglia aus Altavalle(TN) verliehen. Elisa hat mit ihrem Partner das Projekt La Campirlota gegründet. Es besteht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, geführten Wanderungen und Exkursionen und einem Bildungs- und Beratungsbereich für touristische und territoriale Entwicklung und Umweltbildung. Er produziert auf 1,5 Hektar biologisch zertifiziert nach Praktiken der Agroökologie verschiedene Weinsorten. In den Weinbergen wachsen auch aromatische Kräuter, Bergspargel, alte Obst- und Kastanienbäume. Das steile Terrain ist mit Trockensteinmauern bis zu vier Metern Höhe terrassiert. Elisa arbeitet im Netzwerk mit Slow Food und Strada del Vino e dei Sapori. Sie sagt: “diese kleine Landwirtschaft gibt mir die Möglichkeit, mich für die Erhaltung und Pflege des schwierigen Territoriums einzusetzen und denen, die nach uns kommen, etwas Positives zu hinterlassen.” Der Preis wird von der Cassa Rurale Alta Valsuganazur Verfügung gestellt.
Auszeichnung für Meike Hollnaicher
Eine dritte Kandidatin wurde von den Projektträgerinnen überrascht. Meike Hollnaicher aus Gufidaunerhielt eine besondere Auszeichnung im Wert von 1.000 Euro für ihr Projekt „Farmfluencers of South Tyrol“, aus dem kürzlich auch die Filmdoku „Tian – Generation Farmfluencer“ entstanden ist. „Sie ist die engagierteste Promotorin und Netzwerkerin einer ökosozialen Transformation in der Südtiroler Landwirtschaft“ – schreibt die Jury. Meike selbst ist auch selbst Pächterin eines Grundstücks mit Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern als Gemeinschaftsprojekt für weitere Interessierte am ökosozialen Wandel. Ein Ort der Vielfalt. Kulturell wie ökologisch. Diese Auszeichnung wurde von einer privaten Unterstützerin gespendet.
Auszeichnung für Irene Piazza
Eine weitere Auszeichnung für Frauen in der nachhaltigen Landwirtschaft im Trentino im Wert von 1.000 Euro geht dieses Jahr an Irene Piazza aus Pieve Tesino (TN). Auf der Malga Telvagola in Pieve Tesino(TN) auf 1.600m versucht Irene Piazza gemeinsam mit weiteren Frauen eine konsequente landwirtschaftliche Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Sie züchten alpines Braun-und Grauvieh und Bergziegen. Die Frauen legen großen Wert auf das Tierwohl und fördern agroökologische Viehwirtschaft. Mutterkuhhaltung, Erzeugung von Rohmilchkäse, Anbau von Kräutern und Gemüse, Mittagsküche auf der Alm. Irene wirkt zudem als Lehrkraft in einer internationalen Käserei-Akademie. Diese Auszeichnung wird vom Verein „Donne in cooperazione“ aus dem Trentino zur Verfügung gestellt.
Ein ökosoziales Netzwerk von Pionierinnen
Neben der Verleihung der Auszeichnungen ist es den Promotorinnen des Förderpreises ein Anliegen ein Netzwerk zwischen landwirtschaftlichen Innovatorinnen, die in der Tradition von Agitu Ideo Gudetawirken, zu schaffen. Wir möchten so den Kontakt zu den Preisträgerinnen halten und das Netzwerk „Agitu Ideo Gudeta“ weiter vergrößern. Im Rahmen der Verleihung wurden alle 20 Kandidatinnen und ihre Tätigkeiten kurz vorgestellt.
Die Preise werden von der Raiffeisenkasse Bozen, Ethical Banking sowie von der Cassa Rurale Alta Valsugana und dem Verein Donne in Cooperazione Trentino zur Verfügung gestellt.
Das Interview mit Förderpreis-Gewinnerin Nathalie Schwienbacher lesen Sie in der heutigen Print-Ausgabe.
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