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Magere Gehälter

In kaum einem anderen Bereich sind die Gehälter so dramatisch geschmolzen wie in der Schule. Andreas Leiter Reber von der Freien Fraktion fordert daher von der Landesregierung ein konkretes Konzept, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.

von Sandra Fresenius

Der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber von der Freien Fraktion macht auf die alarmierende Einkommensentwicklung in Südtirols Lehrberufen aufmerksam. Denn während die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind, ist das reale Einkommen der Lehrkräfte in den letzten Jahren massiv gesunken. So hat ein Lehrer vor etwa 30 Jahren nach 40 Dienstjahren rund 5.500 Euro verdient, heute aber erhält er nur noch die Hälfte. Innerhalb von Italien gehören die Lehrergehälter in Südtirol aufgrund von Landeszulage und verschiedenen Sonderzulagen zwar mit zu den höchsten, ein Blick über die Landesgrenzen hinaus unterstreicht jedoch die schwierige Einkommenssituation der Südtiroler Lehrpersonen. Ein Lehrer in Bruneck beispielsweise verdient nach über 30 Dienstjahren gerade einmal so viel wie en Berufseinsteiger in Lienz.

„Inflationsbereinigte Gehaltstabellen der letzten drei Jahrzehnte des Landesstatistitkinstituts zeigen einen Einkommensschwund von über 30 Prozent. Diesen aufgestauten Kaufkraftverlust gilt es seitens der Südtiroler Landespolitik auszugleichen“, fordert Leiter Reber, der das Thema bereits seit der letzten Legislatur verfolgt. Auch die Landeszulage und die Landesberufszulage wären in den letzten Jahrzehnten bei Weitem nicht der Inflationsentwicklung angepasst worden und „annähernd gleich geblieben“, obwohl diese genau dafür eingeführt worden seien, den höheren Lebenshaltungskosten in Südtirol etwas entgegenzusetzen. Und genau dort könnte die Landesregierung schon jetzt reagieren – ohne auf die Kollektivvertragsverhandlungen zu warten, so Leiter Reber. „Früher hat sich Südtirol stets mit seinen deutschsprachigen Nachbarregionen verglichen. Heute aber vergleichen wir uns eher mit Süditalien. Wir haben eine schöne Landschaft und fleißige Leute, aber es braucht auch eine entsprechende Bildung, um unser Land vorne zu halten. Wir dürfen uns nicht mit dem Mittelfeld zufriedengeben. Bildung ist der schlechteste Ort, an dem man sparen kann“, mahnt der Landtagsabgeordnete der Freien Fraktion.

Auch sogenannte Benefits könnten dazu beitragen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, wie zum Beispiel die Carta del docente, die Lehrkräfte für den Kauf von Büchern, Computern oder den Besuch von Fortbildungen im Wert von 500 Euro nutzen können.  Vor allem aber müssten unterschiedliche Realitäten berücksichtigt werden und bräuchten dementsprechende Konzepte. „Die Schulsprengel in Bozen, Meran und Leifers sind längst von einer hohen Sprachkomplexität geprägt. Dort besuchen Kinder mit deutscher Muttersprache, Kinder mit italienischer Muttersprache und Kinder mit einer Drittsprache als Muttersprache dieselbe Klasse mit deutscher Unterrichtssprache“, äußert der Landtagsabgeordnete der Freien Fraktion. Das zusätzliche Engagement, welches Lehrkräfte an diesen Schulen an den Tag legen, und die größeren Herausforderungen, die Klassenverbände mit hoher Sprachkomplexität mit sich bringen, müssten durch finanzielle Zulagen oder Benefits anerkannt werden. Es würde sowohl bei der Unterrichtsvorbereitung, der Klassenführung, der Elternkommunikation als auch der persönlichen Beanspruchung einen großen Unterschied machen, ob eine Lehrperson in einer Schule auf dem Land oder an einer im städtischen Ballungsgebiet arbeiten würde, unterstreicht Leiter Reber und verlangt für eine entsprechende Berücksichtigung dieser Unterschiede die Einführung zusätzlicher Lohnelemente: „Um mehr zu leisten, braucht es Anreize.“

Wenn auf politischer Ebene ein zeitgemäßes und inklusives Bildungssystem garantiert werden soll, sollten auch die entsprechenden Rahmenbedingungen und die dafür notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. „Den enormen Kaufkraftverlust bei Südtirols Lehrberufen auszugleichen, muss Priorität haben und über ein mehrjähriges Finanzierungskonzept realisiert werden. Punktuelle Anpassungen reichen nicht aus“, unterstreicht der Landtagsabgeordnete und beauftragt daher die Landesregierung innerhalb von sechs Monaten ein Konzept vorzulegen, wie die Gehälter und die damit verbundene Kaufkraft der Südtiroler Lehrberufe angehoben und mittelfristig zudem die aktuell großen Gehaltsunterschiede zu den Nachbarregionen ausgeglichen werden können. Daneben verlangt Leiter Reber in seinem Beschlussantrag, der voraussichtlich Mitte der kommenden Woche zur Behandlung kommen wird, ein überdurchschnittliches Engagement von Lehrkräften an herausfordernden Standorten über eine eigene Landeszulage oder zusätzliche Benefits anzuerkennen und eine Dozentenkarte im Wert von jährlich bis zu 1.000 Euro einzuführen. „Bildung ist die Basis unserer Gesellschaft – und es muss unser gemeinsamer Anspruch sein, unseren Kindern die besten Bildungschancen bieten zu können. Dazu gehört auch, dass wir jene, die Bildung und Schule täglich gestalten, entsprechend wertschätzen und entlohnen“, schließt Leiter Reber.

 

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