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„Es braucht weibliche Vorbilder“

Renate Gebhard

 

Wo schaffte es eine Frau an die Spitze – und wo blieb ein Mann im Bürgermeisteramt? SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard über die Wahlergebnisse der Frauen.

 

von Sylvie Debelyak

 

Immer mehr Frauen setzen sich durch. Bei den Gemeinderatswahlen am Sonntag gab es nämlich einige Überraschungen – auch unter den weiblichen Kandidatinnen. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen – zumindest im westlichen Teil des Landes. Dort haben es vor allem im Burggrafenamt und im Vinschgau mehrere Frauen an die Spitze gebracht. Ganz anders hingegen präsentiert sich das Bild im Osten Südtirols: Im Eisacktal konnten immerhin zwei Bürgermeisterinnen ihre Ämter verteidigen. So sind Verena Überegger in Freienfeld und Carmen Plaseller in Lüsen erneut ins Rathaus eingezogen – beide traten allerdings ohne Gegenkandidatur an. Gänzlich leer blieb der Frauenplatz dagegen im Pustertal: Keine einzige Frau schaffte es dort auf den Bürgermeisterstuhl.

Issgesamt ist in 16 der 111 Gemeinden, in denen gewählt wurde, die Bürgermeisterin eine Frau – drei mehr als noch 2020. In elf Gemeinden wurden die amtierenden Bürgermeisterinnen bestätigt, in fünf Gemeinden gibt es nun neue Gesichter an der Spitze: Charlotte Oberberger Pichler in Aldein, Alexandra Ganner in Algund, Julia Fulterer in Ritten, Christine Kaaserer in Schlanders und Daniela Mittelberger in Vöran. Und eine weitere könnte sogar noch dazukommen, sollte sich Katharina Zeller in der Stichwahl in Meran durchsetzen.

Besonders die SVP glänzt mit einer hohen Frauenquote: Bis auf zwei Bürgermeisterinnen gehören alle der Edelweiß-Partei an. Einzig in Freienfeld und Branzoll sicherten sich Verena Überegger von der „Freien Liste“ und Giorgia Mongillo von der Liste „Democratici sul territorio Bronzolo – Branzoll“ mit den meisten Vorzugsstimmen einen Platz im Rathaus.

 

Die TAGESZEITUNG hat bei SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard nachgefragt, wie zufrieden sie mit den Ergebnissen der weiblichen Kandidatinnen ist.

 

TAGESZEITUNG: Frau Gebhard, obwohl die Zahl der Bürgermeisterinnen gestiegen ist, bleibt ihr Anteil mit nur 14 Prozent nach wie vor relativ gering. Kann man in diesem Zusammenhang tatsächlich von einem Wahlerfolg für die Frauen sprechen?

 

Renate Gebhard: Wir hatten bisher 13 Bürgermeisterinnen, jetzt sind es 16 und in zwei Wochen hoffentlich 17, wenn Katharina Zeller die Stichwahl in Meran gewinnt. Das ist ein kleiner Zuwachs und natürlich gibt es noch viel Luft nach oben. Doch es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wichtig ist auch, das Ergebnis im Kontext der Tatsache zu sehen, dass es nicht besonders viele weibliche Kandidatinnen für das Bürgermeisteramt gab. Wir sind also noch nicht an dem Punkt, an dem wir hinmöchten, denn wir würden uns natürlich mehr Frauen an der Spitze wünschen, das steht außer Frage. Nichtsdestotrotz ist der Wahlausgang aus Sicht der Frauen sehr erfreulich, vor allem, weil unsere Gemeinden insgesamt weiblicher geworden sind. Bisher lag der Frauenanteil im Gemeinderat bei 25 Prozent, und nun haben wir endlich die 30-Prozent-Marke geknackt. Das ist ein gutes, zufriedenstellendes Ergebnis und zeigt, dass die sogenannte „harte Frauenquote“ Wirkung zeigt.

 

Erstmals musste ein Drittel der Listenplätze mit weiblichen Kandidatinnen besetzt werden. Glauben Sie, dass der gestiegene Anteil von Frauen in den Gemeinderäten auf die Frauenquote zurückzuführen ist?

 

Nicht nur und nicht überall, aber auch. Die Frauenquote hat dazu geführt, dass mehr Frauen auf den Listen vertreten waren. Eine größere Auswahl ist immer vorteilhaft, zumal aufgefallen ist, dass in den Gemeinden, in denen diese Auswahl fehlte, die Wahlbeteiligung deutlich geringer war.

 

Tun sich besonders kleinere Parteien in Südtirol noch schwer damit, genug Frauen zu finden?

 

Ich würde das nicht an der Größe der Partei festmachen, sondern daran, wie Parteien und ihre Vertreter Frauen ansprechen. In einigen Gemeinden ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass Frauen die Süd-Tiroler Freiheit weniger häufig gewählt haben.

 

Welches Signal wird mit dem Wahlergebnis aus Frauensicht gesendet?

 

Man kann auf dieses Ergebnis aufbauen. Es sendet ein positives Signal und könnte andere Frauen dazu motivieren, bei den nächsten Wahlen ebenfalls zu kandidieren. Es braucht weibliche Vorbilder in der Politik, und vor allem braucht es Frauen in der Politik. Die besten Entscheidungen entstehen nämlich von Männern und Frauen gemeinsam, weil beide Sichtweisen und Lebensrealitäten wichtig sind.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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