Die Achmed-Posse
Zehn Stil- und Rechtschreibpatzer in einer einzigen Anfrage: Mit seinem Rundumschlag gegen integrationsunwillige AusländerInnen blamiert sich „Heimat-Verteidiger“ Jürgen Wirth Anderlan diesmal selbst.
von Matthias Kofler
Ein patriotischer Aufschrei – und ein sprachlicher Totalschaden: Mit einer schriftlichen Anfrage zum Thema „Wandern mit Achmed“ wollte der Kalterer Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan der nach ihm benannten JWA-Fraktion aufzeigen, wie integrationsunwillige Migranten angeblich das System ausnutzen. Was er stattdessen gezeigt hat? Dass Rechtschreibung und Grammatik offenbar keine Voraussetzung für ein Landtagsmandat sind.
„Die gleichen Rechten“ für „Tellerwäscher oder Gärtner“ ohne Ausbildung – so liest sich einer
der zehn (!) Patzer, die ein von der Tageszeitung konsultierter Germanist im Text des selbsternannten „Heimat-Verteidigers“ gefunden hat. Auch sonst wimmelt es in der Anfrage von Stilblüten, Verdrehungen und sprachlichem Schlendrian: Mal fehlt ein n, mal ein Komma, mal gleich das Sprachgefühl.
Die ironische Reaktion der Grünen-Abgeordneten Brigitte Foppa ließ nicht lange auf sich warten: „Jeder hat seinen Rechten. Kein einziger korrekter deutscher Satz bei unseren Verteidigern der ausländerfreien Heimat.“
Schon der Titel „Wandern mit Achmed“ irritiert – nicht nur wegen des plumpen Klischees, sondern auch, weil „Achmed“ die im Deutschen unübliche Schreibweise des arabischen Namens ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet Ahmed. Oder gleich einen anderen Titel.
Der inhaltliche Kern der Anfrage? Ein Rundumschlag gegen angebliche Schlupflöcher im System, durch die selbst ungelernte AusländerInnen Wanderungen anbieten dürften – eine These, die nicht belegt wird, aber dafür im Ton danebenliegt. Statt differenzierter Kritik gibt es Unterstellungen, statt politischem Niveau sprachliches Chaos.
Wer den Hohn hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Wer fordert, dass sich Migrantinnen und Migranten an die Südtiroler Kultur anpassen sollen, sollte bei der Sprache anfangen – bei der eigenen. So lautet die süffisante Replik aus dem Landtag auf JWA’s grammatikalisches Eigentor.
Kommentare (49)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.