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Architektur und Menschen

Eileen Grays Haus an der Côte d’Azur erzählt eine eigene Geschichte

Eine denkwürdige Kino-Architekturreihe gab es im letzten Jahr mit Werken von Beka&Lemoine. Diesmal geht’s um die Menschen hinter großen Namen.

Von Renate Mumelter

Die Architekturstiftung Südtirol, der Filmclub und die Fakultät für Design und Künste laden ab 6. Mai zu vier Filmen von unterschiedlichen Autorinnen. Drei davon sind Frauen.

Gekränkte Eitelkeit

In Beatrice Mingers Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ ist von den 1920er Jahren die Rede, einer Zeit, in der alles neu erfunden und neu gedacht werden musste, auch die Architektur. Für Frauen war da wenig Platz. „Es gab keine Frau in der Architektur, die Männer haben die Welt nach ihren Bedürfnissen gestaltet“, sagt Eileen Gray. Ihre Geschichte macht deutlich, was das bedeutete.

Die Irin war ziemlich jung nach Paris gezogen und gehörte dort schnell zur künstlerischen Avantgarde. Sie arbeitete als Designerin und Innenarchitektin. Das brachte Anerkennung. Als sie dann aber ihr erstes Haus baute, war schnell alles anders. Sie, die keine Architektin war, schuf an der Côte d’Azur ganz eins mit der Natur ein Meisterwerk, das sie als Rückzugsort für sich und Jean Badovici gedacht hatte. Mit der Ruhe war es allerdings bald vorbei. Badovici liebte es, sich mit Leuten zu umgeben. Einer davon war der bejubelte Le Corbusier.

Eileen Gray suchte bald schon das Weite und überließ das Haus ihrem Freund. Le Corbusier nistete sich ebenfalls ein und begann die bewusst weiß gehaltenen Wände zu bemalen – der eifersüchtige Übergriff eines Mannes, der es wohl nicht ertragen konnte, dass auch Frauen genial sein können. Beatrice Minger erzählt diese Geschichte im Stil des Reenactment. Das bedeutet, dass eine Schauspielerin und zwei Schauspieler die Hauptfiguren darstellen, aber nicht im klassischen Sinn verkörpern. Das ist eine schwierige Übung, die in diesem Fall sehr gut funktioniert, wohl auch dank der Originalschauplätze und der gekonnten Kameraarbeit. Was bleibt, ist ein Gefühl dafür, wie es früher für eine Frau war, wenn sie ihren eigenen Weg gehen wollte.

Der Star, seine Frau, die Töchter

Auch „The Mies van der Rohes“, der zweite Film der Architekturreihe, wurde von einer Frau gedreht. Sabine Gisiger erzählt den umjubelten Architekten des Modernismus aus der Sicht seiner Tochter Georgia. Ausgangspunkt für den Film war Georgias Autobiografie. Gisiger verarbeitet Dokumentarisches aus der Zeit, und lässt Georgia durch die Schauspielerin Katharina Thalbach lebendig werden. „Es ist oft so, dass man vor einem Problem steht, wenn man nicht History erzählen möchte, sondern eben ‚HerStory’“, sagt Gisiger. „Es gibt wenige Dokumente, kaum Interviews, wenig Zeitungsartikel. Ich hatte zwar Fotos, die Briefe und historisches Filmmaterial. Aber ich wollte, dass man zur Hauptprotagonistin eine Beziehung aufbauen kann“. Das ist gelungen. Am 13. Mai im Filmclub.

Sottsass und Beton

Am 20. Mai befasst sich die Filmemacherin Valeria Parisi in „Il treno di Sottsass“ mit Ettore Sottsass, dem Jüngeren, einem Designer, der die Gestaltungsgeschichte geprägt hat. Er erfand Gebrauchsgegenstände, von denen die Augen nicht lassen konnten. Sein Vater, Ettore Sottsass Senior hatte auch mit Bozen zu tun. Gemeinsam mit dem Architekten Willy Weyhemeyer baute der Architekt im fernen Jahr 1931 den Bozner Lido im Stil des Rationalismus.

Um ein spannendes Material, den Beton, geht es schließlich in „Architekton“ von Viktor Kossakovsky. (27. Mai)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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