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„Werden Gas geben“ 

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Die Gemeindeverwaltung am Brenner strebt die „Energiewende“ an. Windräder in der Grenzgemeinde werden immer wahrscheinlicher. 

von Erna Egger 

 „Wir sind im Gemeinderat einhelliger Meinung“, betont Bürgermeister Martin Alber. Die Gemeinde Brenner will in Zukunft intensiv auf alternative Energiequellen setzen. „In den vergangenen Jahren haben wir dies verabsäumt, obwohl unsere Gemeinde die besten Voraussetzungen dafür hätte“, unterstreicht Alber.

Bereits vor einigen Monaten hat der Gemeinderat beschlossen, das Büro Patscheider & Partner aus Mals zu beauftragen, das nun die Sinnhaftigkeit der verschiedenen Energieträger in der Grenzgemeinde überprüft.

Nach der Vorstellung der Studie will sich die Gemeinde auf die Hinterbeine stellen.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde bereits eine Bilanzänderung vorgenommen – 300.000 Euro wurden bereitgestellt, die unmittelbar nach der Vorstellung der Studie in die Planung und Umsetzung der Energieträger fließen werden.

Bereits jetzt ist klar: Die Realisierung von Windkrafträdern am Brenner wird immer wahrscheinlicher – ein Energieträger, der jedoch sehr umstritten ist.

Zur Erinnerung: Bereits im Jahr 2011 plante die Firma Leitner mit Sitz in Sterzing an einem Windpark am Sattelberg. Im Schulterschluss kämpften Umweltverbände dagegen an – sie scheuten auch gerichtliche Schritte nicht. Im Jahr 2017 bereitete das Kassationsgericht in Rom der Debatte ein Ende und verbot die Errichtung von Windkraftanlagen.

Doch mittlerweile ist ein Umdenken im Gange, ist der Bürgermeister überzeugt. Alber zur Energiewende in seiner Grenzgemeinde.

 Tageszeitung: Herr Alber, die Gemeinde Brenner will in der Entwicklung alternativer Energieformen Fahrt aufnehmen… 

Martin Alber: Dem ist so. Keine weitere Gemeinde in Südtirol ist hierfür besser prädestiniert als die Gemeinde Brenner, weil wir direkt am Alpenhauptkamm liegen. Wir haben bereits im vorigen Jahr dem Ingenieurbüro Patscheider & Partner aus Mals den Auftrag zur Erstellung einer Studie erteilt, mit der überprüft werden soll, welche Energieformen sich in unserer Gemeinde am besten eignen würden. Es wird das das Potenzial von Photovoltaik, Wasserkraft – und natürlich auch Windkraft überprüft. In den nächsten Monaten wird die Studie präsentiert. Um baldmöglichst Maßnahmen ergreifen zu können, haben wir auch jüngst 300.000 Euro im Haushalt dafür reserviert.

In welchem Bereich besteht das größte Potenzial? 

Wir haben am Brenner eine konstante Wasserkraft, eine konstante Sonneneinstrahlung, aber auch einen konstanten Wind.

Konstanter Wind: Sie spielen auf Windräder an… 

Sofern sinnvoll, auch. Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden. Wir brauchen alternative Energieformen – und in unserer Gemeinde bestehen hierfür die besten Voraussetzungen. Wir müssen diese nur ausschöpfen und erschließen. Und wir sind es unserer Bevölkerung auch schuldig, dass wir den Haushalt entlasten.

Vor über zehn Jahren gab es massiven Widerstand gegen Windräder. Und auch weitere Wasserableitungen sind umstritten…

Die Zeiten haben sich stark verändert, durch die Energiewende und Klimakrise geraten wir unter einen enormen Druck. Vor zehn Jahren waren die Windräder nicht akzeptiert. Aber es herrschen andere Zeiten: Mittlerweile bin ich überzeugt, dass es in der Bevölkerung eine übergroße Mehrheit für diese Investitionen gibt. Welche alternativen Energieformen es dann aber effektiv sein werden, werden wir nach einer intensiven Diskussion entscheiden. Aber es wird sicher etwas passieren.

Will die Gemeinde Brenner energieautark werden? 

So weit würde ich jetzt nicht gehen. Wir wollen aber wirklich Gas geben, weil uns bewusst ist, dass unsere Gemeinde in der Vergangenheit in diesem Bereich zu wenig getan hat. Das heißt: Die Gemeinde hat nur sehr geringe Einnahmen aus dem Energiebereich, obwohl wir optimale Voraussetzungen hätten. Wir haben einzig die Energiegenossenschaft in Pflersch, die aber auch nicht direkt an die Gemeinde gekoppelt ist. Und ich möchte hervorheben: Jede Investition, die in Zukunft in diesem Bereich in die Wege geleitet wird, wird unter Beteiligung der Gemeindebevölkerung erfolgen. Das heißt: Auch ein privater Bürger soll in Zukunft die Möglichkeiten haben, sich mit privatem Geld an solchen Investitionen zu beteiligen.

Der Zeitplan? 

Die Studie wird baldmöglichst vorgestellt, wir werden sie diskutieren und die Möglichkeiten der verschiedenen Energieformen abwägen – und dann die Entscheidungen treffen. Noch heuer sollen vertiefende Planungen in Auftrag gegeben werden.

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