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Die große Flucht

Foto: Südtiroler Sanitätsbetrieb/ Ivo Corrà

Im heurigen Jahr haben bereits 50 Angestellte gekündigt, 39 weitere sind in Pension gegangen. Die Folge: Der Gesundheitsbezirk Bruneck hat viel zu wenig Personal.

von Silke Hinterwaldner

Die Liste ist lang. Auf eine Anfrage von Maria Elisabeth Rieder vom Team K hat Arno Kompatscher als Zuständiger für die Sanität die Zahlen zum Personalstand im Gesundheitsbezirk Bruneck geliefert. Daraus geht hervor: Im laufenden Jahr 2022 haben insgesamt 50 Angestellte gekündigt, 39 weitere sind in Pension gegangen. Dazu kam eine lange Reihe an Suspendierungen aufgrund der Impfpflicht. 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind suspendiert worden, sie konnten mittlerweile zwar in den Dienst zurückkehren, aber nicht alle haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Deshalb fehlen in den Krankenhäusern von Innichen und Bruneck sowie in den Sprengelsitzen nun Krankenpfleger, Ärztinnen, aber auch Köche und Pflegehelferinnen.

„Auffallend und sehr Besorgnis erregend“, sagt Maria Elisabeth Rieder, „sind die vielen Kündigungen von Krankenpflegern und Pflegerinnen – insgesamt 21. Hier hat der Sanitätsbetrieb wohl großen Nachholbedarf im Umgang mit den Angestellten. Ich denke, da geht es nicht nur um die fehlenden Gehaltserhöhungen. Am Betriebsklima und am Umgang mit den Angestellten müsste wohl dringend gearbeitet werden. Es braucht nicht nur Aktionen, um Personal anzuwerben. Ganz wichtig wäre es, sich um das Personal, das sich seit Jahren bemüht, besser zu kümmern.“

Die Personaldecke ist in allen Krankenhäusern dünn. Im Pustertal kommt die Schaffung neuer Privatklinikern dazu. Auch diese Strukturen benötigen Personal – das zum Teil aus den Spitälern abwandert. Zu den neuen, besonders personalintensiven Strukturen zählt die private Reha-Klinik Sanitas in St. Georgen. Um sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen, habe man mit den Verantwortlichen der Privatklinik „eine mündliche Vereinbarung abgeschlossen, dass für Bedienstete des Gesundheitsbezirkes Bruneck ein Abwerbungsverbot gilt“. Ob dies tatsächlich ausreicht, um die Bediensteten im Krankenhaus zu halten, darf zumindest bezweifelt werden.

„Das Problem ist“, sagt Rieder, „immer mehr Stellen bleiben unbesetzt: Pensionierungen, freiwillige Kündigungen und nicht zuletzt zahlreiche Suspendierungen sorgen dafür, dass die Gesundheitsbetreuung in Gefahr gerät. Besonders im Krankenhaus Bruneck scheint die Lage prekär.“ Dazu kommt, dass auch auf der Führungsebene viele Dinge noch immer nicht geklärt sind: Weiterhin ist im Gesundheitsbezirk Bruneck der Bezirksdirektor nur geschäftsführend tätig. Eigentlich war eine Ernennung lange schon fällig, nun soll es in wenigen Wochen endlich soweit sein, so zumindest die Zusage.

Und: „Besonders schwerwiegend ist“, sagt die Abgeordnete des Team K, „dass weiterhin ein Mangel an Grundversorgungsärzten und Kinderärztinnen herrscht.“ Im Jahr 2022 gab es bis jetzt fünf Kündigungen. Derzeit sind neun Stellen unbesetzt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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