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Das stille Aus

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Der Südtiroler Sanitätsbetrieb hat jetzt seine eigene Informatikgesellschaft, die SAIM GmbH, liquidiert. Es ist ein stilles Ende eines fehlgeschlagenen Projekts.

von Christoph Franceschini

Die Firma existiert nicht mehr. Am 6. Dezember 2024 hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb die „Liquidation“ der eigenen SAIM GmbH beschlossen.

Wenig später hat der amtierenden SAIM-Präsident Markus Obermair zusammen mit den drei privaten Aktionären des Unternehmens vor einer Bozner Notarin die Auslösungsurkunde für die Gesellschaft unterzeichnet. Obermair wurde gleichzeitig zum Liquidator des Unternehmens ernannt. Bereits mit Jahresende wurden alle Verträge mit den wenigen Mitarbeitern gekündigt und das Vermögen des Unternehmens aufgelöst.

Es ist ein erstaunlich stilles Ende eines Projekts, das jahrelang in der Öffentlichkeit und in der Politik viel Staub aufgewirbelt hat. Denn diese Geschichte kann auch als Musterbeispiel herangezogen werden, wie man mit öffentlichen Geldern jahrzehntelang herumwerkelt und am Ende nicht viel herauskommt.

2004 wird in Bozen die „Südtirol Alto Adige Informatica Medica GmbH“ (SAIM) nach einer Ausschreibung in Form eines Wettbewerbsvertrags gegründet. Der Kopf ist ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des Bozner Sanitätsbetriebes, der sich mit seinem früheren Arbeitgeber in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) zusammentut. Der ursprüngliche Gesellschaftszweck ist der Aufbau eines Krankenhaus-Informationssystem für die damaligen Sanitätsbetriebe von Bozen und Meran.

Nach Schaffung des Südtiroler Sanitätsbetriebes 2007 arbeitet die SAIM weiter. Man werkelt zwar weiter, aber heraus kommt wenig. Nachdem sich der private Gründer eine goldene Nase verdient hat, scheidet er aus dem Unternehmen aus. Weil aber in den Jahren danach die politische Kritik an der SAIM immer lauter wird, führt der Sanitätsbetrieb 2015 eine gründliche technische, wirtschaftlich-finanzielle und rechtliche Analyse durch, um die Zweckmäßigkeit der SAIM GmbH zu überprüfen. Das Ergebnis ist positiv und die Sabes-Tochter wird mit der Digitalisierung der elektronischen Gesundheitsakte des Südtiroler Sanitätsbetriebs beauftragt. 2016 – damals noch unter Generaldirektor Thomas Schael – leitet man eine weitreichende Neuordnung des Unternehmens ein. Dabei wird der Verwaltungsrat von fünf auf drei Personen verkleinert.

Seitdem gehören 51 Prozent der SAIM GmbH dem Südtiroler Sanitätsbetrieb. Die restlichen 49 Prozent finden sich in den Händen von drei privaten Unternehmen: 23,25 % hält die Insiel Mercato S.p.A. (heute GPI SPA), weiterer 23,25% die österreichische PCS GmbH und 2,5% die Südtiroler DATEF S.p.A.

Wenig später benennt man das Projekt in SAIM 2.0 um und spricht offiziell von seinem „Kick-off“, aber die Ergebnisse sind weiterhin äußerst mäßig. So erreicht man zwar die Vernetzung der Krankenhäuser Bozen, Meran und Schlanders. Zudem wurde im vergangenen Jahr nach einem zähen Ringen endlich ein einheitliches Informatik-System in der gesamten Südtirol Sanität eingeführt, das vom SAIM-Aktionär GPI kommt. Dagegen gibt es aber immer noch vor allem in Brixen und Bruneck heftigen Widerstand, weil man dort unbedingt am eigenen System IKIS festhalten will. Auch die elektronische Gesundheitsakte wurde inzwischen implementiert.  Innerhalb der Ärzteschaft hagelt es auch hier geharnischte Kritik.

Nach Meinung der Verantwortlichen hat der Esel SAIM jetzt aber seine Schuldigkeit getan.

„Der offizielle Grund der Liquidation ist die Tatsache, dass das Unternehmen seinen Gesellschaftszweck erreicht hat“, begründet Markus Obermair die Auflösung des Unternehmens. Im Vorfeld hatte der Sanitätsbetrieb den Gesellschaftszweck für die SAIM per Beschluss dazu deutlich verkleinert.

Stolz kann man auf dieses Ergebnis nach zwei Jahrzehnten Arbeit und vielen Millionen Euro an investierten Geldern aber kaum sein.
Deshalb hat man jetzt auch ein leises Begräbnis vorgezogen.

 

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