„Eine große Chance“
Die Grüne schlagen mit einem Gesetzesentwurf, der nächste Woche diskutiert wird, die Einführung von mehrsprachigen Klassenzügen als Zusatzangebot vor.
Im letzten Jahr sind die Kontroversen über die Schule in Südtirol wieder aufgeflammt.
Wie lernt man die zweite Sprache? Wie schützen wir das Recht auf Bildung aller Kinder? Führt die strenge Trennung nicht zu mehr Exklusion statt Inklusion? Oder wäre es nicht endlich an der Zeit, einen Kurswechsel vollziehen und das einführen, was die Gesellschaft in Südtirol schon lange fordert: die mehrsprachige Schule.
In einer vom Landesbeirat der Eltern für die deutschsprachige Schule durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2015 wünschten sich 77 % der befragten Eltern eine stärkere Berücksichtigung der italienischen Sprache. 69 % der Südtirol:innen befürworten die Einführung des Unterrichts in der zweiten Sprache bereits im Vorschulalter und würden den Unterricht einiger Fächer in einer anderen Sprache positiv bewerten.
„Südtirol ist ein mehrsprachiges Land. Wir haben einen enormen Vorteil, aber wir nutzen ihn nicht voll aus“, erklären die Brigitte Foppa, Madeleine Rohrer und Zeno Oberkofler: „44 % der Schüler:innen deutscher Muttersprache in der vierten Klasse der Oberschule beherrschen Italienisch auf B1-Niveau, 4 % nur auf A2-Niveau. Bei den Schüler:innen italienischer Muttersprache sieht es nicht besser aus: 47 % erreichen B1, während 28 % nur A2 erreichen. Diese Daten sind nicht einer zweisprachigen Provinz würdig.“
Die Grüne Landtagsfraktion schlägt mit einem Gesetzesentwurf, der nächste Woche im Gesetzgebungsausschuss diskutiert wird, die Einführung von mehrsprachigen Klassenzügen als Zusatzangebot vor, ohne die bestehende Struktur der Schulen in deutscher, italienischer und ladinischer Sprache zu verändern.
Kurz gesagt:
- Die mehrsprachigen Klassen werden bei einer Mindestanzahl von Anmeldungen möglich gemacht: 14 im Kindergarten und 15 für die anderen Schulstufen.
- Das Lehrpersonal wird sich aus Lehrer:innen beider Sprachgruppen zusammensetzen.
- Der Unterricht der Fächer wird gleichmäßig zwischen den Sprachen aufgeteilt, mit der Möglichkeit, auch eine dritte Sprache zu integrieren.
- Die Anmeldung zu diesen Abteilungen ist freiwillig und ersetzt nicht das bestehende Bildungsangebot.
Brigitte Foppa, Erstunterzeichnerin des Gesetzesentwurfs, betont:
„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine Sprache gelebt werden muss, um sie optimal zu erlernen: Ein gemeinsames schulisches Umfeld zwischen den Sprachgruppen könnte die Grundlage dafür schaffen.“
Ein mehrsprachiges Zusatzangebot stelle eine große Chance für die Ausbildung der Kinder und Jugendliche in Südtirol dar, indem sie fortgeschrittene Sprachkenntnisse und ein besseres interkulturelles Verständnis fördert. Der Gesetzesentwurf möchte eine Wahlmöglichkeit bieten und eine Bildung garantieren, die den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft entsprich, so die Grünen.
„Mit diesem Gesetzesentwurf wollen wir das umsetzen, was in Europa schon lange Realität ist. Wir müssen uns den modernen Zeiten und den Anforderungen und Bedürfnissen der Familien anpassen“, schließen die Grünen Abgeordneten.
Weitere Informationen zum Gesetzesentwurf
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